Bischof Dr. Gebhard Fürst: Ansprache beim Neujahrsempfang der Kurie 2018

Die Erde ist unsere einzig mögliche Heimat, die wir bewohnen können. Wird die Erde unbewohnbar, stirbt der Mensch. Es gibt keinen Plan B. ‚Schöpfungsfreundliche Kirche‘ leistet einen enormen Beitrag zum Erhalt des Planeten Erde als einer für die Menschen bewohnbaren Welt. Sie ist ein Beitrag zur Rettung der Heimat der Menschen.

Die Erde ist unsere einzig mögliche Heimat, die wir bewohnen können. Wird die Erde unbewohnbar, stirbt der Mensch. Es gibt keinen Plan B. ‚Schöpfungsfreundliche Kirche‘ leistet einen enormen Beitrag zum Erhalt des Planeten Erde als einer für die Menschen bewohnbaren Welt. Sie ist ein Beitrag zur Rettung der Heimat der Menschen.

Rottenburg, Bischöfliches Ordinariat

Liebe Mitarbeiterinnen, liebe Mitarbeiter, lieber Herr Weihbischof, lieber Herr Generalvikar, lieber Herr Offizial, sehr geehrte Mitglieder des Domkapitels, Leiterinnen und Leiter der Hauptabteilungen, sehr verehrte liebe Damen und Herren!

Der Neujahrsempfang der Diözesankurie ist inzwischen gute Tradition. Gerne heiße Sie heute alle herzlich willkommen!
Zuallererst möchte ich meinen Dank aussprechen an Sie alle für Ihre Arbeit im vergangenen Jahr. Mein Dank gilt all den vielen, die durch ihr Engagement dazu beigetragen haben den Auftrag, dem wir als Kirche, als katholische Kirche, als Gemeinschaft der glaubenden Christen verpflichtet sind, zu verwirklichen. Dazu tragen Sie mit Ihrer Arbeit in der Kurie bei.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind eine Dienstgemeinschaft mit zentralem Auftrag, das hören Sie oft. Aber es ist immer wichtig, sich das zu vergegenwärtigen.
Bereits im Jahr 2002 haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zusammen mit den Verantwortlichen in leitenden Diensten und Ämtern, in vielen Gruppen, Gremien ein Leitbild erstellt. Inzwischen ist es etabliert und dient als Grundlage für die Arbeit im bischöflichen Ordinariat. Das Leitbild der Diözesankurie schließt mit den Worten:

„Wir verstehen unser Handeln als Dienst, der sich am Evangelium ausrichtet. Dies betrifft die Art und Weise, in der wir Verantwortung wahrnehmen, mit Personen umgehen und materielle Ressourcen einsetzen.“

Meine Rede zur feierlichen Eröffnung des neuen Gebäudes, in dem wir uns hier befinden, im Juli 2013, habe ich damals mit den Worten: „Im Dienst der Menschen – Das bischöfliche Ordinariat und eine den Menschen nahe Pastoral“überschrieben. Folgendes habe ich darin formuliert:
„Der Bau ist errichtet für eine menschendienliche Verwaltung und Gestaltung der Pastoral. Das Bischöfliche Ordinariat steht im Dienst des Lebens in den Kirchengemeinden und Einrichtungen der Diözese, im Dienst der Vermittlung der befreienden Botschaft des Evangeliums. Das Bischöfliche Ordinariat soll und will das Leben aus dem Glauben vor Ort unterstützen und das Zeugnis des Glaubens fördern und so dazu beitragen, dass wir alle als Ortskirche von Rottenburg-Stuttgart glaubwürdig Kirche leben.“ Weiter heißt es, die bischöfliche Kurie ist mitgeprägt von den pastoralen Leitideen der Ortskirche Rottenburg-Stuttgart. Wir verstehen uns als diakonische, missionarische Kirche, insbesondere als schöpfungsfreundliche Kirche. Dies impliziert auch nachhaltiges Bauen, ökologische Verantwortung und neueste energiesparende Technik. In diesem Geist ist auch dieses Haus gebaut. In all dem wollen wir untereinander, auf allen Ebenen im Inneren und nach außen eine im Dialog lebendige Kirche sein. Soweit damals bei der Einweihung dieses Baus.

