Bischof Dr. Gebhard Fürst: Predigt bei der Aussendung der Sternsinger 2014/2015

Fellbach-Oeffingen, Christus König, 30.12.2014

Schrifttexte
Lesung: Jak 2,14-17, Evangelium: Mt 6,9-13

Liebe Sternsinger,
liebe Kinder und Jugendliche,
liebe Schwestern und Brüder!

Vor einigen Tagen habe ich ein sehr altes Gebet gelesen. Und obwohl es bereits aus dem 14. Jahrhundert stammt – also aus einer Zeit, in der es noch gar keine Sternsinger gab, passen die Worte dennoch zu dem, was Ihr tut, finde ich. Der Text des Gebets lautet so:

„Christus hat keine Hände, nur unsere Hände, um unsere Arbeit zu tun. Er hat keine Füße, nur unsere Füße, um Menschen auf seinen Weg zu führen. Christus hat keine Lippen, nur unsere Lippen, um Menschen von ihm zu erzählen. Er hat keine Hilfe, nur unsere Hilfe, um Menschen an seine Seite zu bringen.“

Liebe Sternsinger,
sicherlich erkennt Ihr Euch in dem alten Gebet wieder. In den kommenden Tagen geht Ihr als Heilige Drei Könige von Haus zu Haus. Ihr klopft und klingelt an den Türen, um den Menschen von Gott zu erzählen. Dabei erinnert Ihr an die, die sich vor langer, langer Zeit aus allen Teilen der Erde aufgemacht haben, um den neugeborenen Sohn Gottes, Jesus Christus, zu sehen, um ihn reich beschenken und anzubeten. Die Weihnachtsgeschichte des Matthäus-Evangeliums nennt sie „Sterndeuter“. Sterndeuter waren nach alter Vorstellung besonders weise, kluge – ja man könnte sagen „weitsichtige“ Menschen. Sie wussten: Der lange Weg nach Bethlehem lohnt sich. So waren die Weisen, die Heiligen Drei Könige die ersten, die die frohe Botschaft von der Geburt Jesu Christi allen Menschen überall auf der Welt verkünden konnten. Sie waren die ersten, die den Segen der Geburt Jesu Christi überall weitergaben.

Liebe Sternsinger,
wenn Ihr als Heilige Drei Könige die Menschen besucht, dann bringt Ihr auch den Segen Jesu Christi zu ihnen und in ihre Häuser: zu den Jungen und Alten, zu Reichen und Armen, zu Gesunden und Schwachen. Euer Gesang und Eure Verse machen die Menschen glücklich. Deshalb freuen sie sich sehr über Euren Besuch. Auch mir selbst geht es so!

Gleichzeitig sammelt Ihr Geld, damit auch andere ein wenig glücklicher sein können. Das, was die Menschen euch mitgeben, hilft in diesem Jahr den Hunger von vielen leidenden Kindern und Erwachsenen zu lindern – auf den Philippinen und überall auf der Welt.

„Gib uns heute das Brot, das wir brauchen.“ – „So sollt Ihr beten.“ sagt Jesus zu seinen Jüngern im heutigen Evangelium!

Brot steht für eine ausreichende und ausgewogene Ernährung. Aber Brot allein reicht nicht für ein gesundes Leben. Jesus verwendet das Wort „Brot“ und meint damit alles, was wir für ein gutes Leben brauchen. Der Evangelist Matthäus hat uns noch ein anderes Brot-Wort überliefert. „Der Mensch lebt nicht nur von Brot, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt.“ (Mt 4,4) Damit meint er: Mit der Nahrung für den Leib allein ist nicht alles getan, so wichtig sie auch ist. Der Mensch braucht auch Worte wie sein „täglich Brot“ – Zuspruch, Aufmunterung, Trost, Lob, ein liebendes Wort und vielleicht – ab und an – auch mal eine Ermahnung. Und er braucht das Wort aus Gottes Mund, Jesus von Nazareth, der von sich gesagt hat: „Ich bin das Brot des Lebens.“ (Joh 6,35) All das meint Jesus, wenn er den Jüngern sagt: „So sollt ihr beten.“ Denn zum Brot, das wir zum Leben brauchen, gehört:

  1. Eine gute Ernährung, nicht zu viel und nicht zu wenig. Und vor allem: Das Richtige, das, was unser Körper braucht.
  2. Aber auch: Bildung, Wissen über unseren Körper, über die Natur und unser Essen; die richtige Medizin; wenn wir krank werden: Menschen, die uns lieben, die sich um uns kümmern – und die uns nicht verhungern lassen, weder körperlich noch seelisch.
  3. Und nicht zuletzt: Die Verbindung mit dem, der selbst das Brot des Lebens ist: Jesus Christus. All das brauchen wir.

Jesus sagt: „Unser tägliches Brot gibt uns heute.“ Er sagt nicht „mein Brot“. Denn das Brot, das Gott uns schenkt, ist nicht nur für manche Menschen, sondern für alle. Gott möchte, dass wir verantwortlich mit dem umgehen, was wir haben. Gott möchte, dass wir mit denjenigen, die zu wenig oder gar nichts haben, teilen und dass wir zu den Menschen gehen und ihnen von IHM erzählen.

Davon, liebe Sternsinger, spricht auch das alte Gebet, das ich vor kurzem wiederentdeckt habe:

„Christus hat keine Hände, nur unsere Hände, um unsere Arbeit zu tun. Er hat keine Füße, nur unsere Füße, um Menschen auf seinen Weg zu führen. Christus hat keine Lippen, nur unsere Lippen, um Menschen von ihm zu erzählen. Er hat keine Hilfe, nur unsere Hilfe, um Menschen an seine Seite zu bringen.“

Ihr, liebe Sternsinger, bringt mit Eurem Singen und Sammeln den Menschen bei uns und in vielen Ländern der Welt Gottes Segen!

Amen!

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