Die Stellungnahme von Bischof Dr. Gebhard Fürst im Wortlaut:
"Heute Nachmittag (21.09.22) habe ich einen Offenen Brief der Initiative #OutinChurch Rottenburg-Stuttgart erhalten. Ich danke den Absender:innen für ihren Offenen Brief.
Ich nehme den Vorwurf, ich würde queere Personen diskriminieren, sehr ernst. Gleichzeitig weise ich ihn entschieden zurück. Ich verweise auf entsprechende Stellungnahmen von mir als Bischof und von Generalvikar Dr. Clemens Stroppel.
Auf der vierten Synodalversammlung in Frankfurt habe ich mich am 8. September 2022 bei der Abstimmung zum Grundtext "Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft" enthalten. Diese Entscheidung habe ich nach reiflicher Überlegung getroffen, da zuvor meine Anfrage zur Unterscheidung zwischen einem binären Geschlechtermodell aus biologisch-wissenschaftlicher Sicht und der verschiedenen Gender, verstanden als soziales Geschlecht, leider unbeantwortet blieb. Bei meiner Anfrage bezog ich mich auf Aussagen der Tübinger Biologin und Nobelpreisträgerin Prof. Christiane Nüsslein-Volhard zu den biologischen Merkmalen der Zweigeschlechtlichkeit, nicht auf ihre politischen Aussagen.
Dies schließt selbstverständlich nicht aus, dass wir, das heißt, ich als Bischof zusammen mit den Verantwortlichen der Diözesanleitung, homosexuellen und queeren Personen ein Beratungs- und Seelsorgeangebot machen. Eine Beratungsstelle für homosexuelle Menschen ist bereits geschaffen. Leider konnte sie noch nicht besetzt werden.
Eine weitere Stelle für queere Personen wird derzeit vorbereitet. Die Konzeption ist bereits erstellt. Die Besetzung der Stelle durch eine Person mit entsprechender Expertise ist gesichert. Die Stelle wird mit Jahresbeginn in ihrem geforderten Sinn realisiert.
In der kommenden Woche wird die Deutsche Bischofskonferenz bei ihrer Vollversammlung die Reform der Grundordnung des kirchlichen Dienstes in Bezug auf queere Mitarbeiter:innen beraten und aller Voraussicht nach entscheiden. Ich hoffe und setze mich dafür ein, dass wir eine Regelung finden, die auf Basis des christlichen Menschenbildes dem Respekt vor und der Würde von queeren Personen gerecht wird.
Ich danke den Verfasser:innen für ihr Engagement gegen Diskriminierung! Ich sage zu, mit ihnen so schnell als möglich ein persönliches Gespräch zu führen."