„Verpflichtet“, heißt es hier, „insbesondere eine schöpfungsfreundliche Kirche zu sein“. Warum haben wir diese Leitidee und die Leitidee schöpfungsfreundliche Kirche entwickelt? Wofür stehen wir? Was tun wir?
In unseren Leitlinien ist formuliert: Wir verstehen uns als eine diakonische, das heißt: als eine den Menschen dienende Kirche; als eine missionarische Kirche, das heißt unseren Glauben in lebendigem Zeugnis anbietende und als eine schöpfungsfreundliche Kirche. Warum schöpfungsfreundliche Kirche und warum spreche ich heute beim Neujahrsempfang der Kurie darüber?

Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, unsere Erde ist ernsthaft bedroht von der Klimaerwärmung mit all ihren Konsequenzen. Sie werden vermutlich sagen: „Das ist Sache der Politik!“ – Als Christen, als Kirche, haben wir jedoch den Auftrag, aus unserem Schöpfungsglauben heraus, etwas zu verändern und drohende Gefahren abzuwehren. Es geht um das ‚gemeinsame Haus Erde‘. Um das gemeinsame Haus für alle Menschen. Die Erde ist unsere einzig mögliche Heimat, die wir bewohnen können. Wird die Erde unbewohnbar, stirbt der Mensch. Es gibt keinen Plan B.
‚Schöpfungsfreundliche Kirche‘ leistet einen enormen Beitrag zum Erhalt des Planeten Erde als einer für die Menschen bewohnbaren Welt. Sie ist ein Beitrag zur Rettung der Heimat der Menschen.

Der Klimawandel findet statt!
Seit vielen Jahren engagiert sich die Diözese Rottenburg-Stuttgart im Klimaschutz Im Jahr 2007 – vor mehr als 10 Jahren – haben wir explizit eine Klimainitiative, die stets fortgeschrieben und weiterentwickelt wurde. Nochmals: der Klimawandel findet statt. Seine Folgen sind bereits jetzt deutlich sichtbar und sie werden sich auf die nächsten Jahrzehnte sehr nachteilig bis bedrohlich auswirken.
Vor der 23. Weltklimakonferenz in Bonn im November 2017 wurde eine Untersuchung vorgelegt, die zeigt, dass relevante Schadensereignisse zunehmen:
meteorologische Ereignisse, ökologische Ereignisse, klimatologische Ereignisse. Ein objektiver Nachweis wurde dadurch erbracht, dass sich die sogenannten relevanten Schadensereignisse, die Gesamtschäden in Zusammenhang mit dem Klimawandel seit 1990 insgesamt dramatisch erhöht haben.

Ein Blick auf einige wetterbedingte Katastrophen des vergangenen Jahres zeigt, wie sich ein ungebremster Klimawandel auswirken könnte, erklärte Peter Höppe, Leiter der Geo-Risiko-Forschung der Münchner Rückversicherungsgesellschaft AG bereits Anfang des Jahres 2017.
Wie drängend die Frage ist, zeigt der Blick auf das ganz nüchterne Material aus der Versicherungswirtschaft, die eine Fülle von Statistiken zu Naturkatastrophen, historischem Schadendaten und globalen Gefährdungskarten zusammenträgt. „Das Versicherungsgeschäft wird immer stärker von Geo-Intelligenz mitbestimmt“, schreibt die ‚Münchner Rück‘[1].

Ich möchte mich einem Thema besonders widmen: dem klimazerstörerischen Umgang der Menschen mit der Energiegewinnung aus nicht erneuerbaren fossilen Energieträgern.
Hans Joachim Schellnhuber hat hierüber ein aufrüttelndes Buch geschrieben, es trägt den Titel: „Selbstverbrennung – Die fatale Dreiecksbeziehung zwischen Klima, Mensch und Kohlenstoff“.[2]
Die Bildgestaltung auf dem Cover des Buches ist einem griechischen Schöpfungsmythos entnommen. Ein übergroßer ‚MenschGott‘ trägt den Planeten Erde, der, überhitzt, ein Glutball, ein Feuerball geworden ist. Damit soll im Bild ausgedrückt werden, dass der Mensch, der sich als Herr von allen sieht, und von allen letztlich die ihm aufgeladene Erde verbrennt und damit selbst untergeht.

