Rottenburg, Bischofshaus
In einem Zeitungsartikel zum Sparzwang und zur Aufgabenreduzierung derKirchen in Deutschland war kürzlich zu lesen, dass „nach Zielen und Prioritäten kirchlichen Engagements in der kirchlichen Öffentlichkeit noch kaum mit Nachdruck gefragt“ wird“. Diese Kritik trifft so auf unsere Diözese nicht zu.
Bereits vor über zwei Jahren habe ich in der Sitzung des Diözesanrats (1./ 2.Dezember 2000) den Vorschlag aufgegriffen, bedingt durch die knapperwerdenden Finanzen einen Prozess zur Findung von pastoralen Prioritäten fürdie zukünftige, zeitgemäße Gestaltung der Seelsorge in unserer Diözesedurchzuführen.
Im Februar 2001 habe ic h das entsprechende Verfahren auf denWeg gebracht. Weitere Schritte war en die Verabschiedung der Leitenden Perspektiven durch den Diözesanrat sowie meine Schwerpunktsetzungen undPrioritätenvorschläge sowie die der Hauptabteilungsleiter der Diözesankurie. Mitder jetzt nach der Beratung im Bischöflichen Ordinariat und nach der Anhörungund Beratung im Geschäftsführenden Vorstand des Priesterrats und imGeschäftsführenden Ausschuss des Diözesanrats vorliegenden qualifiziertenBeratungsvorlage konnte eine erste Etappe im Prioritätenfindungsprozess erreicht werden.Es handelt sich also um eine Vorlage des Bischofs und des BischöflichenOrdinariats, die als solche im Februar für die Beratung bzw. denKonsultationsprozess im Priesterrat und im Diözesanrat eingebracht wird.
Dass sie dafür geeignet ist, hat der Geschäftsführende Ausschuss des Diözesanrats ineinem Meinungsbild einstimmig vertreten. Die Vorlage stellt sich damitkonstruktiver Kritik. Sie bedarf der weiteren Präzisierungen, Differenzierungen,Gewichtungen und Konkretisierungen. Dazu besteht in der anstehenden Beratung die Möglichkeit.Pressestatement Bischof Fürst Beratungsvorlage zu den Pastoralen PrioritätenSeite 2 2Die Generaldebatte um die künftigen Grundlinien in der Pastoral der Diözesestellen wir bewusst der Diskussion um konkrete Einsparungen voran nach demGrundsatz: Die Ausgaben folgen den Aufgaben. Wir sind in der Lage, ohneSchuldenberge und Finanzkris e und damit zum gegenwärtigen Zeitpunkt auchohne direkten Blick auf Einsparungen von der christlichen Botschaft undunserem Auftrag als Kirche her im Hinblick auf die „Zeichen der Zeit“ Prioritäten und pastorale Notwendigkeiten zu bestimmen.
Wir wollen von den Inhalten und dem Profil der pastoralen Arbeit her Entscheidungskriterien dafür entwickeln,welche Aufgaben wir künftig vorrangig verfolgen bzw. verstärkt wahrnehmenwollen und welche wie bisher weitergeführt werden. Erst dann kann darübernachgedacht werden kann, welche als „Posteriorität“ gegebenenfalls auch wegfallen können beziehungsweise müssen. Inhaltliche und stru kturelle KriterienEs geht somit in der Vorlage - darauf möchte ich das Au genmerk besonderslenken - zunächst rein um die inhaltliche Ebene der pastoralen Prioritäten. Von folgenden inhaltlich-pastoralen Kriterien haben wir uns dabei leiten lassen: • Wir sehen und verwirklichen in der Evangelisierung die zentrale und allePastoral durchziehende Perspektive.
Wir wollen durch die Pastoralen Prioritäten das, was wir in unserer Kircheoder in der Gesellschaft tun, geistlich fundierter und lebendiger werden lassen. • Wir stiften Beziehungen und fördern Begegnungen, in denen die Botschaftdes Evangeliums zum Tragen kommt.
