Bischof Dr. Gebhard Fürst reiste zum Hochfest des heiligen Meinrad ins Kloster Einsiedeln in die Schweiz. Das Fest erinnert an den Heiligen, auf den die Gründung des Klosters zurückgeht. Der Bischof feierte am Samstag, 21. Januar, ein Pontifikalamt und hielt die Predigt.
Bereits im Vorjahr hatte Bischof Dr. Gebhard Fürst den Besuch des Hochfests am Meinradstag geplant, musste diesen wegen der sich verschärfenden Corona-Situation aber leider absagen. Ganz anders in diesem Jahr: Gemeinsam mit zahlreichen Besucher:innen beging der Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart den Tag, an dem Meinrad vor genau 1162 Jahren von Landstreichern überfallen und ermordet worden sein soll und hielt ein Pontifikalamt.
In seiner Predigt beschrieb Bischof Fürst die Verbindung zwischen der Bischofsstadt Rottenburg a. N. und Einsiedeln mit dem Hinweis darauf, dass der Heilige vor den Toren Rottenburgs im Sülchgau als Sohn einer alamannischen Adelsfamilie auf die Welt kam und ihn sein Vater im Alter von fünf Jahren zu den Benediktinern auf die Klosterinsel Reichenau brachte, auf der es eine Eliteschule der bedeutendsten Denker und Theologen des frühen Mittelalters gab und auf der Meinrad eine umfassende Ausbildung erhalten und zum Priester geweiht werden sollte. „Und so beginnt sein außergewöhnliches Wirken, das viele seiner Zeitgenossen so beeindruckte“, hielt Bischof Fürst fest. Denn Meinrad habe die Einsamkeit und die Stille gesucht, um Gott näher zu kommen. Immer tiefer habe er sich zum Gebet, zum Fasten und zur Kontemplation in den Wald zurückgezogen und 26 Jahre in seiner Einsiedelei verbracht, in der er dann auch ein gewaltsames Ende fand und an deren Stelle später das Kloster erbaut wurde.
„Bereit zu Lebzeiten wurde der Heilige Meinrad für seine Barmherzigkeit bewundert. Und schon bald nach seinem Tod wurde er von vielen Gläubigen als Märtyrer verehrt“, sagte Fürst. Meinrad habe sein Leben einer tiefen Spiritualität untergeordnet, die deswegen in der Welt wirkte, weil er mit ihr immer ein Gott-Suchender war. Dies habe ihn einzigartig gemacht und sein Verhalten habe nicht dem Zeitgeist seiner Epoche entsprochen. „Persönlich gab er ein Beispiel absoluter Gewaltlosigkeit. Das sehen wir daran, dass er seinen Mördern nicht mit Gegengewalt begegnete“, hielt der Bischof fest.
So habe in Einsiedeln im Großen ein Pilgerweg geendet, der im Sülchgau bei Rottenburg seinen Anfang nahm. „Durch den Heiligen Meinrad sind wir mit Ihnen hier in Einsiedeln auf immer verbunden“, sagte der Bischof und verwies auch auf den von Benediktinern aus Einsiedeln entwickelten Meinradweg, der das Pilgern mit dem Fahrrad von der Rottenburger Sülchenkirche aus bis nach Einsiedeln ermöglicht. „Auf ihm erfahren wir im wahrsten Sinne des Wortes, was ‚Pilgern‘ bedeutet: Auf dem Weg zu sein, um Gott zu begegnen“, sagte Bischof Fürst an die zahlreichen Einheimischen und Pilger gewandt, welche den Festtag des heiligen Meinrad gemeinsam mit den Mönchen und ihm feierten.