Meine Damen und Herren, Schellnhuber ist Gründungsdirektor des Potsdamer Instituts für Klimaforschung und Professor für Theoretische Physik an der Universität Potsdam, sowie am Santa Fe Insitute der USA. Er ist kein Fantast. Als international führender Experte auf dem Gebiet des Klimawandels fragt er in seinem viel beachteten Buch „Selbstverbrennung“ folgendes: Geht das Zeitalter unserer Zivilisation nach wenigen Jahrtausenden schon zu Ende? Gegenwärtig, so Schnellnhuber, befindet sich die Menschheit auf direktem Weg ins selbst entfachte Feuer. Die „Diktatur des Jetzt“ befiehlt unentwegtes Wirtschaftswachstum durch exzessiven Konsum von Gas, Öl und Kohle. So stoßen wir massenhaft Treibhausgase aus und heizen das Erdsystem in nie dagewesener Weise auf. Der Preis: Klimachaos und die Gefährdung der natürlichen Lebensgrundlagen des Homo Sapiens. Unsere Entscheidungen hier und heute bestimmen weltweit das Schicksal der kommenden Generationen.
Dennoch wäre die gleichsam kollektive Selbstverbrennung aus Gier und Torheit immer noch abzuwenden. Denn paradoxerweise sind bereits alle technischen und ökonomischen Voraussetzungen für einen Kurswechsel zur globalen Nachhaltigkeit gegeben. Jetzt müssen nur Wissen und Wollen zusammen kommen.
Der weltbekannte Klimaforscher erzählt dieses planetarische Drama als ganz große Geschichte. Er verfügt über tiefe wissenschaftliche Einsichten, aufschlussreiche persönliche Erinnerungen und schonungslose politische Analysen, und er fügt dies auf atemberaubende Weise zusammen. Er beendet sein Buch mit einem Blick in die menschliche Seele, in der der Schlüssel zur Bewältigung der größten Krise der Moderne liegt.
Im Juni 2015 stellte Schellnhuber im Vatikan als Mitglied der Pontifikalakademie zusammen mit höchsten kirchlichen Würdenträgern die grüne Enzyklika von Papst Franziskus vor.
Er schreibt in der Einleitung zu seinem Buch: „Je tiefer man in die Klimaproblematik eindringt, desto deutlicher wird, dass diese beispiellose Zivilisationskrise nur durch die Verbindung von Glaube und Vernunft bewältigt werden kann. Wenn also Spiritualität und Intellektualität Hand in Hand gehen, ganz gleich, ob sich das Paradies im Diesseits oder im Jenseits befindet, es wird jeden Tag offenkundiger, dass wir dabei sind, es im Namen des Fortschritts zu verspielen.“[3]
Und einige Abschnitte weiter: „Dieses Buch spricht somit, ebenso wie die Enzyklika von Papst Franziskus, nicht von einer fernen, mystischen Apokalypse, sondern von einem nahen, profanen Desaster, auf das unsere Zivilisation starrsinnig zusteuert. Der Begriff ‚Selbstverbrennung‘ erscheint für diese kollektive Torheit durchaus angemessen, zumal sie den Wärmetod unzähliger Kreaturen verursachen würde.“[4]