Wir wollen die Lebenssituationen der Menschen heute wahrnehmen undernstnehmen. Wir wollen hinsehen, wie sie ihr Leben gestalten, in welcherSituation sie leben und welche Geschichte(n) sie haben (Leit. Perspektiven1).
Wir erreichen mit klarem Profil Präsenz in gesellschaftlichen Kontexten .Pressestatement Bischof Fürst Beratungsvorlage zu den Pastoralen Prioritäten Seite 3 3
Wir fragen nach Notwendigkeit, Erfordernis, Bedarf in der Pastoral: Wo musssich die Kirche von ihrem Auftrag her engagieren? Wo wird die Kirchelediglich den Erwartungen der Gesellschaft gerecht bzw. erbringt Leistungen,die nicht unbedingt zu Ihrem Auftrag gehören? Wo leisten bereits anderediese Aufgaben?
Wir entdecken Stärken und Potentiale in der Kirche, wir verstärken das, was Kraft und Ausstrahlung hat, und berücksichtigen Zukunftschancen inbesonderem Maße.
Wir fördern Nachhaltigkeit durchgängig und achten besonders auf das, was auch langfristig wirkt.
Wir fördern ausdrücklich Eigenkräfte, die im Sinne der Prioritätensetzung (vorOrt) vorhanden sind.
Wir beachten bei der Setzung Pastoraler Prioritäten die Prinzipien derkatholischen Soziallehre und verwirklichen insbesondere das Subsidiaritätsprinzip . Neben diesen inhaltlichen Kriterien gibt es auch eine Reihe struktureller Kriterien, die wir bei unserer Zielsetzung beachten müssen:
Wir streben nicht nach dem Prinzip der Flächendeckung in allen odermöglichst vielen Lebensbereichen und Zielgruppen „physische Präsenz“ an, sondern suchen „qualitative Präsenz“ zu erreichen. Zu prüfen ist: Wo mussdie Kirche ein flächendeckendes Angebot aufrecht erhalten? Wo kann dieKirche mit exemplarischen Angeboten, die Ausstrahlung in Gesellschaft undKirche hinein haben, ihrem Auftrag besser entsprechen? Welcheexemplarischen Angebote müssen von Hauptberuflichen getragen werden,um andere breitenwirksame Angebote von Ehrenamtlichen zu unterstützen und zu qualifizieren?
Wir müssen die Relation von Aufwand und Ergebnis (Effizienz) neubedenken: Ist ein großer wirtschaftlicher Aufwand vom Evangelium hergerechtfertigt? Was vom angestrebten Ergebnis wird in der Praxis erreicht?Pressestatement Bischof Fürst Beratungsvorlage zu den Pastoralen PrioritätenSeite 4 4Dabei dürfen wir das Wort Jesu vom „Reich Gottes als Senfkorn“ und von der„selbstwachsenden Saat“ nicht vergessen.
Wir müssen fragen, wo wir eigene Standards setzen können oder wo wirStandards vom Markt übernehmen können oder müssen.
Wir müssen fragen, wo es Doppelstrukturen gibt und wo wir Abläufe einfacher gestalten können und in welchen Einrichtungen gutes Management stattfindetund wo nicht. Wir haben die Prioritäten nach vier großen Blöcken aufgeteilt, wozu am Endedieses Statements eine Übersicht zu finden ist. Die Prioritäten heißen: 1.Geistliches Leben stärken; 2. Den Glauben der Kirche erschließen; 3. Einanderbegegnen; 4. Aufstehen für das Leben.Um diese Formulierungen zu verstehen, sind einige grundsätzliche Bemerkungen zum gesellschaftlichen Hintergrund der heutigen Pastoral notwendig.
