Die Zeit im Garten, zumal wenn gerade die Natur wieder erwacht, genießt Pfarrer Gebhard Ritter. Was einfach nach dem Hobby eines Pensionärs klingt - „Sie glauben nicht, was vier Quadratmeter Hochbeet hergeben an Gemüse“ - bildet gewissermaßen eine Klammer im Leben von Gebhard Ritter, der sein 50. Priesterjubiläum feierte.
Denn zunächst hatte der gebürtige Ulmer Gärtner gelernt. „Im Frühjahr 1960 bin ich als Gärtnergeselle für ein Jahr nach Kopenhagen gegangen und dann war ich ein Jahr in Südschweden Orchideengärtner – „damals noch etwas ganz Exquisites“, erinnert sich Ritter. Er knüpfte Kontakt zur internationalen katholischen Kirchengemeinde, nahm an wöchentlichen Treffen junger Leute teil. In dieser Zeit sei der Entschluss gefallen, das Abitur nachzuholen und Priester zu werden. Seinem Chef sagte er beim Abschied: „Gärtner gibt es viele, Pfarrer braucht man. Gott braucht Mitarbeiter.“
Gott schenkt das Wachstum
Seinen Primizspruch wählte Gebhard Ritter aus dem ersten Korintherbrief, drittes Kapitel, wo es heißt: »Ich [Paulus] habe gepflanzt, Apollos hat begossen, aber Gott hat das Wachstum geschenkt. Es ist nicht so wichtig, wer pflanzt und wer begießt; wichtig ist allein Gott, der für das Wachstum sorgt.« „Das war nicht die schlechteste Losung durch die Jahre.“ Gern wäre Ritter fürs Freisemester oder auch später als Vikar wieder nach Skandinavien gegangen, in die Diaspora. Da habe sein Regens gesagt: ‚Da brauchet Sie ned na, Diaspora hend mir au.‘ und schickte ihn nach Urach.
Von 1972 bis 1990 war Ritter Pfarrer von Weil der Stadt. In diese Zeit fällt die umfangreiche Sanierung der großen Stadtkirche, der Bau des Gemeindehauses und die Renovierung von Kapellen, des Pfarrhauses und des katholischen Kindergartens. Auf die Administration und insbesondere darauf, „dass ich Unternehmer und Bauherr sein musste, war ich nicht richtig vorbereitet“, sagt er rückblickend. „Es wäre für mich ein Grund gewesen, nicht Priester zu werden, wenigstens nicht in Deutschland, wenn man mir am Anfang gesagt hätte: Du bist nachher ein Unternehmer; da geht’s nachher um Millionen, die du nicht hast, die du ergattern musst. Zum Glück hatte ich Fachleute aus der Gemeinde.“
Liturgie als Quelle
Gleichwohl sei er immer gerne Priester gewesen; der Beruf sei überraschend vielseitig. „Meine Jahre leben ganz enorm vom Gebet, von der Gottesdienstfeier“, sagt Gebhard Ritter. „Für mich ist Liturgie die Quelle gewesen in allen Stürmen, Schlachten, Niederlagen.“ In den vielen Herausforderungen, die zu bewältigen waren, habe er sich durch den Glauben und den Glauben der Menschen vor Ort getragen und gehalten gefühlt. „Dafür bin ich dankbar.“