Ulm, 95. Katholikentag
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
der Kunstpreis unserer Diözese, der im Rahmen des Katholikentags heute Abend verliehen wird, bündelt in mehrfacher Weise inhaltliche und formale Spuren.
Erlauben Sie mir zunächst, dass ich einige Hinwege benenne, die das Entstehen des Preises in unserer Diözese schildert und den Horizont zu umreißen versucht, vor dem er steht. Der Kunstpreis der Diözese Rottenburg-Stuttgart wurde am Aschermittwoch der Künstler 2003 zum zweiten Mal ausgeschrieben, nachdem er 1997 von meinem Vorgänger im Bischofsamt, dem jetzigen Kurienkardinal Walter Kasper, auf Anregung des Kunstvereins unserer Diözese in drei Preisstufen errichtet worden war. 1997 war dies ein viel beachtetes Novum in der Diözesangeschichte, und die Resonanz im In- und Ausland war überwältigend.
Der Kunstpreis der Diözese Rottenburg-Stuttgart ist zunächst einmal Ausdruck der Wertschätzung der Kunst durch die Kirche, ganz im Sinne von Papst Johannes Paul II., der immer wieder darauf aufmerksam macht, dass die Kirche die Kunst brauche, „um besser zu wissen, was im Menschen ist: in jenem Menschen, dem sie das Evangelium zu verkünden hat.“ Auch die Deutsche Bischofskonferenz hatte die Bedeutung der Kunst für die Kirche entsprechend gewürdigt und dabei vor allem auf die „prophetisch-kritische Sprengkraft der Bilder“ hingewiesen: „Die Stärke der Kunst ist es, den Finger auf die Wunden des Gegenwärtigen zu legen, Fragen und Wünsche, auch Sehnsüchte aufzudecken“ (Handreichungen DBK „Liturgie und Bild“, 1996). Nicht zuletzt aus diesen Gründen hat sich das Bistum Rottenburg-Stuttgart seit vielen Jahren um den Dialog von Kirche und Kunst bemüht. Erlauben Sie mir daher einige Hinweise, inwieweit sich dieser Kunstpreis in die Tradition der Kunst in unserer Diözese einfügt.
- Im Jahre 1852 wurde ein diözesaner Kunstverein gegründet, einer der ältesten im katholischen Deutschland, der sich seitdem in Folge für die Belange der Kunst und der Künstler einsetzt.
- Im Jahre 1862 legte Bischof Josef Lipp den Grund für ein Diözesanmuseum durch den Erwerb einer ansehnlichen Sammlung spätgotischer Tafelbilder. Dieses Museum, seit 1996 in der ehemaligen Rottenburger Karmeliterkirche untergebracht, gehört zu den „Schätzen des Landes“.
- In der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts wurden in unserer Diözese weit über 500 Kirchen gebaut. Zum Kirchenbau gehört wesentlich die künstlerische Ausgestaltung und Ausstattung. Die Förderung der Kunst, auch in der Zeit knapper Kassen, begleitet unsere Diözesangeschichte seit 175 Jahren.
Auch die erneute Auslobung unseres Kunstpreises ist ereignisbezogen: Im Jahre 2003 beging die Diözese Rottenburg-Stuttgart ihr 175-jähriges Bestehen unter dem Motto „Gott und den Menschen nahe“. Und jetzt, vom 16. – 20. Juni 2004, findet in Ulm der 95. Deutsche Katholikentag unter dem Leitwort „Leben aus Gottes Kraft“ statt. Beide Themen berühren sich. Dem trägt das weit gefasste Thema „Lebensspuren“ unseres Kunstpreises Rechnung.
Thematische Vorgabe: „Lebensspuren“
Zum Hintergrund dieser thematischen Vorgabe gehört die im Rahmen unserer diözesanen Prioritätendiskussion formulierte Option „Aufstehen für das Leben“. Diese Grundpriorität rückt den Schutz des menschlichen Lebens in allen seinen Lebensphasen, besonders am Anfang und am Ende, in den Blick. Es geht aber auch um die Fragen der gerechten Gestaltung des sozialen Lebens, der Solidarität angesichts der Globalisierung sowie der Bewahrung bzw. Schonung der Schöpfung. Nicht zuletzt gelingt es der Formulierung in besonders verdichtender Weise, Grundgehalte christlichen Glaubens und das daraus folgende Handeln in der Welt, mithin Theologie und Ethik zusammenzufassen.
