Kirche

Bischof erhebt die Klosterkirche Weißenau zum Münster

Die Geistlichen stehen am Altar.

Diakon Erik Thouet, Pater Stefan Kling und Pfarrer Fabian Ploneczka (v.l.n.r.) feierten mit der Gemeinde den Festgottesdienst - Foto: Frank Vollmer

Beim traditionellen Magdalenenfest der Kirchengemeinde Weißenau gibt Pfarrer Fabian Ploneczka die Ehrung bekannt.

Mit einem glanzvollen Festgottesdienst in der nahezu voll besetzten barocken Klosterkirche feierte die im Süden Ravensburgs gelegene Kirchengemeinde Weißenau am Sonntag ihr traditionelles Magdalenenfest. Kurz vor Ende der Feier konnte Pfarrer Fabian Ploneczka seine Gemeinde mit einer besonderen Nachricht überraschen. Bischof Dr. Gebhard Fürst verleiht der Klosterkirche St. Peter und Paul den Ehrentitel eines bischöflichen Münsters. Zum offiziellen Festakt am 22. Oktober wird der Bischof persönlich nach Weißenau kommen.

Die Kirchengemeinde Weißenau verehrt seit Jahrhunderten Maria Magalena. Sie ist „quasi die dritte Patronin neben den beiden Namenspatronen Petrus und Paulus“, berichtet Elmar Ott, der gewählte Vorsitzende des Kirchengemeinderats Weißenau. Maria von Magdala gilt als Begründerin der Weißenauer Heilig-Blut-Reliquie. Der Legende nach soll sie etwas vom Blut Christi am Kreuz gesammelt und in einer Ampulle verwahrt haben. Nach einer Irrfahrt auf dem Mittelmeer strandete sie in der südfranzösischen Stadt Marseille.

Reliquie ist kein Zaubermittel

Über Marseille, so berichtet die Legende weiter, sei ein Teil des Heiligen Bluts dann nach Straßburg und dort in die Hände von Rudolf von Habsburg gelangt. Dieser habe die wertvolle Reliquie 1283 dem damaligen Kloster Weißenau geschenkt, wo sie bis heute in der Klosterkirche verwahrt und von der Kirchengemeinde verehrt wird. Als Festprediger war Pater Stefan Kling nach Weißenau gekommen, der Prior des Prämonstratenser-Klosters Roggenburg in Bayerisch-Schwaben. Weißenau pflegt seit jeher enge Beziehungen zum Prämonstratenser-Orden, waren es doch die „weißen Mönche“ des Ordens, die 1145 das Kloster Weißenau errichteten. Dem weißen Habit des Ordens verdankt der Ort im Schussental, der davor „Minderau“ (lateinisch: Augia minor) hieß, auch seinen heutigen Namen.

In seiner Festpredigt ging Pater Stefan Kling auf die Geschichte der Heilig-Blut-Verehrung und die Kraft des Heiligen Blutes ein. „Der Reliquienkristall ist der Versuch der Menschen, irgendetwas vom Innersten Jesu zu fassen“, erklärte der 60-Jährige. „Aber der Kristall kann das nicht, weil Jesus Christus von uns nirgendwo einzusperren ist.“ Vielmehr komme es auf die persönliche Beziehung jedes Einzelnen zu Jesus an: „Wenn ihr die Reliquie nur magisch versteht als Zaubermittel, damit es euch eine Zeit lang besser geht, werdet ihr nicht heil.“ Was zähle, sei der Glaube an Jesus Christus. „Dabei kann euch die Reliquie helfen. Und wenn sie das tut, kommt jedes Jahr, verehrt das heilige Blut und kommt dadurch zum Glauben, der euch rettet“, so Pater Stefan Kling.

Bischöfliche Anerkennung der herausragenden Bedeutung der Kirche

Ein „besonderes Geschenk des Bischofs“ überbrachte der Weißenauer Pfarrer Fabian Ploneczka seiner Kirchengemeinde kurz vor Schluss der offiziellen Feier. Bischof Dr. Gebhard Fürst erhebt am 22. Oktober im Rahmen einer Feier in Weißenau die Klosterkirche zum Münster. Die Ehrung erfolgt im Vorgriff auf die im kommenden Jahr anstehende 300-Jahr-Feier der 1724 vollendeten Klosterkirche.

Mit der Auszeichnung erkennt der Bischof, wie es in der während der Festmesse von Diakon Erik Thouet verlesenen Urkunde heißt, zum einen die herausragende Geschichte und Architektur der Klosterkirche und deren Bedeutung als pastorales Zentrum in der Region an. Zum anderen würdigt der Bischof damit die Weißenauer Heilig-Blut-Reliquie und die bedeutende Orgel der Klosterkirche. Sie wurde 1787 vom schwäbischen Orgelbaumeister Johann Nepomuk Holzhey (1741-1809) vollendet und zählt zu den bedeutendsten Denkmalorgeln Süddeutschlands.

Wunderbares Geschenk zum Jubiläum

Thomas Faigle, Ortsvorsteher von Eschach, wozu der Teilort Weißenau gehört, war sichtlich begeistert vom „wunderbaren Geburtstagsgeschenk zum Kirchenjubiläum, das im nächsten Jahr gefeiert wird“. Der Weingartener Dekan Ekkehard Schmid, Leiter des Dekanats Allgäu-Oberschwaben, freute sich ebenfalls darüber, „dass die Diözese mit diesem Ehrentitel die künstlerische und spirituelle Bedeutung der Kloster- und Wallfahrtskirche von Weissenau würdigt.“ Und er fuhr fort: „Damit hat nicht nur Ulm oder Konstanz sein Münster, sondern auch Ravensburg - und wie Weingarten sicher auch bald einen Münsterplatz.“

Am Magdalenenfest wirkten der Musikverein Sternberg sowie die Blutreitergruppen Weißenau, Eschach-Gornhofen und Liebenau und die Feuerwehr-Abteilung Ravensburg-Eschach mit Fahnenabordnungen mit. Der um verschiedene Solisten und ein regionales Orchesterensemble verstärkte Kirchenchor Weißenau führte die „Missa brevis a tre voci“ von Michael Haydn auf. Parallel zur Festmesse in der Klosterkirche feierte Pastoralreferentin Christiane Schupp mit den Kleinsten der Kirchengemeinde einen Picknick-Gottesdienst auf der Wiese vor dem Pfarrhaus. Im Anschluss an den Gottesdienst segneten Pfarrer Ploneczka, Pater Stefan Kling und Diakon Erik Thouet auf dem Kirchenvorplatz die vorbeifahrenden Fahrzeuge.

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