,,Systemrelevant" heißt das gerade so viel gebrauchte, technokratisch kühle Wort, um all das Wärmende, Stützende und Stärkende zu charakterisieren, das dafür sorgt, dass unsere solidarische Gesellschaft nicht zusammenbricht. Sie, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den karitativen Einrichtungen, sind in dieser schwerwiegenden Krise wirklich „systemrelevant".
Sie alle, die Sie Ihren unmittelbaren Dienst an behinderten, an kranken, alten und pflegebedürftigen Menschen tun, sind in Ihrem Tun unendlich wichtig und heilsam für jeden einzelnen der pflegebedürftigen Menschen. Diese sind bei Ihnen nicht allein fachlich nach allen Regeln der Professionalität bestens gepflegt, versorgt und begleitet. Ich weiß, dass Sie gerade alles Menschenmögliche tun, um den Menschen, die Ihnen anvertraut sind, die Zeit, in der sie keine Besuche von Angehörigen und Freunden bekommen können, so erträglich wie möglich zu machen. Sie sind noch sehr viel mehr als sonst gefragt, einfach da zu sein, eine Hand zu halten, zu trösten, mit auszuhalten und auch zu unterhalten. Dabei wissen Sie: die Mutter, den Ehemann, die Tochter, das Enkelkind kann ich dennoch nicht ersetzen.
Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Sie werden noch mehr als sonst mit schwierigen, tragischen und traurigen Situationen konfrontiert. Dies alles gilt es auch psychisch zu verkraften. Mit Ihrem Einsatz sind Sie nicht
zuletzt immer auch einer erhöhten Gefahr für sich selbst ausgesetzt und müssen zugleich z. B. im eigenen familiären Umfeld vielfältige Belastungen verkraften.
Viele von Ihnen, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sind in den Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe tätig. Wie fordernd und anstrengend muss es sein und wie viel Kreativität entwickeln Sie, um hier den herrschenden Ausnahmezustand zu gestalten. Für die Ihnen anvertrauten jungen Menschen, gibt es ja so gut wie kein „Außen". Da mag es viele Situationen geben, in denen Sie buchstäblich gefordert sind, Stand zu halten.
Ebenso gefordert sind Sie als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den unterschiedlichen Diensten und Beratungsstellen der Caritas. Sie tun alles, um trotz des Gebots des „sozialen Abstand-Haltens" so gut es eben geht, hilfe- und beratungsbedürftigen Menschen nahe zu bleiben. Und wenn es nicht mehr unmittelbar „von Angesicht zu Angesicht" möglich ist, dann eben am Telefon nahe zu sein. Manche haben in kürzester Zeit gelernt, auch online zu beraten. Wenn schon manche Tür verschlossen bleiben muss, so soll trotzdem niemand in einer Notsituation allein gelassen werden. Das ist Ihr Anspruch, den Sie tagtäglich mit viel Phantasie und großem Einsatz einlösen.
Für Ihr Wirken, für Ihren Dienst am Menschen in den verschiedensten Bereichen der Caritas möchte ich Ihnen von Herzen danken! Ihre Arbeit ist kostbar, unschätzbar und - davon bin ich zutiefst überzeugt - für unsere Gesellschaft, für jeden einzelnen Menschen auch. unverzichtbar. Nicht nur in der Krise! Wir werden das nicht vergessen und unseren Worten des Dankes und der Anerkennung auch Taten folgen lassen müssen.
Wir werden uns künftig entschiedener mit der Frage auseinandersetzen, wie viel unserer Gesellschaft Ihre Arbeit im wahrsten Sinn des Wortes wert ist. Und es ist Aufgabe von Politik, förderliche Rahmenbedingungen zu schaffen, damit Sie Ihre wichtige Arbeit gut tun können. Es geht in Ihrem Beruf ja auch um Ihre Lebensqualität und Ihre Gesundheit.
Ich möchte Ihnen an dieser Stelle zusagen, dass wir auch als Kirche unsere Verantwortung wahrnehmen wollen, Sie gerade jetzt in Ihrem Dienst an den Menschen bestmöglich zu unterstützen. Ob das etwa bei der Beschaffung der so dringend benötigten Schutzkleidung sein kann, durch die Mithilfe bei der Organisation von Notbetreuungen für Kinder oder durch mediale Angebote für Bewohner von Pflegeheimen. Die Zeit wird zeigen, was konkret gebraucht wird, was möglich und gestaltbar ist.
Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den sozial-karitativen Einrichtungen in unserer Diözese, ich erbitte für Sie, dass Ihnen die Kraft jeden Tag aufs Neue zuwächst, die Sie für Ihre schwere Arbeit an den Menschen brauchen. Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass Sie neben all dem Belastenden für sich auch immer wieder etwas von der Hoffnung und der Zuversicht erfahren, die jeder und jedem von Ostern her zugesprochen ist.
Mit der Bitte um Gottes Segen für Sie grüße ich Sie in dankbarer Verbundenheit