Nach biblischem Glauben ist Gott ein „Freund des Lebens“ (vgl. Weish 11,26). Der Glaube spricht von der Schöpfung, von der Gottebenbildlichkeit des Menschen und vom Kommen des Reiches Gottes als Vollendung der Welt. Er spricht auch vom ewigen Leben, das dem Menschen zugesagt ist und das anfanghaft schon in die Gegenwart hereinreicht. Zwar sind in einer säkularisierten Gesellschaft Sinnstiftung und Vermittlung von Grundwerten sicher nicht ausschließlich Sache der christlichen Religion. Gleichwohl kommt dem Christentum, kommt der orientierenden Kraft des Glaubens eine wichtige, ja unverzichtbare Aufgabe zur Stärkung und Wahrung der Humanität in unserer Gesellschaft zu, und zwar gerade auch im Kontext neuer und neuster Entwicklungen.
Herausforderung durch die ‚Lebenswissenschaften‘
Die Menschheit steht heute angesichts radikaler Innovationen im Bereich der medizinischen und biowissenschaftlichen Forschung und ihrer technischen Realisierung vor einer so bisher noch nie da gewesenen Herausforderung. Das, was heute bereits erforscht und auch realisiert wird, erscheint nur als die Spitze einer noch viel weiter reichenden wissenschaftlich-technischen Revolution: von der Pränatal- und Implantationsdiagnostik über die künstliche Befruchtung, die Keimbahntherapie und das Klonieren bis hin zur genetischen Optimierung aller Lebewesen von der Pflanze über das Tier bis zum Menschen und zur technischen Bereitstellung anderer Lebensbedingungen und Lebensräume reichen die ins Auge gefassten Möglichkeiten der sogenannten „Lebenswissenschaften“.
Leben ist aber nach der biblisch-theologischen wie auch der philosophischen Tradition mehr als bloßes Existieren im biologischen Sinn. Als religiös-ethischer Beziehungsbegriff hat Leben wesentlich mit dem „guten Leben“, also der sittlichen Lebensform und dem rechten Handeln nach den Geboten zu tun. Leben lebt sich nicht von allein, sondern muss gestaltet und verantwortet werden. Ohne die Beziehung zu Gott als Schöpfer des Lebens ist der Lebensbegriff nicht denkbar. Das Neue Testament stellt die Lebensthematik zudem in den Kontext der Reich-Gottes- und der Auferstehungsbotschaft und gibt so dem Leben eine Dynamik und Hoffnung, die über das Innerweltliche hinausreicht und Dimensionen berührt, die mit ‚ewigem Leben’ bezeichnet werden. Wichtig ist mir allerdings hierbei, dass mit der Chiffre ‚ewiges Leben’ keine bloß jenseitige, gar vertröstende Botschaft transportiert wird. Vielmehr handelt es sich um einen Begriff, der darauf hinweist, dass die Fülle eines Lebens in und aus der Kraft Gottes weit mehr beinhaltet als das, was in naturwissenschaftlich-technisiertem Rahmen erfassbar und messbar ist.
Vor diesem Hintergrund erscheint die zu beobachtende Tendenz, das natürliche Ordnungsgefüge des Lebens bis herauf zur menschlichen Gattung zur Disposition zu stellen, mehr als waghalsig. Was droht, ist eine Aufspaltung des Menschen und seiner Würde in den „geborenen Menschen“ und den „werdenden“ Menschen, in eine Peson und ein „Lebewesen“, dem die personale Menschenwürde vorenthalten wird. Wir erleben heute, wie im Gewand einer sogenannten „Ethik des Heilens“ menschliche Lebewesen zur Disposition gestellt, selektiert und gegebenenfalls verworfen werden. Der unbedingte Wert jedes einzelnen Menschen und die bisherigen Maßstäbe des Menschlichen werden aufgegeben zu Gunsten fragwürdiger Kriterien des „Gesunden“, „Unbehinderten“, „Optimalen“ und „Perfekten“. Vieles, was hier sich abzeichnet, widerspricht dem Schutz der Menschenwürde eklatant.
