Es ist ein seltenes Ereignis: die Weihe einer neuen Kirche. In St. Johannes Maria Vianney in Mönchfeld wird Bischof Gebhard Fürst am Sonntag, 16. Juli, um 10 Uhr die neu gebaute Kirche mit ihren 120 Plätzen in einem festlichen Gottesdienst weihen. Im Anschluss an die Weihe lädt die Gemeinde zusammen mit anderen Einrichtungen aus dem Stadtteil zu einem offenen Quartiersfest auf den Mönchfeldplatz. Da die Kirche nur eine begrenzte Zahl an Plätzen hat, wird der Gottesdienst in den großen Saal des benachbarten Caritas-Pflegeheims St. Ulrich übertragen. Dort können die Besucher:innen auch die Kommunion empfangen. "Ich freue mich sehr, dass wir nach fast vier Jahren auf Wanderschaft wieder eine eigene Kirche und Gemeinderäume haben", sagt Martina Siegl, die gewählte Vorsitzende der Gemeinde St. Johannes Maria Vianney.
Fast vier Jahre lang war die Gemeinde St. Maria Vianney auf die Gastfreundschaft der evangelischen Kirche und des Caritas-Pflegeheims St. Ulrich angewiesen, jetzt kehrt sie wieder in eigene Räume zurück, die weit ins Quartier hinein geöffnet werden sollen. Die neue Kirche und die integrierten Gemeinderäume fallen deutlich kleiner aus als die alten. Für die Gemeinde aber ist die Reduzierung genau richtig: "Wir sind weniger Katholikinnen und Katholiken in Mönchfeld, in der kleineren Kirche erleben wir Gemeinschaft wieder ganz anders. Und die neuen Gemeinderäume geben uns viele Möglichkeiten", so Martina Siegl, die sich seit 1996 im Kirchengemeinderat von St. Johannes Maria Vianney engagiert. Wichtig für die Gemeinde ist die Flexibilität, die der Neubau bietet. So kann beispielsweise bei größeren Gottesdiensten der angrenzende Gemeindesaal geöffnet und damit die Kirche um 51 Quadratmeter vergrößert werden.
Wo Schwarzstahl und Holz aufeinandertreffen
In der neuen Kirche finden sich viele Spuren der alten. Der Jesus am Kreuz, die Marienstatue und der Tabernakel wurden in die neue Kirche integriert. Eindrucksvoll ist das Lichtkreuz, das in die Wand eingebaut worden ist und vor dem der Gekreuzigte seinen Platz gefunden hat – erleuchtet durch das einfallende Licht. Die Bänke aus der alten Kirche finden sich in den neu gestalteten liturgischen Orten, in Altar, Ambo und Taufbecken, wo sich Schwarzstahl und das Holz auf ungewöhnliche Weise mischen. Die Transformation von alt zu neu war eines der Kernthemen des Stuttgarter Architekturbüros a+r, das den Architekturwettbewerb für die Kirche und auch den Kunstwettbewerb für die Gestaltung der liturgischen Orte gewonnen und das den Neubau sowohl der Kirche als auch der umliegenden Neubauten begleitet hat.
Bei der Kirchweihe wird der neue fünfeckige Altar ins Zentrum rücken. An allen fünf Ecken sind Kreuze in den Altar eingearbeitet, auf denen während des Gottesdienstes Weihrauch entzündet wird. Zudem wird Bischof Fürst die Reliquien wieder in den Altar einsetzen. Zu hören sein wird am 16. Juli auch die Orgel, die die Stuttgarter Gemeinde von einer bayrischen Gemeinde gebraucht erworben hat und die ein Orgelbauer an die Verhältnisse in St. Johannes Maria Vianney angepasst hat. "Die Atmosphäre und auch die Akustik in der neuen Kirche sind großartig", versichert Ludwig-Frank Mattes, der leitende Pfarrer der Gesamtkirchengemeinde St. Johannes Maria Vianney. Auch er freut sich über den Neubau: "Wir haben uns in der Gesamtkirchengemeinde ganz aktuell von einem Gotteshaus getrennt, das wir an die bulgarisch-orthodoxe Kirche verkauft haben. In Mönchfeld konnten wir die Kirche mit dem Neubau erhalten, darüber freuen wir uns sehr, dies eröffnet viele Chancen für die Gemeinde." Die Kosten für den Neubau liegen bei insgesamt 3,9 Millionen Euro und damit aufgrund der gestiegenen Baupreise leicht höher als erwartet.
Seniorenwohnungen, Sozialstation und Kindertagesstätte
Mit der Kirche neu gebaut wurden die drei umliegenden Gebäude, in denen Seniorenwohnungen, eine Sozialstation und die Kindertagesstätte der Gemeinde St. Johannes Maria Vianney untergekommen sind. Die Senioren konnten bereits im April einziehen, die Kinder der Kita im Mai. Möglich geworden ist die Neugestaltung des Areals durch eine enge Kooperation von Gemeinde, katholischem Stadtdekanat, Caritas Stiftung Stuttgart und der Grötzinger Stiftung. Die Gemeinde verbindet die Kirchweihe bewusst mit einem ersten Quartiersfest, bei dem es nicht bleiben soll. "Als Gemeinde möchten wir uns weit in die Nachbarschaft und den Stadtteil hinein öffnen. Deshalb haben wir regelmäßige Treffen zur Quartiersentwicklung und auch das Quartiersfest angestoßen. Wir wollen Räume für Begegnungen schaffen", sagt Martina Siegl. An dem Quartiersfest beteiligen sich Caritas, evangelische Kirche, die Mobile Jugendarbeit und Mönchfelder und Mühlhausener Vereine. Auch das Bezirksrathaus hat die Vorbereitungen unterstützt. Das Quartiersfest beginnt um 12.30 Uhr mit Musik, einem Foodtruck, einem Eiswagen, einer Spielstraße für Kinder sowie einem Quiz für Kinder und Erwachsene.
Zum Gottesdienst am 16. Juli
Die Plätze in der Kirche selbst sind bereits durch die Gemeinde und eingeladene Gäste belegt. Wer den Gottesdienst dennoch vor Ort feiern möchte, kann ins Pflegeheim St. Ulrich kommen, wo die Feier im Livestream übertragen und wo auch die Kommunion empfangen werden kann. Wer von zuhause aus teilnehmen möchte, kann den Livestream auf der Homepage der Gesamtkirchengemeinde aus der Ferne miterleben. Beim anschließenden Quartiersfest ab 12.30 Uhr reicht der Platz für alle, die mitfeiern möchten.