Bischof Dr. Gebhard Fürst: Für die Menschendienlichkeit der Medien 2006

Bonn

Sehr geehrter Herr Kardinal, meine sehr geehrten Damen und Herren,
gestatten Sie mir zunächst vor allem auch meine eigene sehr herzliche Gratulation an die Preisträger des diesjährigen Katholischen Medienpreises! Denn sie zeigen mit Ihrem Schaffen, wie sich hohes journalistisches Können, ethisch-moralisches Problembewusstsein und Menschendienlichkeit auf sinnvolle Weise ergänzen und anregen können. Und damit bin ich bereits in der Mitte der Gedanken, die ich Ihnen hier abschließend kurz vorstellen möchte.

Medien entwickeln sich und „wir haben die neuen (medialen) Entwicklungen danach zu beurteilen, in wie weit sie Instrumente der sozialen Kommunikation hervorbringen und ob sie einen Zuwachs an Menschlichkeit bedeuten. Nicht die technische Machbarkeit darf Maßstab der Weiterentwicklung auf dem Gebiet der elektronischen Medien sein, sondern … die Menschendienlichkeit.“

Meine sehr verehrten Damen und Herren, dieses Zitat stammt von Bischof Dr. Georg Moser, meinem Vorvorgänger, der langjähriger Vorsitzender der Publizistischen Kommission war. Und obwohl die zitierten Worte von Bischof Moser nun bereits vor einigen Jahrzehnten gesagt wurden, haben sie nichts an Aktualität und geradezu prophetischer Brisanz verloren. Im Gegenteil. In unserer Zeit ist dies eine Herausforderung ganz eigener Art: in einer Zeit der global gewordenen Mediennetze, die ungehinderte ‚just-in-time-Kommunikation’ unabhängig von Ort und von Tag- und Nachtzeiten realisieren und die dabei auch ‚ungleichzeitige Kulturen’ in Nachrichten- und Bilderaustausch bringen. Gerade hier wird besonders deutlich, wie aktuell die Paradigmen Sachgerechtigkeit und Menschendienlichkeit sind. Eine soziale Kommunikation, die am Menschen orientiert ist, ist überlebenswichtig - im Kleinen und im Großen. Friedliche Verständigung und Dialog z.B. zwischen großen Kulturen erfordern das ganze Potential des menschlichen Geistes: die Ausbildung seines Verstandes, die Kultivierung seiner Gefühlswelten und die Erfahrung seiner transzendenten Bestimmtheit.

Es muss ein Dialog sein, der Klarheit über die eigenen Standpunkte erfordert und der gleichzeitig offen für das Gegenüber ist. Mit einem Wort von Hermann Hesse könnte man diesen Grat treffend so illustrieren: ‚Gestaltlose Schatten begegnen sich nicht.’ Nur ein solcher Dialog, der die Differenz aushält, stiftet kreatives, lebendiges und friedvolles Miteinander – nach innen, wie nach außen.

Als Kirche sind wir aufgerufen, die „Zeichen der Zeit“ zu deuten und dabei seismographisch auch die Dynamiken der Mediengesellschaft zu registrieren. Wir müssen darauf hin wirken, dass sich die Medien ihres Gesellschaftsauftrages nicht entledigen, am „Garten des Menschlichen“ mitzuarbeiten. Gerade sie, die mit dem Impetus und den Idealen der Aufklärung angetreten sind, stehen in unserer Zeit in besonderer Verantwortung. Sie können zu einer wirklich humanen Zukunft beitragen, indem sie das menschliche Leben und die menschliche Würde immer wieder als das darstellen, was sie eigentlich sind: ein fragiles und bedrohtes Gut. Gerade die heutigen Preisträger haben uns das eindrücklich vor Augen geführt. Auch bei unserer eigenen kirchlichen Medienarbeit sollten wir uns daher genau darüber klar werden, was wir den Menschen wie kommunizieren wollen. Es geht um die Qualität unserer Sprache, die den anderen nicht nur erreichen soll, sondern uns dialogisch in Kontakt und auf dem gemeinsamen Weg als Menschen weiter bringt. Die Medien sollten den Menschen und ihrer „Communio“ im tiefsten Sinne dienen. Das ist der erste Maßstab kirchlicher Medienpolitik!

Lassen Sie mich abschließend meinem Vorgänger im Amt des Vorsitzenden der Publizistischen Kommission, Herrn Weihbischof Friedrich Ostermann, für seine langen Jahre als Medienbischof danken! Lieber Friedrich, Deine Geradlinigkeit in der Sache, Deine Liebe zu den Menschen und Deine priesterliche und bischöfliche Authentizität haben Dich zu einem besonders beliebten Vorsitzenden gemacht. Dafür danke ich Dir sehr herzlich!
Meine Damen und Herren, ich danke für Ihre Aufmerksamkeit und freue mich nun auf die Begegnung mit Ihnen!

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