Perspektivenwechsel und Horizonterweiterung: der Beitrag der Religion und der Künste
In dieser zwischen utopischen Heilsphantasien und realistisch-therapeutischen Hoffnungen hin und her schwankenden Stimmungslage ist es schwierig, einen Weg in die Zukunft zu finden. Neben der Religion und der philosophischen Ethik haben die bildenden Künste eine gewichtige Stimme in die Auseinandersetzung um das Leben einzubringen. Dabei geht es darum, durch die Kunst sehen zu lernen – das nämlich wieder zu sehen, was im Zeitalter der technischen Vernunft übersehen wird: die Dimension des „Wunders des Lebens“ (dass überhaupt etwas ist und nicht nichts), die Dimension des Geheimnisses und des Heiligen, die dem Leben erst seinen unbedingten Wert und seine wahre Würde verleiht.
Eine eindimensionale Interpretation der Wirklichkeit jedenfalls wird der komplexen Erfahrung des Menschen nicht gerecht. Die Religionen wissen um die Abgründigkeit des Wirklichen, darum, dass nichts selbstverständlich ist und deshalb alles zum Wunder werden kann. Alles ist aus einer umfassenden Wirklichkeit hervorgegangen, wofür alles Zeichen und Symbol sein kann. Wenn Gott der Urheber des Lebens ist und er seinen Schöpfergeist allem Lebendigen, insbesondere aber dem Menschen als seinem „Ebenbild“ eingehaucht hat (vgl. Gen 2,7; Ps 150), dann ist das Leben nicht ohne seinen Gottesbezug verstehbar, dann kann im sichtbaren Bild auch das Unsichtbare aufscheinen. Das Wirkliche ist mehr als das an sich selbst sinnlose Geschehen einer blinden Evolution oder das Erzeugnis einer leeren Kreativität mit selbstgeschaffenen Welten. Stünde es nur so, gäbe es kein den Dingen eingestiftetes „Wort“, wäre die Welt ohne „teleologische“ Ausrichtung auf einen letzten Sinn, dann wären Religion und Kunst überflüssig. Dann brauchte es kein Nachdenken und Nachsinnen, kein Nachspüren der ins Sein eingezeichneten Spuren eines Geheimnisses, das alles sinnlich Erscheinende transzendiert und doch darin zu finden ist.
Kunst schafft Bilder des Lebens, der Welt im Ganzen wie im Einzelnen, ohne das Rätsel des Lebens zu lösen. Kunst kann und soll – wie die Religion – an eine Grenze führen, wo tiefere Einsichten gefunden werden und größere Zusammenhänge sich auftun. Solche künstlerische Spurensuche und Spurensicherung im Hinblick auf gegenwärtige und sich für die Zukunft abzeichnende Chancen und Bedrohungen des Lebens bedarf der kritischen Auseinandersetzung mit heutigen Sehkonventionen, dem Hergebrachten, Tabus und Klischees, und sie bedarf des Suchens nach neuen, unverbrauchten Ausdrucksformen, ja der Grenzerfahrung und sogar der „Inspiration“. Die Religionen sind von dem Wissen geprägt, dass die Erfahrung des Göttlichen immer eine Herauslösung aus dem Gewohnten und Vertrauten und eine völlige Neuausrichtung des gesamten Lebens zur Voraussetzung hat. Dies meint der biblische Begriff der „Umkehr“ (Metanoia). Aber auch am Anfang jeder Kunst steht ein neues Sehen, die Öffnung eines „inneren Auges“, eine radikale Veränderung der herkömmlichen Wahrnehmung. Dies gerade hat die Kunst mit der Religion gemeinsam.
Positive Resonanz auf die thematische Vorgabe ‚Lebensspuren‘
Unser Thema „Lebensspuren“ hat also einen weiten, aber nicht beliebigen Horizont. Es soll dabei auf genuin künstlerische Weise deutlich werden, was in der Frage des Lebensverständnisses insgesamt – zum Guten wie zum Schlechten – auf dem Spiel steht. In der zunehmend differenzierten und unendlich pluralisierten Lebenswelt ist die Kunst heute vermutlich nicht in der Lage, ein adäquates Bild der Welt und der Stellung des Menschen in ihr zu liefern. Dies muss sie auch nicht, aber sie kann zur Vertiefung und Bereicherung unserer Wahrnehmungen beitragen. Sie kann die Perspektive offen halten oder neu freilegen für ein Verständnis des Lebens, das auch in einer scheinbar wissenschaftlich entzauberten Welt ein wunderbares Geheimnis bleibt, dem auf der Spur zu bleiben sich allemal lohnt.
