"Da sein für andere" - nach diesem Motto lebte Mutter Teresa. Glaube und Gebet schenkten ihr die Kraft, ihr Leben der aktiven Nächstenliebe zu widmen. Bis heute ist sie ein Vorbild, ein leuchtendes Beispiel für uneigennützige Hilfe. Für viele war Mutter Teresa schon zu Lebzeiten eine Heilige, trotz einiger kritischer Stimmen.
"Da sein für andere" ist auch das Leitmotiv der von Bischof Dr. Gebhard Fürst gegründeten Mutter-Teresa-Stiftung. Die Stiftung setzt sich für Menschen ein, die für andere da sind. Ebenso konzentriert sie sich auf die Bekämpfung und Linderung von Altersarmut. So werden Nächstenliebe und Barmherzigkeit im katholisch-kirchlichen Leben erfahrbar gemacht und gestärkt.
Franz Brugger ist seit der Gründung der Stiftung Mitglied im Stiftungsrat und damit von Anfang an dabei. Im Interview spricht er über seine Motivation in der Stiftung mitzuarbeiten.
Herr Brugger, Sie sind eines der Gründungsmitglieder der Mutter-Teresa-Stiftung. Wie kam es dazu?
Die Mutter-Teresa-Stiftung ist auf Initiative von unserem Bischof Gebhard auf den Weg gebracht worden und der Diözesanrat hat die notwendigen finanziellen Voraussetzungen dafür geschaffen. Der damalige Geschäftsführer des Diözesanrats Hermann Steur hat mich gefragt, ob ich mir vorstellen könne mitzuarbeiten. Er hatte gesehen, dass ich mich in diesem Bereich engagiere, mitdenke, im Diözesanrat einbringe, gut vernetzt bin und aus einem solchen Berufsfeld komme. Zudem sollte jemand mit kaufmännischer Kompetenz im Stiftungsrat mitarbeiten. Da ich sowohl eine Ausbildung im kaufmännischen, im pädagogischen und im Sozialmanagement Bereich habe, schien das eine gute Wahl. Hauptanliegen war aber sicherlich, jemand aus dem Diözesanrat im Stiftungsrat zu haben, der mit innerer Überzeugung hinter dem Anliegen der Stiftung steht.
Was genau ist das Anliegen der Stiftung?
In den vielfältigen caritativen Einrichtungen und Diensten der Diözese Rottenburg-Stuttgart engagieren sich die Mitarbeiter:innen mit Fachkompetenz, Herzblut und körperlichem Einsatz für andere Menschen. Im Idealfall angetrieben von der (Nächsten)Liebe, sich anderen mit vollem Herzen zuzuwenden und mit ihrem persönlichen Einsatz die Welt dadurch ein bisschen besser zu machen. Menschen in helfenden Berufen brauchen aber unbedingt etwas, das für ihr seelisches Wohl da ist. Etwas, das ihnen in ihrem diakonischen Auftrag Rückendeckung, Kraft, Inspiration und vor allem eine gewisse Anerkennung verschafft. Sie brauchen eigene Erfahrungen von Zuwendung und Getragen-Sein, um von innen her „für andere Menschen da sein“ zu können.
Hier sind die caritativen Einrichtungen gefragt. Um ihren Mitarbeiter:innen genau diesen wichtigen Rückhalt bieten zu können, brauchen sie aber selbst ein nach innen reflektiertes und zur Einrichtung passendes Organisationsleitbild, das Grundstabilität verleiht, eine klare Richtung vorgibt, für Gemeinschaft sorgt und auf grundlegende Lebensthemen Antworten liefert.
Genau hier möchte die Mutter-Teresa helfen und die Einrichtungen auf dem herausfordernden Weg mit verschiedenen Förderprogrammen unterstützen, denn Zweck der Stiftung ist die Stärkung des kirchlich-caritativen Profils ebenso wie die Förderung von Angeboten für Mitarbeitende zur Stärkung ihres seelisch-spirituellen Wohles. Und das steht für mich nach wie vor im Zentrum der Stiftung, auch wenn es zwischenzeitlich einen weiteren wichtigen Förderbereich - Linderung und Bekämpfung von Altersarmut - gibt.
