Initiative

Bücherschenkung als Symbol europäischer Zusammenarbeit

Im Rahmen des 12. Internationalen Donaufestes begrüßte Oberbürgermeister Gunter Czisch (rechts) den Bischof von Banja Luka, Franjo Komarica, im Ulmer Rathaus. Anlass war eine feierliche Bücherschenkung des Pfarrers i.R. Dr. Franz Xaver Schmid an das Europazentrum für Frieden und Zusammenarbeit Kloster Mariastern in Banja Luka. Durch den einstigen Abt Dominikus Aßfalg (auf dem Foto), der aus Grundsheim stammte, bestehen spannende historische Verbindungen zwischen Regionen des Donauraums. Foto: DRS/Jerabek

Das Donaufest ist ein Fest der europäischen Idee. Eine wertvolle Bücherschenkung an das Europazentrum Mariastern in Banja Luka unterstreicht die Idee.

Die Feierstunde für geladene Gäste im Ulmer Rathaus mag nur eine kleine Facette des reichhaltigen Programms des 12. Internationalen Donaufestes gewesen sein – und doch steht sie symbolkräftig für die Zusammenarbeit, die die Länder entlang der Donau in Geschichte und Gegenwart gepflegt haben. Es sei wichtig, Symbole zu pflegen und neue Symbole zu finden, sagte Oberbürgermeister Gunter Czisch. Die Bücherschenkung von Pfarrer i.R. Dr. Franz Xaver Schmid, „dieser Schatz, der auf Wanderschaft geht“, sei ein Symbol für die Botschaft des Donaufestes: Wer Freundschaften schließt, wer sich begegnet und kennenlernt, wer auch den Diskurs sucht, der habe die Chance, dass aus Auseinandersetzungen kein Krieg erwächst, so Czisch.

Auf rund 10.000 Bücher, darunter wertvolle Faksimile-Ausgaben mittelalterlicher Handschriften wie Evangeliare, Bilderpsalter und Stundenbücher, ist die Bibliothek von Franz Xaver Schmid aus Munderkingen in fast 60 Priesterjahren angewachsen. Der bibliophile Theologe, Kunstfreund und Kunstkenner mit unermüdlichem Forscherdrang, der selbst eine ganze Reihe von Büchern und Broschüren zu kirchen- und kunsthistorischen Themen veröffentlicht hat, spürt derzeit unter anderem der engen Verbindung von Oberschwaben zur Trappistenabtei Mariastern in Banja Luka (im Norden von Bosnien und Herzegowina) in den 50 Jahren zwischen 1890 und 1940 nach. Diese inzwischen aufgelöste Abtei zählte einst zu den größten Niederlassungen der Trappisten. Ihre Blütezeit erlebte sie unter zwei Äbten, die aus Grundsheim und aus Biberach an der Riß stammten. Aus der kleinen Gemeinde Grundsheim, die an der Südspitze des Alb-Donau-Kreises liegt und der Verwaltungsgemeinschaft Munderkingen angehört, stammte auch Schmids Großvater Ivo Schmid – er dürfte den späteren Abt Dominikus Aßfalg, der 1877 als 30-jähriger Mann nach Bosnien ging, gekannt haben. Einige weitere Mönche kamen aus den Bussengemeinden, aus Unterstadion, Altheim und Emerkingen, aus Biberach und Ulm. Zugleich war Mariastern mit insgesamt 16 europäischen Herkunftsländern der Patres und Fratres ein europäischer Konvent par excellence.

Glaube verbindet - gestern und heute

Diese spannenden historischen Facetten und die paneuropäische Vision des Bischofs von Banja Luka, Franjo Komarica, auf dessen Initiative im Jahr 2020 das Europazentrum für Frieden und Zusammenarbeit Kloster Mariastern gegründet wurde, haben Pfarrer Schmid dazu bewogen, seine Bücher diesem Zentrum zu stiften. Stellvertretend für Pfarrer Schmid, der in dieser Woche seinen 85. Geburtstag begeht und aus gesundheitlichen Gründen nicht nach Ulm kommen konnte, gab sein Bruder Bruno Schmid, Diakon und Alt-Bürgermeister von Munderkingen, einen Überblick über die wertvolle Sammlung, die auch sakrale Kunstwerke wie Ikonen und Gemälde umfasst.  „Diese ‚Stiftung‘ erfolgt aus Solidarität mit den Trappistenmönchen, vor allem aus dem Raum Munderkingen, und meinem Großvater Ivo Schmid, der wie Abt Dominikus Aßfalg (1894-1920) aus Grundsheim stammt“, heißt es in der Stiftungsurkunde, die Bruno Schmid verlas.

„Der Glaube verbindet gestern und heute: Oberschwaben und das Trappistenkloster Mariastern in Banja Luka“, lautete das Motto der kleinen Feierstunde im Rathaus. Dass die Verständigung der ethnischen Gruppen gelinge und der europäische Gedanke neu belebt werde, dafür stehe das Europazentrum für Frieden und Zusammenarbeit Kloster Mariastern, sagte Bischof Komarica. Der Bischof hat dabei besonders Angebote und Projekte für junge Menschen im Blick. Unterstützung erhält das Projekt durch ein Kuratorium, dem 22 Persönlichkeiten aus sieben europäischen Staaten aus Politik, Kirche, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft angehören. Auch die kroatische Regierung und der angrenzende kroatische Landkreis Slavonski Brod, dessen Landrat Danijel Marušić ebenfalls nach Ulm gekommen war, das katholische Osteuropa-Hilfswerk Renovabis und die Paneuropa-​Union unterstützen das Zentrum.

In der Gebetsstätte Marienfried bei Ulm hat sich im Dezember vergangenen Jahres der Verein „Freundeskreis Mariastern – Europazentrum e.V.“ gegründet. Er hat es sich vor dem Hintergrund der Geschichte der Trappistenabtei, aber auch angesichts der leidvollen Geschichte von Bosnien und Herzegowina zur Aufgabe gemacht, „ein friedliches und geeintes Europa in den Blickpunkt der Menschen zu bringen“.

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