Mit einem glanzvollen Festgottesdienst in der nahezu voll besetzten barocken Klosterkirche feierte die im Süden Ravensburgs gelegene Kirchengemeinde Weißenau am Sonntag ihr traditionelles Magdalenenfest. Kurz vor Ende der Feier konnte Pfarrer Fabian Ploneczka seine Gemeinde mit einer besonderen Nachricht überraschen. Bischof Dr. Gebhard Fürst verleiht der Klosterkirche St. Peter und Paul den Ehrentitel eines bischöflichen Münsters. Zum offiziellen Festakt am 22. Oktober wird der Bischof persönlich nach Weißenau kommen.
Die Kirchengemeinde Weißenau verehrt seit Jahrhunderten Maria Magalena. Sie ist „quasi die dritte Patronin neben den beiden Namenspatronen Petrus und Paulus“, berichtet Elmar Ott, der gewählte Vorsitzende des Kirchengemeinderats Weißenau. Maria von Magdala gilt als Begründerin der Weißenauer Heilig-Blut-Reliquie. Der Legende nach soll sie etwas vom Blut Christi am Kreuz gesammelt und in einer Ampulle verwahrt haben. Nach einer Irrfahrt auf dem Mittelmeer strandete sie in der südfranzösischen Stadt Marseille.
Reliquie ist kein Zaubermittel
Über Marseille, so berichtet die Legende weiter, sei ein Teil des Heiligen Bluts dann nach Straßburg und dort in die Hände von Rudolf von Habsburg gelangt. Dieser habe die wertvolle Reliquie 1283 dem damaligen Kloster Weißenau geschenkt, wo sie bis heute in der Klosterkirche verwahrt und von der Kirchengemeinde verehrt wird. Als Festprediger war Pater Stefan Kling nach Weißenau gekommen, der Prior des Prämonstratenser-Klosters Roggenburg in Bayerisch-Schwaben. Weißenau pflegt seit jeher enge Beziehungen zum Prämonstratenser-Orden, waren es doch die „weißen Mönche“ des Ordens, die 1145 das Kloster Weißenau errichteten. Dem weißen Habit des Ordens verdankt der Ort im Schussental, der davor „Minderau“ (lateinisch: Augia minor) hieß, auch seinen heutigen Namen.