Preisverleihung

„Christentum und Kultur“

Preise für Arbeiten über die friedliche Revolution in Leipzig, die Ethik digitaler Großkonzerne und die Frauenordination in der katholischen Kirche.

Die vier großen evangelischen und katholischen Kirchen in Baden-Württemberg haben zum 18. Mal die Preisträgerinnen und Preisträger des landesweiten Schülerwettbewerbs „Christentum und Kultur“ ausgezeichnet. Pandemiebedingt konnte die Preisverleihung leider in diesem Jahr nicht wie bisher üblich im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung erfolgen. Insgesamt hatten 52 Schülerinnen und Schüler 44 Arbeiten eingereicht.

Der erste Preis ging an Charlotte Bohn und Lena Stäble vom Thomas-Mann-Gymnasium Stutensee. Unter dem Titel „Die friedliche Revolution in Leipzig. Auslegung der christlichen Lehre gegen die Übermacht der sozialistischen Ideologie. Pfarrer Führer und Pfarrer Wonneberger – Handeln nach christlichem Verständnis?“ zeige die Arbeit sehr anschaulich die Hintergründe der Umwälzungen des Jahres 1989 und deren Vorgeschichte aus theologischer Sicht anhand von Dokumenten und Augenzeugenberichten auf, so die Begründung der Jury.

In den Ausführungen werde deutlich, „worin die christliche Motivation der beiden engagierten Pfarrer bestand. Ganz klar werden dann am Ende nochmals Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen dem am Gebot der Nächstenliebe orientierten und eher auf Kompromisse bedachten Christian Führer und dem stärker politisch orientierten und risikobereiten Christoph Wonneberger benannt“.

Den zweiten Preis des Wettbewerbs erhielt Jonathan Chung vom Humboldt-Gymnasium in Ulm. Seine Arbeit mit dem Titel „Amazon, Apple, Google, Microsoft, Facebook: Der ethische Supergau? Handeln diese Firmen wirklich so unethisch? Eine ethische Betrachtung“, beschäftigt sich mit der hochaktuellen Frage, nach welchen ethischen Kriterien die großen Firmen der digitalen Veränderung letztlich handeln. Dabei kommt der Autor aufgrund eigener Recherchen und durch einen Vergleich der „Ethik der Hacker“ mit den zehn Geboten zu einem sehr differenzierten Ergebnis.

Der dritte Preis wurde in diesem Jahr dreimal verliehen: Tobias Krauß vom Gymnasium am Deutenberg in Villingen-Schwenningen stellt in seiner Arbeit „Erst Friedensgebete – dann Revolution. Wie groß ist der Anteil der Christen an der friedlichen Revolution in der DDR?“ die Bedeutung der evangelischen Kirche für die friedliche Revolution dar. Dabei werde diese Rolle nach Einschätzung der Jury kritisch relativiert und als „Ermöglichung der Kritik am Staat“ gewichtet.

Amelie Gaiser vom Hans-Furler-Gymnasium Oberkirch beschäftigt sich in ihrer Arbeit „Schweigen war gestern, Schwestern! Über meinen Weg zu einem begründeten Standpunkt zur Frage nach der Frauenordination in der katholischen Kirche“ mit ihrer eigenen Position zu dieser Frage. Überzeugend schildere die Schülerin, wie sie bei sich selbst eine Meinungsänderung zum Thema erlebt habe, weil ihr einerseits die Interviews und andererseits die wissenschaftliche Auseinandersetzung ermöglicht hätten, das Thema historisch und theologisch ganz neu einzuordnen. 

Einen weiteren dritten Preis erhielt Anja Altmaier, Schiller-Gymnasium Offenburg, für ihre Arbeit „Füllet die Erde und macht sie euch untertan und herrschet über (…) alles Getier, das auf Erden kriecht. Aber wie? Wie sollten Menschen mit Tieren umgehen?“. Die Jury würdigt damit eine „faktenreiche, durchgehend argumentative, stringent aufgebaute Arbeit zur Frage der Tierhaltung und -tötung“.

Ein Sonderpreis für Arbeiten mit künstlerisch-musischer Ausrichtung ging zudem an Anton Hillenbrand vom Schiller-Gymnasium in Offenburg. In Dialogform, Aphorismen, Bildern und Symbolen (auch der Psychoanalytik des Traumes) widmet sich die Arbeit unter dem Titel „Schwerelos“ theologisch-existentiellen Themen aus der Perspektive eines traumatisierten Ich-Erzählers.

Darüber hinaus gingen Buchpreise an die folgenden Teilnehmerinnen und Teilnehmer: Jule Schumm vom Hölderlin-Gymnasium Nürtingen, Julia Sieringhaus vom Schiller-Gymnasium Heidenheim und Jan Haschek, Spohn-Gymnasium Ravensburg.

Zum Hintergrund

Den Wettbewerb „Christentum und Kultur“ schrieben die Evangelischen Landeskirchen in Württemberg und Baden, die Erzdiözese Freiburg und die Diözese Rottenburg-Stuttgart erstmals im Schuljahr 2003/2004 aus. Er soll Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Oberstufe an allgemeinbildenden und beruflichen Gymnasien in Baden-Württemberg dazu anregen, sich mit dem Zusammenhang von Religion und Kultur in der Gesellschaft zu beschäftigen. Darüber hinaus soll der Wettbewerb das Interesse an religiösen und interreligiösen Fragestellungen wecken und die ökumenische Zusammenarbeit stärken. Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann, der katholische Bischof Dr. Gebhard Fürst (Rottenburg) sowie der evangelische Landesbischof Professor Dr. Cornelius-Bundschuh (Karlsruhe) haben die Schirmherrschaft für den Wettbewerb übernommen. Die siebenköpfige Jury besteht aus Vertreterinnen und Vertretern des kulturellen Lebens, aus Wissenschaft und Forschung, des Kultusministeriums sowie der Schulabteilungen der Regierungspräsidien und der Kirchen. Für die Organisation ist jeweils ein Vertreter der evangelischen Landeskirchen und der Bistümer aus dem Bereich Religionspädagogik verantwortlich. Der erste Preis ist mit 500 Euro, der zweite Preis mit 300 Euro und der dritte Preis mit 200 Euro dotiert.

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