Jubiläum

Das Andenken an Georg Moser lebt

Bischof Dr. Gebhard Fürst feiert mit der St. Martinsgemeinde in Leutkirch den 100. Geburtstag von Bischof Georg Moser - Foto: DRS/Waggershauser

Seine Heimatstadt Leutkirch und sein Nachnachfolger Gebhard Fürst feierten den vor 100 Jahren geborenen Bischof.

Er habe ihn ins Priesterseminar aufgenommen und 1977 zum Priester geweiht. So beschrieb Bischof Gebhard Fürst seine enge Verbindung zum Vorvorgänger Georg Moser. Auch viele der Gläubigen, die am Sonntag den Pontifikalgottesdienst in der Kirche St. Martin mitfeierten, hatten ebenfalls persönliche Begegnungsgeschichten mit Georg Moser zu erzählen. Nach der Enthüllung einer Gedenktafel an die Leutkircher Bischöfe konnten sie sich beim Stehempfang darüber austauschen. Der neunte Bischof von Rottenburg kam als Sohn des Schmiedemeisters Alois Moser und dessen Frau Maria am 10. Juni 1923 in der Allgäustadt zur Welt.

Ausgehend von dessen Wahlspruch „Damit sie das Leben haben“ erinnerte Bischof Fürst an die Menschennähe Mosers. „Bischof Georg war ein Bischof für die Lebenden, aber auch für die, die leiden mussten in ihrem Leben“, beschreib er den selbst von einem schweren Nierenleiden Gezeichneten. Neben persönlichen Begegnungen habe Moser auch über Hirtenbriefe zu bis heute aktuellen Themen wie Schöpfung, Friede und christliche Hoffnung die Gläubigen zu erreichen gesucht. Die Weitergabe des Glaubens an die kommende Generation, wozu Moser 1985 eine Diözesansynode einberief, war schon damals eine zentrale Herausforderung der Kirche.

Leitwort: Menschendienlichkeit der Medien

Bischof Moser verdankt die Diözese Rottenburg-Stuttgart auch ihren Doppelnamen. 150 Jahre nach der Weihe des ersten Bischofs erhob er die Stuttgarter Eberhardskirche zur Konkathedrale. Auf Bundesebene habe sich Moser als Präsident der katholischen Friedensbewegung „Pax Christi“ und als Vorsitzender der publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz einen Namen gemacht, erklärte Bischof Fürst. Als er selbst deutscher Medienbischof wurde, habe er Mosers Leitwort von der Menschendienlichkeit übernommen. Medien dürften nicht zum Selbstzweck werden oder Ideologien verbreiten, sondern müssten zur Wahrheit beitragen, betonte Bischof Fürst.

„Georg Moser ist bis heute präsent in der Stadt“, stellte Leutkirchs Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle in seinem Grußwort fest. Im Sinne des Stadtnamens sei der Ehrenbürger kein Bischof für den Schreibtisch, sondern einer für die Leute gewesen. Pfarrer Karl Erzberger stellte am Ende des Gottesdienstes, den Kantorei, Bläser, Orgel und Glockenspiel mit einer Messe von Christopher Tambling bereicherten, vier aus Leutkirch stammende Bischöfe vor - darunter auch Mosers Vorgänger Carl Joseph Leiprecht. Der Heimatpflege-Verein widmete ihnen eine neue Schautafel vor der Kirche, die der gewählte Kirchengemeinderatsvorsitzende Christof Janz im Beisein von Bischof Fürst enthüllte.

Vom Feuer, Witz und Humor des Theologen begeistert

Hedwig Seidel-Lerch hatte schon als Kind dem Schmied Alois Moser in der Webergasse zugeschaut, wie er Pferde beschlägt. Ihre mit Mosers befreundete Familie bewirtschaftete einen Bauernhof. Am Tag vor Georgs Primiz im Jahr 1948 brachte sie Eier und Butter vorbei, damit Maria Moser einen Kuchen backen konnte. Hierbei begegnete sie erstmals dem jungen Priester. Wiedergesehen haben sie sich bei einer Einkehrwoche im Internat in Ochsenhausen. „Alle Mädchen waren von diesem jungen Theologen mit Feuer, Witz und Humor begeistert“, berichtet die heute 84-Jährige. Für sie sei das Motivation gewesen, Theologie auf Lehramt als Nebenfach zu studieren.

Im Schatten der Martinskirche erinnert sich auch Leutkirchs ehemaliger Kirchenmusiker Albrecht Roth an seine erste Begegnung mit Moser. Als der damalige Weihbischof an einem Dreikönigstag in seine Heimatstadt gekommen sei, führte er die Weihnachtsmesse nochmals auf. Seine Ehefrau Eveline durfte dem hohen Gast beim Empfang den Sekt reichen. Moser fragte sie nach dem Namen und stellte den Zusammenhang mit dem Chorleiter her. „Hat er noch mehr solche Töchter“, fragte der Weihbischof, worauf beide lachen mussten und sie das Missverständnis aufklärte.

Anekdoten aus dem Leben Bischof Georgs

Seit fast 20 Jahren fördert eine nach Bischof Moser benannte Stiftung innovative Seelsorgeprojekte - auch in Leutkirch. Das aus Kißlegg stammende Vorstandsmitglied Rolf Seeger war nach dem Gottesdienst ein gefragter Gesprächspartner. Bereits am Vorabend hatte er den dicht gedrängt sitzdenden Zuhörenden in der Kirche Anekdoten aus dem Leben Mosers erzählt und wiederholt eine der Geschichten: Bei einem Besuch in der Psychiatrie in Zwiefalten sei der Bischof im Garten mit einer Frau ind Gespräch gekommen, die ihn nach einiger Zeit gefragt habe, wer er sei. „Ich bin der Bischof.“ Die Antwort der Frau: „Hm, so hat das bei mir auch angefangen“, verrät Seeger mit einem Schmunzeln.

Bischof-Moser-Stiftung unterstützt "Mutmacher" in Leutkirch

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