Ein Töpfchen mit Primeln, umfasst von einer roten, orangen oder gelben Papiermanschette, schmückt jeden Tisch, der mit blütenweißer Tischdecke und blauer Serviette gedeckt ist. In einem zur Hälfte mit Sand gefüllten Glas flackert ein Teelicht, auf einem Tischkärtchen steht ein Gebet. Man isst in Gemeinschaft – mittags in der Ulmer Vesperkirche. Kaum dass ein ankommender Gast seinen Teller und die Salatschale abgestellt hat, eilt schon ein Mitarbeiter herbei, um ihm das leere Tablett abzunehmen. „Wir wollen eine festliche Atmosphäre haben“, erklärt der Organisator der Essensausgabe, Konrad Merz. Nichts soll an eine Kantine oder Mensa erinnern.
Einladend präsentiert sich die Pauluskirche an der Ulmer Frauenstraße. Der große säulenlose Raum der einstigen, 1910 fertiggestellten Garnisonskirche mit ihren Anklängen an Romanik und Jugendstil sowie den orientalischen Ornamenten steht für die Weltoffenheit, die sich Pfarrer Peter Heiter für die Kirche wünscht: „ein offener Raum für alle, ein Gemeinschaftsraum, in dem unterschiedlichste Menschen zusammenhelfen und am Leben teilhaben“. Mit der Vesperkirche, die von der evangelischen Paulusgemeinde getragen wird, setze sich das architektonische Konzept des Architekten Theodor Fischer (1862-1938) fort: „Kirche für die Welt zu sein“.