Mutter-Teresa-Stiftung - wo sehen Sie Parallelen zur Namensgeberin?
Mutter Teresa hat sich um die Menschen gekümmert, die von allen übersehen werden. Das sehe ich auch als Auftrag der Mutter-Teresa-Stiftung. Nicht der Heiligen sondern der historischen Person und ihrer Menschlichkeit mit allen Fehlern gilt mein Respekt - dieses Kreisen um sich zurückzustellen und da wo Not ist zuzupacken. Sie hat von sich behauptet, sie habe nie den "großen Weg" vor Augen gehabt, sondern immer nur den einzelnen leidenden Menschen. Sie sagte, man müsse kein perfektes Konzept haben, sondern einfach anfangen.
Auch die Mutter-Teresa-Stiftung ist nicht perfekt, hat einfach angefangen, ohne fertiges Konzept, hilft schnell und passt sich sowie das Konzept den Notwendigkeiten an. Die Mutter-Teresa-Stiftung rettet nicht die Welt, ist klein und kann keine umfassenden Hilfen leisten, aber im kleinen Rahmen hilfreich, vielleicht sogar segensreich sein. Gesellschaftlich gibt es unterschiedliche Hilfen, doch nicht für alle Probleme. Da versuchen wir als Stiftung zu helfen und aufmerksam zu machen.
Zunächst gab es drei Förderbereiche: Linderung spiritueller Not bei Mitarbeiter:innen im sozialen Bereich, Unterstützung von Trägern zur Schärfung der diakonischen Ausrichtung und die Mitgestaltung kleiner spiritueller Orte, später kam dann noch der Bereich Altersarmut hinzu, dabei gilt es alten Menschen in einzelnen Notsituationen direkt zu helfen.
Wichtig war uns aber immer, dass wir keine bestehenden Angebote zusätzlich mit Geld unterstützen, sondern neue Angebote fördern. Ebenso wie Mutter Teresa versucht die Stiftung schnelle, unkomplizierte Hilfe in (versteckten) Notsituationen zu leisten, situativ angepasst – auch auf die Gefahr hin, dass eben nicht alles perfekt läuft.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Stiftung?
Die Anliegen der Stiftung sind zwar bekannt und es wird versucht, diese nach vorne zu bringen, doch sind sie in unserer Kirche leider nicht lebendig genug. Deshalb ist es mir ein ganz persönliches Anliegen, immer wieder darauf aufmerksam zu machen. So zeige ich gerne, auch im Stiftungsrat, immer wieder auf, wo die Mutter-Teresa-Stiftung gebraucht wird.
Mein größter Wunsch wäre natürlich, dass die (strukturellen) Probleme so gelöst werden, dass die Stiftung künftig nicht mehr gebraucht wird, sie somit ihren Zweck erfüllt hat. Aber das ist reines Wunschdenken. Deshalb wünsche ich mir einfach, dass die Arbeit der Stiftung in geregelten Bahnen weitergeführt werden kann und Hilfe mit möglichst wenig Aufwand direkt dort zu Gute kommt, wo sie benötigt wird.
Und wenn man sieht, dass an einer Stelle die Überlegungen nicht mehr stimmen, weil die Angesprochenen die Unterstützung nicht mehr möchten, das Problem nicht mehr besteht oder sich der Bedarf verlagert hat, die Satzung so anpasst, dass die Stiftung wieder dort hilfreich wirken kann, wo es nötig ist.
Am 5. September 1997 starb Mutter Teresa im Alter von 87 Jahren. Am 4. September 2016 - 19 Jahre nach ihrem Tod - wurde die berühmte Missionsschwester und Gründerin des Ordens „Missionarinnen der Nächstenliebe“ heiliggesprochen.