Beim Martinsspiel am Samstag, 11. November, um 17 Uhr in St. Antonius in Stuttgart-Zuffenhausen mimt Nicole Klee auf Lanssini 2 den heiligen Martin in römischer Uniform auf dem Pferd. "Es gibt nichts Schöneres als die strahlenden Kinderaugen beim Umzug", erzählt die versierte Reiterin.
In Zuffenhausen feiert sie dieses Jahr ihre Premiere. Kein Problem für die zweifache Mutter, denn schließlich macht sie seit mehr als 20 Jahren mit beim Laternenzug in Kornwestheim – und kennt ihr Pferd aus dem Effeff. Auch Wetterkapriolen wie Regen oder Schnee können der 39-Jährigen nichts anhaben: "Es macht einfach Freude am Martinsspiel teilzunehmen."
Martin war ein guter Mann
Bräuche wie das Martinsspiel gehen auf den heiligen Martin von Tours zurück. Geboren wurde er um 316 in Szombathely im heutigen Ungarn. Als Jugendlicher trat der Offizierssohn in die römische Armee ein. Mit Mitte 30 ließ sich taufen. Später gründete er in Ligugé nahe Poitiers eines der heute ältesten Klöster des Abendlands. 372 wurde er zum Bischof von Tours geweiht. Am 8. November 397 starb Martin. Drei Tage später, am traditionellen Pacht- und Zahltag, dem 11. November, wurde er in seiner Bischofsstadt beigesetzt.
Einer von Martins Nachfolger im Bischofssamt legte dessen Gedenktag auf den Tag der Beisetzung, den 11. November, und markierte damit den Beginn der adventlichen Buß- und Fastenzeit, die 40 Tage bis Weihnachten dauert.
Legenden und Bräuche
Um das Leben des viel verehrten Heiligen ranken sich zahlreiche Legenden, auf die heute noch praktizierte Bräuche zurückgehen. Die wohl bekannteste Anekdote spielte sich am Stadttor von Amiens ab: Nachdem Martin um 334 einen frierenden Bettler gesehen hatte, teilte er mit einem Schwert seinen Mantel und gab dem Mann die Hälfte des Bekleidungsstücks. Diese Szene wird bei den Martinsspielen nachgestellt.
Die Martinsgans erinnert daran, dass Martin sich in einem Gänsestall versteckt haben soll, weil er nicht Bischof werden wollte. Aber das Geschnatter der Wasservögel verriet ihn, er wurde Bischof von Tours und die Martinsgans avancierte wie andere kalorienreiche Gerichte zum traditionellen Essen vor der adventlichen Fastenzeit.
Daran knüpfen auch die Martinswecken aus mit Rosinen und einer Tonpfeife verziertem Hefeteig an, die nach einem Martinsumzug Teilnehmenden verschenkt werden. Deren Laternen wie auch das abschließende Martinsfeuer bringen Licht in die Dunkelheit der herbstlichen Jahreszeit.
Schutzpatron der Diözese Rottenburg-Stuttgart
Der heilige Martin ist Schutzpatron der Reisenden, Armen und Bettler, der Länder Slowakei und Frankreich sowie des Bistums Rottenburg-Stuttgart, dessen Dom ihm geweiht ist.
Der Martinusweg durchquert die Diözese und das Erzbistum Freiburg. Der Pilgerweg gehört zum mehr als 5.000 Kilometer umfassenden Netz des "Via sancti Martini" des Europarats. An seiner Hauptstrecke passiert der Martinusweg den Stuttgarter Schlossplatz.
Martinsfeiern und Umzüge
Viele Kirchengemeinden in Stuttgart erinnern in den kommenden Tagen mit Umzügen an Leben und Werk des heiligen Martin. Die Termine im Überblick:
- Am Dienstag, 7. November, um 16.30 Uhr veranstaltet das Katholische Kinder- und Familienzentrum St. Peter (Winterbacher Str. 36, 70374 Stuttgart-Im Geiger) einen St. Martinslauf im Quartier.
- Am Mittwoch, 8. November, um 17 Uhr richtet das Katholische Kinder- und Familienzentrum Franziskus (Treffpunkt: Wendeplatte Triberger Str., Eingang zum Wald) eine Martinsfeier aus.
- Ein Martinsfest feiert die Gemeinde Zum Guten Hirten (Melchiorstraße 18 in Stammheim) am Freitag, 10. November, um 17.30 Uhr.
- Am Samstag, 11. November, um 17 Uhr finden in St. Antonius (Rosenschulhof, Markgröninger Str. 38, Zuffenhausen) und in Christus König (Fanny-Leicht-Str. 33, Vaihingen) Martinsspiele statt.
- Die Gesamtkirchengemeinde Stuttgart-Ost feiert St. Martin im Klingenbachpark am Samstag, 11. November, um 18 Uhr.
- Das Katholische Kinder- und Familienzentrum St. Georg in der Friedhofstr. 76 veranstaltet am Montag, 13. November, um 17 Uhr eine St. Martinsfeier.