A. Geistliches Leben stärken C. Einanderbegegnen D. Aufstehen für das Leben B. Den Glauben der Kirche erschließen Evangelisierung
Pressestatement Bischof Fürst Beratungsvorlage zu den Pastoralen PrioritätenSeite 5 5 Hoffnung in einer rein diesseits bezogenen Gesellschaft
Die 16-seitige Vorlage trägt den Titel „Wir geben unserer Hoffnung ein Gesicht“ .Hoffnung im christlichen Sinn heißt ni cht nur Hinwendung zu r Zukunft, sondernHinkehr zur absoluten Zukunft des Reiches Gottes, das in Jesus Christus, inseinem Leben, seinen Worten und heilsamen Taten, in seinem Tod und seiner Auferstehung, schon angebrochen ist.Christliche Hoffnung ist deshalb untrennbar mit der Osterfreude verbunden.
„Gerade heute ist diese Freude ein hervorragendes Zeugnis für die Hoffnung, diein uns ist“, heißt es schon im Beschluss „Unsere Hoffnung“ der gemeinsamenSynode der Bistümer in Deutschland (1971-75). Christliche Hoffnung ist keinebillige Jenseitsvertröstung. Sie ist vielmehr - jenseits von Verzweiflung undVermessenheit - in unserer von vielfältigen Ängsten geplagten, pessimistischgestimmten, überalterten und säkularisierten, das heißt rein diesseits bezogenen Gesellschaft Heilmittel oder Hilfe zur wahren Realität. Wer von Hoffnung erfülltist, resigniert nicht angesichts scheinbar unlösbarer Probleme oder einesscheinbar unaufhaltsamen Rückgangs der Glaubenspraxis, sondern er suchtnach innovativen und kreativen Perspektiven und Lösungen.Der Verlust des Gottesbezugs führt zur Verabsolutierung relativer Werte.
Unsere Zeit ist durch einen dramatischen Verlust des Gottesbezugsgekennzeichnet, „wie das noch in keiner Epoche unserer europäischenGeschichte der Fall war“ 1. Aus diesem Verlust des Transzendenzbezugs folgt eine Überbewertung irdisch-relativer Werte.Das heißt, in unserer Gesellschaft werden Werte, die auf eine Steigerung undVerlängerung des irdischen Lebens und damit verbundener Hoffnungen zielen,regelrecht verabsolutiert, so etwa die Gesundheit (mit einem folglich immer 1 Vgl. Bischof Fürst, Neujahrsansprache „Gott und den Menschen nahe“ 2003, S. 4.Pressestatement Bischof Fürst Beratungsvorlage zu den Pastoralen PrioritätenSeite 6 6weniger finanzierbaren Gesundheitssystem 2), der Sport („Gott Fußball“), die Schönheit des Körpers („Körperkult“ mit entsprechender Zunahme vonSchönheitsoperationen) oder die Jugendlichkeit („Jugendkult“). Auch dieKommerzialisierung aller Lebensbereiche und die Überschätzung desÖkonomischen („Geld regiert die Welt“) gehört hierher.
Umgekehrt werdenethische Prinzipien, die die Grundlagen der gesellschaftlichen Ordnung bilden,unter Berufung auf Pluralismus und Toleranz privatisiert beziehungsweise relativiert . 3 Nicht zuletzt führt der Verlust des Gottesbezugs dazu, dass das irdische Lebenzu einer „letzten Gelegenheit“ wird und folglich die Ressourcen der Erde schonungslos ausgenutzt werden. Aus der Abkehr von Gott folgt so eine falscheHinkehr zur Welt als eines Gegenstandes der Ausbeutung bis hin zurUnterdrückung von Recht und Barmherzigkeit. Gegenüber dieser auch heuteweit verbreiteten Haltung müssen Christen aufstehen gerade für die schwachen, behinderten oder ausgegrenzten Menschen (vgl. 4. Pastorale Priorität).Evangelisierung in einer von Medien und Technik geprägten GesellschaftIn dieser Situation ist es heilsam, wieder an Gott und seine Offenbarung in JesusChristus zu erinnern. Der zentrale Leitbegriff dafür heißt „Evangelisierung“ . Sieist - wie die Enzyklika Papst Pauls VI. „Evangelii nuntiandi“ aufgezeigt hat - dieGrunddimension aller Pastoral in einer von Medien und Technik geprägten Gesellschaft. Evangelisieren heißt nicht nur, das Evangelium von der heilsamen Gottesnähe inJesus Christus zu verkünden, sondern diese Gottesnähe auch „sichtbar, hörbarund spürbar zu erschließen“. Gerade auch die Sinne - und nicht allein derVerstand - sollen bewusst angesprochen werden.