Unsere Kunstpreis-Ausschreibung zum Thema „Lebensspuren“ bestätigt dies auf ihre Weise. Denn die Resonanz war beachtlich, und beachtlich sind auch die Arbeiten, die dazu entstanden. Insgesamt 170 Künstlerinnen und Künstler haben sich um den Kunstpreis beworben. Exakt die Hälfte, 85 Arbeiten, hat eine von mir berufene, neunköpfige Jury unter dem Vorsitz des Rektors der Stuttgarter Kunstakademie, Prof. Dr. h. c. Paul Uwe Dreyer, ausgewählt. Diese werden jetzt hier in Ulm in zwei Räumen, dem Schuhhaus hinter und dem Stadthaus vor dem Münster, ausgestellt. Dazu ist auch ein alle ausgestellten Arbeiten dokumentierender Katalog erschienen, der hier und in den Ausstellungsräumen erworben werden kann.
Preisverleihung
Zugleich wurden durch die Jury die diesjährigen Preisträger und Preisträgerinnen nominiert. Wie schon bei der ersten Kunstpreisvergabe hat die Jury auch diesmal die Entscheidung getroffen, keinen 1. Preis zu vergeben.
Mit einem mit jeweils € 2. 500.- dotierten 2. Preis für ihre Arbeiten ausgezeichnet werden folgende Künstler und Künstlerinnen:
- Der 1960 in Stuttgart geborene, heute in Ludwigsburg lebende und arbeitende Maler Frank Aumüller für sein Werk „Frau und Mann“. Es handelt sich um eines der für die Arbeit dieses Künstlers inzwischen charakteristischen Fotopuzzles, das in irritierender Weise die Pluralität der Komponenten und die Möglichkeiten ihrer Mischung im Kontext der Frage nach der Identität des Menschen verdeutlicht. Nicht nur auf der biografisch-lebensgeschichtlichen Ebene, sondern bis hinein in Gegebenheiten der biologischen Konstitution des Menschen wird dabei auf den Patchwork-Charakter von Identität abgehoben, wobei auch die Gender-Problematik auf markant-eigentümliche Weise berührt wird. Es soll hier nicht unerwähnt bleiben, das Frank Aumüller schon einmal, im Rahmen des Wettbewerbs „Aktion Denkzettel“ zum Rottenburger Diözesantag 1995, mit einem Preis ausgezeichnet wurde.
- Die 1964 in Stuttgart geborene, heute in Berlin bzw. Rom lebende und arbeitende Malerin und Bühnenbildnerin Ilona Lenk für ihre Arbeit „Les sept dernières paroles“, die vom Titel her an die gleichnamige Passionsmusik von Heinrich Schütz (1645) und an Joseph Haydns 1786 entstandene Orchestermusik über „Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuz“ (später in deutscher Vokalfassung zum Oratorium umgeformt), aber auch an die lateinischen Passionswerke eines Charles Gounod und César Franck erinnern. Gewöhnlich werden sieben solche Kreuzesworte erwähnt: das Gebet für die Feinde, die Verheißung an den Schächer, Worte für Mutter und Jünger, die Verlassenheitsklage, das Durstwort, das ‚Es ist vollbracht‘ und das Vertrauensgebet an den Vater. Insofern diese Worte nicht defätistisch zu deuten, sondern als letztes Verkündigungsmoment im Leben Jesu im Sinne eines Plädoyers für Vertrauen in der Zulassung der Auslieferung zu betrachten sind, wird die Arbeit der Künstlerin in ihrer eigentümlichen Sequenzzierung und Farbigkeit als protestierende, negierende, evozierende und affirmierende Artikulation der Lebendigkeit und Lebensbedeutung dieser Überlieferung gesehen werden können.
- Die 1962 in Rüdesheim geborene, heute in Esslingen lebende und arbeitende Objektgestalterin, Bühnenbildnerin und Illustratorin Petra Pfirmann für ihre gleichfalls einer Thematik der christlichen Überlieferung verpflichtete, eigenwillige Arbeit mit dem Titel „Via dolorosa“. Es handelt sich gleichsam um die kunstvolle Anordnung verschiedenster Materialen, von ausgelaugten Teebeuteln, Butterbrotpapier bis zu verschiedenen Tee- und Kaffeeresten. Die verschiedenen Materialien dürften, unter sozialkritischem Aspekt, wie Diözesankonservator Wolfgang Urban in seinem Katalogbeitrag verdeutlicht, als Assoziationen an die Ausbeutung und den Leidensweg unterbezahlter, nur mit einem Butterbrot entlohnter Plantagenarbeiter und an das Leiden Jesu selbst, des Ausgepressten, Ausgelaugten wach rufen. Schmerz und Leid und Leiden werden nicht verherrlicht, aber nichtsdestoweniger als unverdrängbar zum Leben des Menschen gehörende Momente ernst genommen.
