Bischof Dr. Gebhard Fürst: Predigt bei der Schönenbergwallfahrt ‚Die Frohe Botschaft leben‘

Ellwangen

Schrifttexte: Hos 6,3-6; Röm 4,18-25; Mt 9,9-13

Liebe Schwestern und Brüder aus Nah und Fern!

Ein ganz herzliches Willkommen sage ich Ihnen allen, die Sie sich heute zur Wallfahrt auf den Ellwanger Schönenberg aufgemacht haben! Ich freue mich sehr, dass ich diesen Tag heute mit Ihnen feiern darf. Ich bin sehr beeindruckt, wie zahlreich Sie hierher gekommen sind, sie geben ein lebendiges Zeugnis einer Tradition, für die wir in unserer Diözese dankbar sein können.

Wir sind gekommen, um gemeinsam zu singen und zu beten. Viele haben einen weiten und beschwerlichen Weg auf sich genommen. "Wallfahren heißt mit den Füßen beten". Es erfordert Mühe und Einsatz. Wer sich zu einer Wallfahrt aufmacht, der ist bereit, Vertrautes und Altes hinter sich zu lassen, der ist bereit, sein Herz und seinen Sinn aufzumachen und zu öffnen. Wer sich auf den Weg macht, ist bereit, Neues in den Blick zu nehmen und scheut nicht die Mühe, sich Schritt für Schritt dafür einzusetzen.

Eine Wallfahrt ist so in gewisser Weise die Einübung ins christliche Leben überhaupt, die Besinnung darauf, was Nachfolge Jesu in unserer Zeit heißen kann. So lassen wir uns von Jesus Christus, unserem Bruder und Herrn, in seine Nachfolge rufen, wie wir es eben gehört haben: ‚In jener Zeit sah Jesus einen Mann namens Matthäus am Zoll sitzen und sagte zu ihm: Folge mir nach! Da stand Matthäus auf und folgte ihm.‘ (Mt 9,9) Aufbruch ohne Zögern, Vertrauen auf Jesu Zuruf hin!

Wer sich im Namen Jesu Christi auf den Weg macht, der vertraut darauf, dass Gott mit ihm ist und ihn mit seinem Segen begleitet. Um die Worte aus dem Römerbrief nochmals zu wiederholen, wo es über Abraham hieß: ‚Ohne im Glauben schwach zu werden, ... zweifelte er nicht im Unglauben an der Verheißung Gottes, sondern wurde stark im Glauben und er erwies Gott die Ehre." (Röm 4,19f)

Liebe Schwestern und Brüder, darum geht es: mit starkem Glauben der Verheißung Gottes zu vertrauen, aufzubrechen, sich in seine Nachfolge zu begeben und durch sein Leben, durch unser jeweiliges Leben Gott die Ehre zu erweisen.

Wir alle mögen ganz verschiedene persönliche Gründe haben, warum wir der Einladung heute gefolgt sind und uns auf den Weg gemacht haben. Wir mögen jede und jeder ein ganz persönliches Ziel haben, dem wir Schritt für Schritt näher zu kommen suchen, das uns antreibt und uns ermutigt, vorwärts zu gehen.

Wir haben unsere kleinen und großen Anliegen, Sorgen und Nöte, die wir bei dieser Wallfahrt dem Gebet zu unserem barmherzigen Vater und der Fürsprache der Gottesmutter Maria und aller Heiligen anvertrauen. Aber wir laufen nicht nur einer neben dem anderen her. Wir alle sind heute verbunden in dem, der uns hier aus allen Richtungen, aus Nah und Fern zusammenführt: Jesus Christus. Er ruft uns zusammen an seinen Tisch. Er gibt uns die Kraft für den Weg. Kirche ist Gemeinschaft! Kirche ist Weggemeinschaft! In der Feier der Heiligen Messe wird uns die lebendige und gnadenreiche Gemeinschaft mit ihm geschenkt. Es ist das Sakrament jener Gemeinschaft mit Gott, die auch uns alle in der Gemeinschaft der heiligen Kirche eint und verbindet.

Sie sind auf der Wallfahrt gemeinsam auf dem Weg hierher nach Ellwangen. Der Tag steht unter dem Motto ‚Die Frohe Botschaft leben‘. Und indem wir beten und singen, die Texte der Schrift hören und schließlich gemeinsam Eucharistie feiern, konzentrieren wir unser Leben auf die eine Mitte, die für uns die Frohe Botschaft schlechthin ist.

Liebe Schwestern und Brüder,

Sie sind aber auch in einem anderen Sinn auf einem für uns alle so wichtigen und guten Weg: dem Weg der Versöhnung und des Friedens, der Brüderlichkeit und der Gerechtigkeit für die Völker und Länder West- und Osteuropas. Diesen Weg gehen Sie nicht erst seit gestern, nicht erst seit dem Fall der Mauer und des Eisernen Vorhangs. Sie gehen diesen Weg der Versöhnung seit vielen Jahrzehnten.

Für diese christliche Haltung danke ich Ihnen. So verwirklichen Sie tagtäglich, was es heißt, die Frohe Botschaft zu leben! Aus diesem Geist der Versöhnung wächst wirkliche Versöhnung. Den Weg zu einer echten, von den Grundwerten christlicher Humanität getragenen Gemeinschaft der Völker müssen wir entschlossen und mit Ausdauer gehen. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs hat sich uns die einmalige historische Chance geboten, dass sich das eine Europa mit neuer Kraft auf beiden Flügeln, dem Westen und dem Osten erheben kann. Ich lade Sie ein, aus Ihrer Erfahrung und Geschichte heraus im Geist christlicher Versöhnungsbereitschaft Brückenbauer in Europa zu sein und Zukunft zu gestalten.

‚Die Frohe Botschaft leben‘, das heißt auch: die Frohe Botschaft zu bezeugen, sie durch unser Leben ganz konkret werden zu lassen, dem anderen Menschen, dem Fremden die Hand zu reichen, der Verheißung Gottes zu trauen, dass da das Reich Gottes mitten auf der Erde schon beginnt. Jesus hat es vorgelebt, was das heißen kann, als frohe Botschaft zu leben. Lassen Sie uns miteinander ihm nachfolgen, weil er mit uns ist auf unseren Wegen.

Lassen Sie uns der Verheißung trauen, der Zusage des anbrechenden Reich Gottes, wie es der Prophet Hosea poetisch beschrieben hatte:

‚Er kommt so sicher wie das Morgenrot; er kommt zu uns wie der Regen, wie der Frühjahrsregen, der die Erde tränkt.‘ (Hos 6,3)

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