Kloster Schöntal, Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz
Lesung: Apg 3,1–10
Evangelium: Mt 7,7–12
LiebeMitbrüderim bischöflichen Dienst! LiebeSchwestern und Brüder!
„Adportamquaevocatur speciosa“: „Ander Pforte,welchegenanntwird,die Schöne“.DerBauherrderKirchevonSchöntal,AbtBenediktKnittel,ließ dieseÜberschriftdraußenüberdemgroßenPortal„seiner“KircheSt.Joseph in Steinmeißeln.Jede undjeder,derdie hohe Treppeemporgestiegenistund nundurchdasgroßePortaldasInnerebetritt,soll wissen:Diesist ein besondererOrt.DasTormitderInschriftbefindetsichanderStelle,diealle passieren müssen, diedieses Gotteshaus, dieKirche, betreten Sie alle,liebeBrüder,liebe Schwestern,liebe Schülerinnenund Schüler,haben diese Tür,dieses Portalheute durchschrittenundwurdensogleichsam hineingezogenindieSzene,diewirheuteinderLesung ausder Apostelgeschichte (Apg 3,1–10) gehört haben. Das Bild am Eingang der Kirche istauf der erstenundletzten Seite desLiedheftes zusehen.Besonders auch den Schülerinnen und Schülern möchteich es erschließen.
ImdrittenKapitelderApostelgeschichteistauchvoneiner„schönenPforte“ die Rede.DerVerfasserder ApostelgeschichtesprichtvomTordesTempels, das das „Schöne“genannt wird. Tagein,tagaussitztdort–am„Nadelöhr“desTempelseinstadtbekannter„vomMutterleibangelähmter“ Bettler.Er hateine doppelteLast zutragen: Zum einen waren Behinderte in der antiken Gesellschaft Ausgegrenzte, Menschen,die mannichtanblickte,die unter dennormal Sterblichennichtsverlorenhatten. Und zumanderenwarer aufgrundseinesHandicapsauchvonder Glaubensgemeinschaft ausgeschlossen.Eindoppelter Grund zumWegsehenfür diegutsituiertenGerechten.DasTor zumTempelundsomitdie HoffnungaufHeil–aufGottesNähe–bleibenfürihnaußer Reichweite.IndemihmaufgebürdetenAbstandallerdingsdarf er draußensitzenunddarauf warten,dassihmwenigstensdiejenigen,dieindenTempelgehen,barmherzig sindundein paarAlmosen in dieSpendenmützewerfen.
Sicherlichsaßdergelähmte Menschdamalsdort,wie die bettelndenMenschenheute,diean den Straßenundvor denKirchendie Handaufhalten. Wir sehensie mitgelähmtem Gesichtsausdruck,gebücktemKörper,ermattetenAugen.IhreHoffnung isterloschen.–Der gelähmte Menschauf den Stiegen zumTempel:diesergelähmte Menschistwie einBildfür Menschenheute,auf dieniemandschaut,die wie Verlorenesind.Ererfährtüberraschender Weise aberdurch zwei Menschen besondereAufmerksamkeit: „Sieh unsan!“ rufen sie.
„Blickunsan“,sagtPetrus,dermit Johannesdabeiist,denTempelzum Gebetaufzusuchen. Somag dergelähmteMenschdiebeideninderErwartung einerSpendeangeblickthaben. Petrusabergibtkein Almosen. Er erwidertdenBlick vielmehr mitden Worten: „Gold und Silberhabe ichnicht;wasichaberhabe,dasgebeichdir:Im NamenJesuChrististehaufund gehumher!“Am eigenenLeib darfdergelähmteMensch aufden Stufen des Tempelsnun den heilsamen, heilenden,aufrichtendenGeistJesu Christierfahren.Und– so wird in der Apostelgeschichte weiter berichtet–da fasst Petrusihnander Handundrichtetihnauf. Sogleich–heißtesweiter–sogleichkamKraftinseineFüßeundGelenke;ersprangauf, konntestehen undgingumher.(vgl. Apg 3,7)Erkann stehen undgeht umher.. Wiederbelebt durchdasFeuerunddie Kraftdes Geistes,denderAuferstandene JesusChristusseinen Anhängernan Pfingstengesandt hat und dernundurch Petrus und Johannes heilend wirkt.
KurzvorderBegegnungderbeidenApostelmit demLahmenbeschreibtdaszweiteKapitel derApostelgeschichtedasPfingstereignis,dieAusgießung desHeiligenGeistes,die Geburtsstunde der Kirche.Unmittelbar nachdemPfingstereignis,heilen PetrusundJohannes ganz erfüllt von den feurigenZungen vom Himmel, vom Heiligen Geist, als ersteTat nach der GeistsendungdenlahmenMenschenaufdenStufendesTempels.Heutebeiunsaufden Stufen derTreppe, diehereinführt in unsereKirche. PetrusnimmtdenlahmenMenschen beiderHand.Errichtetihnauf.Erbegegnetihm heilsam.
Liebe SchwesternundBrüder,liebeSchülerinnen,liebe Schüler,eine heilende Kirche istdie erste FruchtdesheiligenGeistes,derinihrdortundjetzt–heute–lebendig ist,woMenschen wirken in derKraft undaus dem Feuerdieses Geistes.
Liebe SchwesternundBrüder,istdiesesBild,diese heilsameBegegnung,die sichimGeist Jesuereignet,nichtein ausdruckstarkesBildvonKirche undfürKirche,wofür siestehtund wofürsiestehen sollte?
DieseBegegnung,dasBild,zeigt:DerGeististunsgegeben,nicht,dasswirnurungerührt Almosenverteilen,sonderndasswirinJesuChristiNamen,inseinemGeistMenschen– arme, schwache,gestrandete, verirrteMenschen,diedarniederliegen und verloren scheinen, heilsam und helfend begegnen. Experten,dieWirtschaftsunternehmenheuteberaten,sagen:„InOrganisationenherrschtin derRegeleinMangelanBildern,überdas,wasinihnenunddurchsievorsichgeht,undein Mangel anZeit, sich übersolcheBilder auszutauschen.“(K. Weick).
Liebe SchwesternundBrüder,liebe Schülerinnenund Schüler,istdieseSzene: Petrusund JohanneserweckeninderBegegnung mitdemgelähmtenMenschenzumselbstmächtigen LebennichteinsolchesBild?IstdieseSzene,diesesBildnichteinBild,daszeigt,wasvor sichgehtoder vor sichgehensollinder Kirche,die erfülltistvomGeistJesu Christi?Und solltenwirunsnicht mehrZeitnehmen,solcheBilder zuschauenundunsdarüber auszutauschen?Siemeditieren, dass wirin denHeiligen Geist hineinfinden?
Die Pastoral,die Seelsorge,die sichbegeisternlässtvondiesemBild, ereignetsichinder helfenden und liebendenHinwendungzum Anderen.
Die SzeneinderheutigenLesung ausderApostelgeschichte,diewir hieranderschönen Pforte derKirche Schöntaldargestellt,abgebildetsehen,machtdeutlich:Woeine Kircheaus solchenBildernlebt,stiftetsie solchheilsame Szeneninmenschlichen Begegnungenausdem GeistJesu Christi.Da lebtwie PapstFranziskusinseinem Brief zumHeiligen Jahr der Barmherzigkeit schreibt: „das pulsierendeHerzdes Evangeliums“.
Amen.
- Pressemeldung "In Sorge um die öffentliche Meinung"
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