Deshalb gewinnen die 2 Vgl. Klaus Berger, „Vergottete Gesundheit“ (Artikel zu einem Buch von Manfred Lütz), in: Focus vom30.12.2002. 3 Vgl. die „Lehrmäßige Note zu einigen Fragen über den Einsatz und das Verhalten der Katholiken im politischenLeben“ vom 16.1.2003.Pressestatement Bischof Fürst Beratungsvorlage zu den Pastoralen PrioritätenSeite 7 7 Dimensionen der „Ästhetik“ (in der Liturgie) und der Kunst sowie der Spracheeine besondere Bedeutung.Christliche Hoffnung – davon war schon die Rede – bedeutet nicht Weltflucht,sondern will ein konstruktiv-kritisches Verhältnis zur Welt bzw. modernen Kulturermöglichen (vgl. Handlungsfeld 7 der 4. Priorität). Dieser Aspekt gilt vor allemim Hinblick auf die Bedeutung der Medien in unserer Gesellschaft.
Die Mediennehmen insofern eine Sonderstellung im kulturellen Leben ein, als die Erfahrungder Welt und nicht zuletzt der Kirche vielfach durch Medien vermittelt ist, direkteeigene Erfahrungen hingegen mehr oder weniger ausfallen.Der Kirche muss deshalb verstärkt an einer sach- und wahrheitsgemäßenBerichterstattung über das kirchliche Leben gelegen sein. Sie muss dazu -soweit es an ihr liegt - die nötigen Voraussetzungen insbesondere durch eineaktive und effektive Presse- und Öffentlichkeitsarbeit schaffen. Und sie mussversuchen, selbst mit ihren eigenen Medien wie auch über andere Medienvermittelt mit ihrer Botschaft in der Mediengesellschaft präsent zu sein. Diekirchliche Medienarbeit ist von daher eine vorgeordnete Priorität oder eine „Querschnittsaufgabe“, die a lle anderen Prioritäten betrifft.
A. Geistliches Leben stärkenDie erste Priorität „Geistliches Leben stärken“ legt das Gewicht auf eine biblischfundierte Spiritualität. Sie knüpft an die Sehnsucht vieler heutiger Menschennach einer tragenden Spiritualität an und unterstreicht die Bedeutung der Bibel,der Liturgie und der eigenen Begabungen und Charismen für das persönliche und gemeinsame geistliche Leben.Im einzelnen werden als Handlungsfelder die Einübung von Grundhaltungen wieLoben, Danken, Stille-werden, (Gott-)Suchen oder Staunen genannt. Es geht indiesen Grundhaltungen darum, sein ganzes Leben vor Go tt zur Sprache und ins Gebet zu bringen. Beten kann nur, wer Gott als gegenwärtig glaubt und erfährt.Pressestatement Bischof Fürst Beratungsvorlage zu den Pastoralen PrioritätenSeite 8 8 Der Ansatzpunkt für diese Erfahrung ist die Entdeckung der eigenen Berufungdurch Gott. In der Taufe wird jeder von Gott mit seinem Namen gerufen und mitdem Geist Gottes begabt – eine grundlegende Erfahrung, die neu bewusst zumachen und zu erschließen ist. Es geht um die Befähigung, in der Öffentlichkeitals Christ zu leben und Zeugnis für seinen Glauben geben zu können.
