Gefangene zu besuchen heißt, Christus besonders nahe zu sein. Das betont Bischof Gebhard Fürst mit Blick auf die Handlungsanweisungen in der Weltgerichtsrede im Evangelium, der letzten großen Rede Jesu vor der Öffentlichkeit (Mt 25,31-46). „Einsamkeit und das Gefühl des Vergessen-Seins ist für sehr viele in den Gefängnissen besonders an Weihnachten kaum zu ertragen. Gott aber kommt in Jesus Christus zu allen Menschen – dies feiern wir an Weihnachten", sagte Fürst im Vorfeld seines Besuchs in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Schwäbisch Gmünd.
Menschen begegnen und Hoffnung zusprechen
Seit mehr als 30 Jahren besuchen die Bischöfe der Diözese Rottenburg-Stuttgart an Heiligabend die Menschen in den Justizvollzugsanstalten des Landes. Neben Bischof Fürst, der zu einer Krippenfeier im einzigen Frauengefängnis des Landes kommt, sind Gefängnisbesuche von Weihbischof Thomas Maria Renz in der JVA Ravensburg und von Weihbischof Matthäus Karrer in der JVA Rottenburg geplant. Es geht darum, den Häftlingen Hoffnung zuzusprechen in einer extremen Ausnahmesituation. Die Bischöfe möchten aber auch die Arbeit der Bediensteten würdigen und das Augenmerk auf den Dienst der Seelsorgerinnen und Seelsorger lenken, die den Menschen im Gefängnis das ganze Jahr über nahe sind. „Die Gottesdienste und Begegnungen mit Gefangenen, aber auch mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Strafvollzug sind mir ein besonderes Anliegen und ein großer Gewinn", sagte Bischof Fürst.
Häftlinge führen Krippenspiele auf
Schon der ganze Advent sei eine Zeit, in der Seelsorge sehr viel angefragt wird, berichtet Sabine Mader, Diözesanreferentin für Klinikseelsorge und Gefängnisseelsorge. Die Trennung von der Familie werde von den Häftlingen vor und an Weihnachten als besonders einschneidend erlebt. Vor diesem Hintergrund seien Menschen im Gefängnis sehr epicht darauf, traditionelle Dinge zu machen: „Häftlinge führen Krippenspiele auf, um ein bisschen Weihnachten zu spüren, damit das Herz an die alten Traditionen anknüpfen kann", sagt Mader. Singen, Basteln und weitere Aktivitäten, vor allem aber auch Gespräche gehörten zu den Angeboten der Seelsorgerinnen und Seelsorger. Wie diese den Menschen im Gefängnis „auf Augenhöhe begegnen, sie wieder zu Schwestern und Brüdern machen", sei immer wieder beeindruckend.