Jubiläum

Blick auf Jesus Christus gibt Trost

Nach der Übergabe segnet Bischof Gebhard Fürst die Gläubigen mit der Blutreliquie - Foto: Bernhard Rückgauer

Bischof Gebhard Fürst segnet mit der Blutreliquie die Menschen und sorgt sich um die Wertschätzung der Eucharistie.

Die Freude war den Blutreitern sowie den Gläubigen der Kirchengemeinde Weißenau anzumerken. Sie konnten am Sonntag trotz Corona-Einschränkungen die Gründung des Chorherrenstifts der Prämonstratenser vor 875 Jahren feiern. Alles fiel etwas kleiner und schlichter aus, als urprünglich geplant. Bischof Gebhard Fürst ließ es sich aber nicht nehmen, beim Blutritt von der Kutsche aus mit der Reliquie den Segen zu spenden und den Festgottesdienst persönlich zu leiten. Es war sein erstes Pontifikalamt in Corona-Zeiten außerhalb seiner Bischofskirchen.

Selbst Petrus, einer der Weißenauer Kirchenpatrone, hatte nach zunächst schlechten Wetterprognosen ein Einsehen und schickte die Sonne. Um 8 Uhr brachte Ortspfarrer Gunnar Sohl die Reliquie, die der Überlieferung Tropfen vom Blut Christi enthält, unter Glockengeläut vor die Kirche. König Rudolf von Habsburg hatte sie 1283 dem Kloster geschenkt. Nach der Übergabe an Bischof Gebhard Fürst machten sich 23 Mitglieder der Weißenauer Blutreitergruppe zu Pferd auf den Weg nach Weingartshof, Torkenweiler und über Weiherstobel und Mariatal zurück zur Kirche. Ministranten mit Kreuz, Laternen und Fahnen begleiteten den Vierspänner mit dem Bischof.

Predigt greift Eindrücke der Prozession auf

"Wir hatten eine wirklich schöne Flurprozession", erzählt Norbert Burkhardt, einer der Reiter. Innerhalb der Ortschaften säumten etliche Anwohner im vorgeschriebenen Abstand den Straßenrand und hatten ihre Häuser geschmückt. Auf den Fluren waren die Reiter unter sich und beteten den Rosenkranz. Josef Schädler, Gruppenführer der Blutreiter aus Schmalegg, hätte den Jubiläumsritt gerne auch hoch zu Ross miterlebt. Da die Vorschriften aber nur eine begrenzte Pferdezahl zuließen, stellten sich er und knapp 40 Kollegen aus den Nachbarorten mit Standarten und Fahnen bei der Rückkehr der Prozession auf dem Kirchplatz auf. Nach Andacht und Reitersegnung begleiteten sie den Bischof ins Gotteshaus des ehemaligen Klosters, das von 1145 bis 1802 bestand.

In seiner Predigt beim Festgottesdienst griff Bischof Gebhard Fürst Eindrücke der Prozession auf. Eine Schmerzensmutter und ein gegeißelter Christus am Wegrand stünden auch für Erfahrungen während der Corona-Pandemie. "Diese schlimme Zeit ist nicht das Ende, sie ist ein Durchgang, der uns erneuern wird, wenn wir auf Jesus Christus schauen", betonte er. Denn Christi Leiden, für das die Blutreliquie stehe, und seine Auferstehung gehörten zusammen. Das bringe die Eucharistiefeier zum Ausdruck. Große Sorgen macht sich der Bischof, dass sich die Gläubigen durch die Corona-Einschränkungen den Besuch der Gottesdienste abgewöhnen könnten.

Trotz Einschränkungen ein würdiges Fest

Neben den zahlreichen Akteuren durften auch in der großen Barockkirche nur etwa 70 Personen in den Bänken mitfeiern, darunter Landrat Harald Sievers, der Ravensburger Oberbürgermeister Daniel Rapp und Eschachs Ortsvorsteher Thomas Faigle. Mit Bischof Fürst standen Dekan Ekkehard Schmid und die Pfarrer der Seelsorgeeinheit Ravensburg-Süd, Gunnar Sohl und Safi Powath, am Altar. Einigen Gläubigen fiel es sichtlich schwer, beim Lied "Großer Gott, wir loben dich" nicht entgegen der Coronavorschrift mitzusingen. Stattdessen wirkten Bläserquartett, Vorsänger und Ulrich Höflacher an der Holzhey-Orgel zusammen, die den ganzen Gottesdienst musikalisch sehr feierlich gestalteten.

"Das Fest war in dieser Form der Sache würdig", freut sich Elmar Ott am Ende des Gottesdienstes. Die organisatorischen Fäden des Jubläumstages waren beim gewählten Vorsitzenden des Weißenauer Kirchengemeinderates zusammengelaufen. Für ihn steht nun zuerst das große Aufräumen an. Wenn er dann nach Hause kommt, will er sich auf jeden Fall die Aufzeichnung des Livestreams anschauen. Das Ende des Blutritts und der Festgottesdienst wurden für diejenigen, die nicht teilnehmen konnten, so in die heimischen Wohnzimmer übertragen. Über den Link auf der Jubiläums-Webseite steht das Video auf YouTube auch anderen Interessierten zum Nachschauen zur Verfügung.

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