Liebe Mitarbeiterinnen, liebe Mitarbeiter, unser Planet Erde ist übrigens unser einziges gemeinsames Haus, das wir bewohnen können. Wir haben keinen Planeten B. Wenn wir nicht eingreifen, dann bedeutet das für die Kinder, die in diesen Jahren geboren sind und im Jahr 2018 geboren werden, dass sie im Laufe ihres Lebens die dramatischen Auswirkungen unseres derzeitigen Verhaltens am eigenen Leib und Leben deutlich erleiden müssen. Wollen wir das unseren Kindern zumuten? Sie sehen, dass daraus für uns eine große Verantwortung erwächst.
Sehr geehrte Damen und Herren, nach christlichem Verständnis ist der Mensch kein selbstüberschätzender Beherrscher der Erde, der ungestraft alles kann und alles darf, sondern er ist derjenige, dem die Erde als Treuhänder von seinem Schöpfer überlassen ist.
Wir Christen sind schöpfungsfreundliche, schöpfungsgläubige Menschen. Wir glauben an Gott, den Schöpfer des Himmels und der Erde, wie es im ersten Satz unseres Glaubensbekenntnisses heißt.
Deshalb müssen wir die biblischen Schöpfungserzählungen heranziehen als Motivation für unser Handeln – insbesondere den Satz: Gott, der Herr nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten von Eden, damit er ihn bebaue und hüte – und nicht zerstöre.
Der Mensch ist nicht Herr über die Schöpfung, er ist ihr Hüter und Bewahrer. Er hat einen Gestaltungsauftrag und er hat auch einen Auftraggeber, dem er Verantwortung schuldet. Der Mensch ist nicht Shareholder der Schöpfung, sondern Treuhänder. Er ist „Gärtner“ im ihm von Gott anvertrauten Garten.
Wir sind also alle in Verantwortung genommen. Ver-Antwortung, das bedeutet: Antwort geben nicht nur im verbalen Sinn, sondern Antwort im heilen, im schöpfungsfreundlichen Handeln. Deshalb haben wir die pastorale Leitidee schöpfungsfreundliche Kirche entwickelt und folgen ihr schon seit vielen Jahren.

Wie das praktisch aussieht, möchte ich Ihnen zum Schluss nur in kurzen Andeutungen weitergeben. Dazu möchte kurz das Engagement unserer Ortskirche Rottenburg-Stuttgart vorstellen. Denn es ist, so denke ich, wichtig für Sie zu wissen, was wir als Kirche tun. Wofür wir einstehen und wofür Sie mitarbeiten.
Wir wollen dem Schutz des Klimas in unserer Diözese Rottenburg-Stuttgart dienen mit dem Ziel, den Planeten Erde als bewohnbares Haus zu erhalten und zu gestalten. Im Jahr 2007 haben wir in unserer Diözese im Rahmen unseres Selbstverständnisses als schöpfungsfreundliche Kirche eine diözesane Klimainitiative ergriffen. Federführend ist hierbei ist Hauptabteilung XI – Kirche und Gesellschaft. Um auch finanziell handlungsfähig zu sein, haben wir einen Nachhaltigkeitsfonds mit erheblichen Mitteln ausgestattet. Wir haben den Franziskuspreis eingeführt, mit dem vorbildliche Klimaschutzprojekte ausgezeichnet werden.
Nur kurz zum Nachhaltigkeitsfonds: Im Jahr 2008 hat der Finanzausschuss des Diözesanrats die Vergaberichtlinien für einen „Nachhaltigkeitsfonds“ beschlossen, der mit über 12 Millionen Euro ausgestattet ist. Davon fließt ein erheblicher Teil in die Gemeinden. Er wird genutzt, um Gebäude im kirchlichen Besitz entsprechend zuzurüsten. Wir fördern damit die Verwendung regenerativer Energien wie zum Beispiel Sonnenenergie, Biomasse, Wasser und Wind, sowie den Einsatz moderner und hocheffizienter Technologien wie etwa die Kraft-Wärme-Koppelung.
Zu den Maßnahmen im Rahmen der Klima-Initiative der Diözese gehört auch der von mir gestiftete „Franziskuspreis“, der mit 10.000 Euro dotiert ist und der alle zwei Jahre an besonders vorbildliche, nachhaltige Projekte und Initiativen in Kirchengemeinden und kirchlichen Einrichtungen vergeben wird. Schirmherr ist der Ministerpräsident des Landes. Der Umweltminister unserer Landesregierung ist Mitglied in der Jury dieses Preises.

