„Gerade zu Pfingsten sollten wir uns alle das Handeln derer, die sich im Geiste Jesu besonders für die Kranken und Schwachen einsetzen, zum Vorbild nehmen“, sagt der Bischof und stellt fest: „Wie bereits Ostern, so feiern wir auch Pfingsten in ‚Zeiten von Corona‘. Wie ein ungreifbares Schreckgespenst hat sich das Virus in unserer Wirklichkeit festgesetzt. Die Begleiterscheinungen der Pandemie bringen viele bis an die Grenze ihrer Belastbarkeit. Besonders einschneidend und bedrückend ist die Krise für Menschen, die gesundheitlich vorbelastet sind, für die, deren Arbeitsplatz nun gefährdet ist oder für alle, die aufgrund von Kurzarbeit finanzielle Einbußen hinnehmen müssen.“
Heute sei es daher an uns, aus dem Geist der Nächstenliebe heraus, unseren Mitmenschen Liebe und Solidarität zu zeigen. Dabei müssten wir kreativ werden, weil bestimmte Dinge gerade nur sehr eingeschränkt möglich sind. Im heutigen Akutzustand bedeute Zuwendung maßvolles Distanzhalten zum Schutz der Schwachen und zu denen, die uns besonders nahe sind. „Die Kraft zu solchem Handeln beziehen die Christen aus ihrem Glauben an Gott – der Gottesliebe“, sagt der Bischof.
Mut, Beistand und Vertrauen brauchten wir in diesen Wochen besonders. „Den Geist der Liebe gegen den Ungeist der Entsolidarisierung, den Geist der Stärke, gegen den Ungeist der Verzagtheit und der Lähmung, den Geist der Gemeinschaft, gegen das Alleinsein, den Geist der Wahrheit gegen sämtliche Verschwörungsmythen.“
Denn trotz all der bedrückenden Erfahrungen dieser Tage greife leider in dieser schwierigen Zeit ein neuer Ungeist um sich: „Menschen gehen auf die Straße, weil sie sich durch die Corona-Maßnahmen ihrer Grundrechte beraubt sehen. Damit stellen sie ihr Bedürfnis nach Freiheiten über den Schutz der besonders schwachen, vulnerablen Menschen. Dies ist nicht nur unsolidarisch, sondern geradezu egoistisch und im höchsten Maße verletzend. Die Protestierer verstoßen gegen das oberste Grundrecht der unantastbaren Menschenwürde, das zuallererst dem Schutz des Lebens dient“, sagt Bischof Fürst.
Bereits jetzt sei vielerorts aber auch ein neuer Geist spürbar – ein pfingstlicher Geist, der durch Gottes und der Menschen Handeln unter uns allen heilsam wirkt. „Auch das Virus und die Pandemie, die uns derzeit an den Rand des Ertragbaren führen, haben nicht das letzte Wort. Sie werden irgendwann vorübergehen“, sagt der Bischof.
Nach Corona werde sich die Welt verändert haben. „Wir werden mit den Folgen noch lange ringen. Doch schon jetzt, heute, scheinen Hoffnungszeichen auf. Das Licht der Hoffnung strahlt auf durch Menschen, die einander unterstützen, ganz praktisch mit Herz und Hand“, sagt der Bischof weiter und gibt Beispiele: „Schülerinnen und Schüler, die freie Zeit nutzen, um für Ältere einzukaufen, Menschen, die über Telefon oder die sozialen Netzwerke miteinander Kontakt halten, Gläubige aller Religionen und Konfessionen, die füreinander beten, Patientinnen und Patienten, die geheilt werden.“
All dies seien Hoffnungszeichen, die in dieser Krise aufscheinen und uns Zuversicht schenken können. Ein Zeichen der Hoffnung, die uns von Jesus Christus her zugesagt ist. Denn von ihm überliefert seien uns die Worte: „Siehe, ich bin mit euch bis ans Ende der Welt.“ (Matthäus 28,20b)