Es ist der Abend des Fastnachtsdienstags, alle Feiern und Veranstaltungen der Fasnet sind vorbei. Bis auf eine: Das Verbrennen der Fastnacht. In manchen Orten zünden die Feiernden den Narrenbaum an, in anderen eine Strohpuppe. Diese stellt übrigens keine Hexe dar, sondern symbolisiert die vergangenen tollen Tage. In manchen Gegenden Italiens heißt diese Figur unmissverständlich „Don Carnevale“ und seine Asche wird am nächsten Tag als Kreuz auf die Stirn der Gläubigen gezeichnet.
Auch im schwäbisch-alemannischen Raum ist die Tradition des Verbrennens weitverbreitet und sieht in jedem Orten anders aus. Der Pfarrer der Gemeinde Sankt Georg in Stuttgart, Michael Heil, kommt aus Weil der Stadt und ist in der Narrenzunft „AHA“ aktiv. Daher weiß er genau, wie die Tradition dort abläuft: „Am Fasnetsdienstag um 23 Uhr zieht ein Trauerzug vom Marktplatz zum Narrenbrunnen. Man trägt sein Häs, der Narrenmarsch wird von der Kapelle als Trauermarsch gespielt. Dann wird die Fastnacht verbrannt.“
Die Fastnacht wird von einer Strohpuppe verkörpert und geht dann in Flammen auf: „Im Sinne von: Jetzt ist es rum, jetzt ist alles Schall und Rauch,“ erklärt Heil. Denn die Narreteien und Feiern der vergangenen Tage sind vorbei, der Aschermittwoch und die entbehrungsvolle Fastenzeit stehen vor der Tür. Heil kennt das Wehklagen, dass das Ende der „5. Jahreszeit“ mit sich bringt: „Es wird richtig getrauert. Gestandene Männer ziehen das Taschentuch raus, die Maske vom Kopf und fangen an, bitterlich zu weinen, weil diese Zeit jetzt rum ist.“ Ihm selbst gehe es ähnlich, denn normalerweise sei er das restliche Jahr über nie so viel und so intensiv in der Begegnung. „Deswegen werde ich das dieses Jahr auch so vermissen: Eben nicht nur, dass man so viel miteinander unterwegs ist, sondern auch, dass man auch diese Traurigkeit verspürt, dass man jetzt wieder auseinandergeht.“
Die närrische Bevölkerung bleibt am Feuer, bis die letzte Glut erloschen ist. In den Jammer der Narren mischt sich aber auch Vorfreude auf das nächste Jahr, mit dem Ruf „‘s gôht dagega“ und dem kurzen Anspielen des Narrenmarschs. So gehen die lauten Fastnachtstage leise zu Ende, erzählt Heil: „Man nimmt die Maske vom Kopf. Und dann geht man wirklich still nach Hause.“