2017 haben die das Erzbistum Freiburg und die Diözese Rottenburg-Stuttgart zusammen mit den beiden evangelischen Kirchen in Baden-Württemberg ein Bündnis für Klimagerechtigkeit geschlossen. Nach Überzeugung der vier großen Kirchen im Land, erfordern die Folgen des Klimawandels ein auf Dauer angelegtes, gemeinsames, christliches Engagement. Mit einem „Bündnis für Klimagerechtigkeit“ sie nun dafür einen strukturellen Rahmen geschaffen. Ziel ist es, das Handeln der Kirchen für den Klimaschutz im jeweils eigenen konfessionellen Umfeld zu verstärken, kooperative Projekte lokal und global umzusetzen sowie in Politik und Gesellschaft gemeinsame Positionen geltend zu machen.
Um die Ziele des Bündnisses zu erreichen, planen die vier Kirchen einen „Rat für Klimagerechtigkeit“. Mitglieder sind Experten aus den Fachbereichen Weltkirche und Bewahrung der Schöpfung. Der Rat wird von einer neu einzurichtenden Geschäftsstelle koordiniert werden. Er soll jährlich eine Fachtagung zum Klimaschutz und Klimagerechtigkeit veranstalten. Eine Ausweitung der Kooperation mit den Kirchen der Arbeitsgemeinschaft christlichen Kirchen, der ACK, ist angestrebt.

Ein weiteres Projekt haben wir jetzt Ende des Jahres 2017 vorgestellt: ein neues, integriertes Klimaschutzkonzept. Mit diesem Klimaschutzkonzept hat die Diözese Rottenburg-Stuttgart einen Plan erarbeitet, wie sie in den kommenden Jahren ihren Beitrag leisten kann, den Klimawandel zu begrenzen. Wir stellen uns ganz ausdrücklich hinter unsere Selbstverpflichtung, die die Weltgemeinschaft mit dem Klimaschutzabkommen von Paris eingegangen ist, nämlich die Begrenzung des weltweiten durchschnittlichen Temperaturanstiegs auf unter zwei Grad und das Ziel weltweiter Klimaneutralität bis zum Jahr 2050.

Meine Damen und Herren, das sind ehrgeizige Ziele, das wird uns auch was kosten, an Überlegungen, an personellen und finanziellen Ressourcen. Rückenwind erhalten all unsere Initiativen und Konzepte durch Papst Franziskus. In seiner großen Umwelt- und Sozialenzyklika ‚Laudato si‘ betont er die Verantwortung, die die Kirche für die Bewahrung der Schöpfung trägt. Als Teil der Gesellschaft ist die Kirche heute mitverantwortlich dafür ob, wie und unter welchen Lebensverhältnissen künftige Generationen leben können. „Wir reden hier von einer grundlegenden Frage der Gerechtigkeit, da die Erde, die wir empfangen haben, auch jenen gehört, die erst noch kommen“ so Papst Franziskus in ‚Laudato Si‘.