Darüberhinaus soll die Berufung für einen besonderen pastoralen oder geistlichen Dienstnachdrücklich gefördert werden.Als hilfreich für das geistliche Leben wird die Feier der Liturgie der Kirche - auchin neuen Formen – herausgestellt. Dies verlangt eine Qualifizierung derliturgischen Dienste und eine Förderung der Kirchenmusik, aber auch einebewusste Kultur des Sonntags oder das Aufsuchen von Räumen und Zeitengeistlicher Erfahrung, also etwa von besonders symbolträchtigen Kirchenräumen,von geistlichen Zentren und Wallfahrten oder die bewusste Feier derGedenktage und Feste des Kirchenjahres. Was wir brauchen, ist eine liturgischeBildung, Bibelarbeit und Sa kramentenkatechese, die die Tiefendimension vonAlltagserfahrungen deutet und das liturgisch-sakramentale Geschehen in seinergeistlichen Tiefendimension zugänglich macht.B. Den Glauben der Kirche erschließen.
Um Eröffnung eines Zugangs im weiteren Sinn geht es auch bei der zweiten Pastoralen Priorität „Den Glauben der Kirche erschlie ßen“. Sie knüpft bewusst andas zentrale Thema der Diözesansynode 1985/86 an: „Weitergabe des Glaubensan die kommende Generation“. Es gibt – was sich schon vor zwanzig Jahrenabzeichnete - eine verbreitete religiöse „Sprachlosigkeit“ selbst in kirchlichengagierten Familien, di e alarmierend ist. Glaubenswissen und tradierteFrömmigkeitsformen nehmen rapide ab oder entsprechen nicht mehr demheutigen Lebensgefühl. Deshalb sind die Familien und die Kindergärten, aberauch die kirchliche Jugendarbeit als Lern-Orte des Glaubens verstärkt in den Blick zu nehmen.Pressestatement Bischof Fürst Beratungsvorlage zu den Pastoralen PrioritätenSeite 9 9Als „herausragende Orte der Glaubensvermittlung“ werden die katholischenSchulen bezeichnet, deren Dienst im Sinn der Glaubenserschließung weiter zuentwickeln ist. Es geht aber nicht nur um den Glauben von Kindern undJugendlichen, sondern auch der Erwachsenen selbst.Damit kommt der kirchlichen Erwachsenen- und Bildungsarbeit, aber eben auchder Sakramentenkatechese unter Einbeziehung der Eltern bzw. Erziehenden und dem Erwachsenenkatechume nat besondere Bedeutung zu.
Nicht zuletzt sollenauch ältere Menschen befähigt und ermutigt werden, ihre Glaubenserfahrungenzu vertiefen und weiter zu geben.Ein besonderes Handlungsfeld stellt die Ökumene dar. Wir können die Einheitder Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften nicht einfach herstellen – auch diesist ein geistlicher Prozess, der seine Zeit braucht. Aber wir können schon jetztvon unserem christlichen Glauben ein gemeinsames Zeugni s geben und dievielfach bestehenden Gemeinsamkeiten stärken, um so voranzukommen. C. Einander begegnenWas für die unterschiedlichen Traditionen der Kirche gilt, das gilt überhaupt fürunterschiedliche Lebenssituationen, Kulturen und Religionen. Sie können alsetwas Trennendes gesehen, aber auch als Reichtum erlebt werden. Erforderlichfür letzteres sind besondere Formen der Begegnung, des Austauschs und desDialogs. Zu den unverzichtbaren Lebensvollzügen der Kirche gehört „dieWeggemeinschaft mit allen, die auf der Suche nach der richtigen Orientierung inihrem Leben sind“, weil Gott „in Jesus Christus von sich aus Gemeinschaft mitallen Menschen gestiftet hat“.Darauf nimmt die Pastorale Priorität „Einander begegnen“ Bezug.
Sie hebt dieNotwendigkeit zu „Offenheit und Dialogbereitschaft auf der Grundlage einereindeutigen christlichen Identität“ hervor. Unterschiedliche Herkünfte undKontexte sollen nicht eingeebnet werden. Die Kirche ist vielmehr da besondersPressestatement Bischof Fürst Beratungsvorlage zu den Pastoralen PrioritätenSeite 10 10Zeichen und Werkzeug der Einheit Gottes mit allen Menschen, „wo es ihr gelingt,das alle menschlichen Beziehungen durchwirkende Geheimnis Gottes zuerschließen und ihre eigenen Grenzen auf die größere Gemeinschaft allerMenschen hin zu überschreiten“. D. Aufstehen für das LebenDie vierte Priorität „Aufstehen für das Leben“ rückt den Schutz des menschlichenLebens in allen seinen Lebensphasen, besonders am Anfang und am Ende, inden Blick. Es geht dabei aber auch um die Fragen der gerechten Gestaltung dessozialen Lebens, der Solidarität im globalen Horizont sowie nicht zuletzt der Bewahrung bzw. Schonung der Schöpfung, des Naturschutzes und der Ökologie.
