Dazu erklärt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing: "Die Corona-Pandemie hat tief in den menschlichen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und auch kirchlichen Alltag eingeschnitten. Im Ständigen Rat haben wir uns ausführlich mit den Auswirkungen befasst. Zuallererst möchten wir Bischöfe jenen danken, die an vorderster Stelle für die Kranken und Sterbenden da sind: Ärztinnen und Ärzte, Pflegerinnen und Pfleger, die Krankenhausseelsorger und -seelsorgerinnen, die Menschen in der Trauerpastoral und die selbstlosen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Telefonseelsorge.
Ihnen allen gilt unser aufrichtiger Respekt und Dank für das, was sie in diesen Wochen leisten. In diesen Dank schließen wir all jene ein, die durch Fernsehen, Hörfunk und Internet ermöglicht haben, dass Gottesdienste - gerade an den Kar- und Ostertagen - übertragen werden konnten. Unser Dank gilt hier besonders der engagierten Unterstützung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.
Wir sind dankbar, dass die Lockerungen, die in Aussicht gestellt sind, in der nächsten Zeit erste Schritte zur Wiederaufnahme von Gottesdiensten möglich machen. Wir halten das Gottesdienstverbot in der Situation der vergangenen Wochen für vernünftig und verantwortungsvoll. Ebenso verantwortungsvoll und vernünftig werden wir jetzt wieder - nach den positiven Gesprächen mit der Bundesregierung und den Landesregierungen - die liturgischen Feiern nach und nach beginnen. Dazu wurden Empfehlungen entwickelt, die dem religiösen Bedürfnis ebenso Rechnung tragen wie den hygienischen Standards, die unabdingbar sind, um möglichst jede Infektion zu vermeiden. Auch hier gilt, mit Verantwortung und Augenmaß zu handeln.
Die Corona-Pandemie ist nicht nur ein medizinischer Notstand, sondern sie führt auch zu einer wirtschaftlichen und sozialen Krise, die sozialethische Fragen aufwirft, mit denen wir uns auf längere Sicht befassen müssen. Es war uns Bischöfen wichtig, dass wir vor einigen Wochen ein Positionspapier in die Debatte ethischer Herausforderungen zur Triage eingebracht haben.
Im Ständigen Rat haben wir auch über die politischen Herausforderungen der Corona-Pandemie gesprochen, die für uns als Kirche besonders wichtig sind. Dazu gehören das Krankenhausentlastungsgesetz, das Sozialdienstleister-Einsatzgesetz, KfW-Kreditprogramme und Regelungen zum Kurzarbeitergeld. Mit Sorge sehen wir die Situation unserer
kirchlichen Akademien und Bildungseinrichtungen. Außerdem halten wir es für dringend geboten, sobald sich eine Abschwächung der Pandemie zeigt, die Möglichkeiten zum Zugang persönlicher Schwangerschaftsberatung
wiederzueröffnen und bisherige Qualitätsstandards weiter zu garantieren.
Der Ständige Rat hat sich auch mit der Frage des zu erwartenden Rückgangs der Kirchensteuer befasst. Dieser wird - das zeigt die wirtschaftliche Situation in der Pandemie - kommen. Seriöse Zahlen lassen sich heute noch nicht nennen, aber es wird ein schmerzlicher Prozess werden. Die Corona-Pandemie zwingt uns, in einen Prozess einzutreten, bei dem wir abwägen müssen, was wir als Kirche finanziell künftig noch leisten können und wovon wir uns verabschieden müssen.
Wir Bischöfe sind dankbar, dass die Menschen in diesem Land, die Gläubigen der jeweiligen Religionen und Konfessionen zusammenstehen, um diese Krise zu bewältigen. Wir lassen niemanden allein und wir werden nach der Krise nicht zur normalen Tagesordnung übergehen können. Das haben wir im Ständigen Rat gerade auch noch einmal mit Blick auf den Synodalen Weg bekräftigt. Die nächste Synodalversammlung muss die Erfahrungen und Konsequenzen aus der Corona-Pandemie für unser kirchliches Handeln reflektieren."