Zum Ende meiner Ansprache möchte ich noch einige Worte zu unserem Beitrag für den weltkirchlichen Klimaschutz verlieren: Unsere Hauptabteilung X – Weltkirche bemüht sich in ganz besonderer Weise um den weltkirchlichen Klimaschutz. Denn Klimaschutz wird zu seiner Schicksalsfrage der Menschheit. Die Verteilung der Lasten ist auch eine Frage weltkirchlicher Klimagerechtigkeit. Im Sinne gemeinsamer, aber differenzierter Verantwortung engagiert sich die Diözese Rottenburg-Stuttgart schon seit einigen Jahren verstärkt um den Klimaschutz weltweit. In den Ländern Asiens, Afrikas und Lateinamerikas fördert die Hauptabteilung Weltkirche Projekte von Schwesterkirchen die Energieautonomie durch die Einführung und Nutzung von erneuerbaren Energien erzielen wollen. In den vergangenen fünf Jahren wurden beispielsweise für den Aufbau von Solaranlagen durchschnittlich mehr als 320.000 Euro pro Jahr vergeben.
Alle Projekte setzen bei der Wiedergewinnung der natürlichen Lebensgrundlagen an, indem z. B. Wälder wieder aufgeforstet werden. Auch die Versorgung durch sauberes Trinkwasser in zunehmend wasserarmen Gegenden bildet einen Schwerpunkt. Wichtiger werden auch Präventionsmaßnahmen gegen Naturkatastrophen. So haben jüngst Caritas-Partner im Südwesten von Bangladesch, das verstärkt von Wirbelstürmen, Springfluten und Überschwemmungen betroffen ist, mit unserer Hilfe Häuser, Ställe und Werkstätten wetterfest gemacht und lokale Berater geschult.
Neu ist seit einiger Zeit auch die Sorge um die Klimaflüchtlinge: In Liberia haben zum Beispiel Caritas-Partner bei den Aufräum- und Wiederaufbauarbeiten eines ganzen Ortes nach verheerenden, teilweise sintflutartigen Regenfällen geholfen. So konnten die Menschen dort bleiben und mussten nicht abwandern.
Bei all diesen Projekten schätzen wir uns glücklich, starke Partner vor Ort zu haben, die diese konkreten Projekte immer auch mit Maßnahmen zu Bewusstseinsbildung verbinden.

Jetzt komme ich zurück zur Bischöflichen Kurie.
Sie alle, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, bauen mit an einer schöpfungsfreundlichen Kirche im Interesse der Menschen der kommenden Jahre – jede und jeder auf seine eigene Weise. Wir wissen, dass ein Scheitern der internationalen Anstrengungen den Anstieg der Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen mittel- und langfristig zu katastrophalen Konsequenzen führen wird. Wenn wir weiter so rücksichtslos handeln wie bisher, drohen von Menschen bewohnte Regionen überflutet zu werden. Lebensgrundlagen werden zerstört, Meere kippen um und das Leben im Wasser stirbt. Das sind leider keine apokalyptischen Bilder mehr, sondern manches davon ist in den Bereich des Möglichen – ja des Wahrscheinlichen getreten. Es sei denn, wir Menschen besinnen uns und greifen hier im Sinne des Auftrags Gottes, die Schöpfung zu bewahren, zu pflegen, zu schützen rettend ein.

Eine schöpfungsfreundliche Kirche kann so einen diakonischen Dienst an der Zukunft der Menschheitsfamilie, für die Qualität ihres Lebens und für eine heilsame Beziehung zur Natur, zur Umwelt, zur Schöpfung leisten. Eine schöpfungsfreundliche Kirche handelt auf diese Weise für die Bewahrung der Schöpfung als Lebensraum für die kommenden Generationen. Sie überzeugt so durch ein dem Frieden und der Gerechtigkeit dienendes Handeln.

Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wirken Sie mit an der Verwirklichung einer schöpfungsfreundlichen Kirche – an Ihrem Arbeitsplatz, in Ihrem eigenen Arbeitsauftrag!
Denen, die es mit großem Engagement schon tun, sage ich ein herzliches „Vergelt‘s Gott“. Ihnen allen wünsche ich ein gesegnetes Jahr 2018 im persönlichen Bereich, aber auch als Mitarbeiterin und Mitarbeiter unserer Diözesankurie von Rottenburg-Stuttgart – ein gesegnetes Jahr 2018. Dankeschön.

 

[1] Die für jedermann zugängliche Online-Plattform bietet Grundlagenwissen zu geophysikalischen, meteorologischen, hydrologischen und klimatologischen Gefahren, aber auch umfassend statistische Tools und Kartenmaterial, das bis in die früheren 1980er Jahre zurück reicht. Und was deutlich macht, der Trend zu ungewöhnlichen Großwetterereignissen steigt deutlich an in verschiedener Varianz.

[2] Hans Joachim Schellnhuber: Selbstverbrennung: Die fatale Dreiecksbeziehung zwischen Klima, Mensch und Kohlenstoff, Bielefeld 2015.

[3] Schellnhuber: Selbstverbrennung (a.a.o.), Seite 6

[4] Schellnhuber: Selbstverbrennung (a.a.o.), Seite 6

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