Wir wollen „uns in eine Kultur des Lebens von Jesus Christus einüben lassen,der für uns ‚Weg, Wahrheit und Leben‘ (Joh 14,6) ist“. Der Glaube an JesusChristus ist hoffnungsfroh und lebensbejahend, weil nach biblischem Zeugnis mitder Auferstehung Jesu der Tod überwu nden und das „Leben in Fülle“ gegeben ist. Wie geht es im Beratungsprozess weiterDie Beratung der Vorlage im Priesterrat und Diözesanrat ermöglicht einetransparente Konsultation, bei der die bei jedem einzelnen Mitglied vorhandeneErfahrungskompetenz und Urteilsfähigkeit in den Prozess einfließen kann. Umeine vertiefte Auseinandersetzung zu fördern und die Beratung auf eine breitereBasis zu stellen, werden die Mitglieder von Priesterrat und Diözesanrat gebeten,diejenigen Gremien und Institutionen zu befragen, aus denen sie entsandtwurden – soweit dies möglich ist. Zur Unterstützung werden den Mitgliedern desPriesterrates und des Diözesanrates (auf Wunsch) Arbeitshilfen undModeratoren/innen zur Verfügung gestellt.Die Ergebnisse dieser Befragung bringen die Mitglieder des Priesterrates unddes Diözesanrates wieder in die Beratung der Räte ein. Zusätzlich wird von derPressestatement Bischof Fürst Beratungsvorlage zu den Pastoralen PrioritätenSeite 11 11Geschäftsstelle des Diözesanrates eine Zusammenfassung der Ergebnissedieser Befragung erstellt. Ziel ist zu m einen die Sammlung von Meinungen undArgumenten zu den vorgeschlagenen pastoralen Prioritäten der Diözese, um dieBeratungen im Diözesanrat zu fundieren, und zum anderen die Vernetzung derArbeit der Mitglieder der Räte mit den sie entsendenden Gremien (z. B.Dekanatsräte, ako, Ordensrat, diözesane Berufsgemeinschaften,Jugendarbeitsgremien, Katholisch-Theologische Fakultät, Theologiestudentendes Wilhelmsstifts).
Verantwortlich dafü r ist das jeweilige Diözesanratsmitglied.Die Koordination des Gesamtprozesses liegt bei der Stabsstelle StrategischeEntwicklung des Bischöflichen Ordinariats.Die Konsultation soll bis zur Sommerpause durchgeführt werden, danach erfolgtdie Auswertung der Ergebnisse und die Überarbeitung der Vorschläge für diePrioritäten. Die Beratung dieser überarbeiteten Fassung der Prioritäten soll EndeNovember 2003 im Diözesanrat erfolgen. Danach erst werden die Posterioritätenerarbeitet. Verbindlich für die ganze Diözese werden die gefundenen Prioritätenmit der Inkraftsetzung durch den Bischof. Dies – so hoffe ich – wird Ende desJahres 2003 der Fall sein können.Beabsichtigt ist, dass im Doppelhaushalt 2005/2006 bereits Konsequenzen ausden Prioritäten gezogen werden, die dann für die nächsten Jahre Gültigkeithaben. Insgesamt sollen durch diesen qualifizierte Beratungsprozess dieErgebnisse optimiert und die Qualität der Entscheidung und ihre Akzeptanzerhöht werden. Ohne solche Konsultation in Entscheidungsprozessen kann es inunserer heutigen komplexen Kultur und Gesellschaft nicht mehr abgehen, auchnicht in der Kirche.