- Die 1957 in Marl geborene, heute in München lebende und arbeitende Künstlerin Brigitte Schwacke für ihre Arbeit “broken silence“. Welches Schweigen hier gebrochen, welcher Pakt hier aufgekündigt wird, mag offen bleiben. Ist es die Übereinkunft mit, das Aufgehen in der Natur, das Schwimmen mit dem Strom, das Stossen an Grenzen, der Drang nach ihrer Überwindung, die Ausrichtung auf ein Droben? Offensichtlich eine vielschichtige, mehrdeutige Wahrnehmung einer als solche nicht von vornherein identifizierbaren, mithin noch gesichtslos bleibenden, nichtsdestoweniger aber energisch lebendigen Menschheit im qualitativen Sinn.
Da die preisgekrönten Arbeiten sich in den Ausstellungsräumen befinden, werden wir sie hier wenigstens per Video vorstellen.
Ich beglückwünsche die drei Preisträgerinnen und den Preisträger zu ihrem Erfolg. Zugleich möchte ich allen an der Ausstellung „Lebensspuren“ beteiligten Künstlerinnen und Künstlern meinen Dank und meine Anerkennung aussprechen. Mein Dank gilt darüber hinaus auch all den Künstlerinnen und Künstlern, die sich überhaupt an der Ausschreibung beteiligt haben, auch wenn sie diesmal nicht zum Zug gekommen sind. Ihnen allen, die Sie sich heute Abend hier eingefunden haben, danke ich sehr herzlich, auch namens der Künstlerschaft, für Ihr Interesse. Es würde mich und alle Künstlerinnen und Künstler freuen, wenn sich dieses Interesse auch auf die in der Ausstellung zu sehenden und im Katalog zu studierenden Werke erstrecken würde. Ohne jetzt weiter ins Detail gehen zu können, möchte ich Ihnen versichern, dass es eine große Zahl von interessanten, eindrucksvollen und einschlägigen Arbeiten zum Thema „Lebensspuren“ zu bewundern, zu studieren und auch zu meditieren gibt. Und damit komme ich wieder auf meinen Ausgangspunkt und den notwendigen Dialog zwischen Kirche und Kunst zurück. Denn besonders Kunst, wie wir sie in hervorragender Weise in dieser Ausstellung sehen dürfen, kann eine geradezu prophetische Kraft entwickeln. Gerade für die Kirchen kann solche Kunst eine heilsame Fremdprophetie sein. Jedenfalls ist es notwendig, sich mit ihr auseinander zusetzen, mehr noch: sich auf sie einzulassen. Romano Guardini prägte in diesem Zusammenhang einen Satz, der mir in gewisser Weise den Charakter des ‚so viel dazu’ zu umschreiben versteht. Guardini sagte, dass in jedem Kunstwerk eine Verheißung stecke. „Es geht aus der Sehnsucht nach jenem vollkommenen Dasein hervor, das nicht ist, von dem aber der Mensch trotz aller Enttäuschung meint, es müsse werden.“
Ich gratuliere allen, die bei Entstehung, Organisation und Erstellung der Ausstellung mitgewirkt haben. Der Direktorin des Ulmer Museums, Frau Dr. Brigitte Reinhardt und ihren Mitarbeitern/innen, danke ich herzlich für die Gastfreundschaft. Ebenso möchte ich allen danken, die sich in Sachen Kunstpreis, den Ausstellungen und dem Katalog engagiert haben.
Erlauben Sie mir einen letzten Hinweis: Im Anschluss an den Katholikentag wird die Ausstellung „Lebensspuren“ vom 8. Juli bis 12. September 2004 auch in den Räumen des Diözesanmuseums und des Priesterseminars in Rottenburg gezeigt.
Ich wünsche den Künstlern und allen Besuchern neue Eindrücke, anregende Begegnungen und so wichtige, belebende Inspirationen. Ich wünsche der Ausstellung einen guten Verlauf, uns allen erhellende, die Augen öffnende Erfahrungen und danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.