Ausstellung

Das Thema Suizid aus der Tabuzone holen

Schuldekanin Birgit Rathgeb-Schmitt (l.) und Dekanatsreferentin Karin Berhalter stellen das Ausstellungs-Plakat zum Thema Suizid vor – Foto: DRS/Markus Waggershauser

Die Ausstellung wurde am 5. März mit einem Vortrag eröffnet. Sie will der Sprachlosigkeit begegnen und informieren.

Sie kennt den Schmerz und die große Frage nach dem Warum. Birgit Rathgeb-Schmitt hat vor neun Jahren ihren Bruder durch Suizid verloren. Um Betroffenen heute eine Anlaufstelle zu bieten, hat die Schuldekanin für katholischen Religionsunterricht zusammen mit Dekanatsreferentin Karin Berhalter die Ausstellung von "Angehörige um Suizid" (AGUS) nach Wangen geholt. Sie ist vom 6. bis 19. März im Giebelsaal der Städtischen Galerie in der Badstube zu sehen.

Zu den Betroffenen zählt Birgit Rathgeb-Schmitt nicht nur die direkten Angehörigen derer, die sich das Leben genommen haben. "Fast jeder sagt er kennt in seinem Umfeld jemanden", wenn das Tabu gebrochen wird und das Thema Suizid zur Sprache kommt. Dass die Menschen trotz aller Unsicherheiten und Ängste das Bedürfnis haben darüber zu reden, weiß Karin Berhalter auch aus ihrer Arbeit mit Trauernden. Seelsorgerinnen und Seelsorger würden sich hier für Gespräche anbieten, und sensibel mit Trauernden nach Suizid umgehen, betont die Theologin.

Zunehmend ältere Menschen betroffen

Die meisten denken bei Suizid an depressive junge Menschen. Doch es sind viele jenseits der 70, erklärt Karin Berhalter. "Es ist schrecklich, dass inzwischen manche ältere Menschen meinem, ihrem Leben ein Ende setzen zu müssen, um keine Belastung für unsere Gesellschaft zu sein", benennt sie eines der Motive. Es kann aber auch sein, dass ein alter oder schwerstkranker Mensch einfach ‚des Lebens müde‘ ist.

Die Diskussion zum Recht auf selbstbestimmtes Sterben wird dieser Tage durch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts wieder sehr kontrovers geführt. Im Rahmen eines Fortbildungsnachmittages für Religionslehrkräfte und alle Interessierten spricht der ehemalige Weingartner Theologiedozent Bruno Schmid am 11. März im Gemeindehaus St. Martin über das ethische Dilemma zwischen Selbstbestimmungsrecht und Lebensschutz.

Suizidhinterbliebene eröffnet Ausstellung mit einem Vortrag

Ein Vortrag von Freya von Stülpnagel eröffnete die Ausstellung am Donnerstag, 5. März. Die Suizidhinterbliebene, Trauerbegleiterin und Autorin beschäftigte sich in der Wangener Stadtbücherei unter dem Titel „Suizid – das doppelte Tabu“ unter anderem mit der Frage nach dem Warum. Gabriela Piber stellt am 10. März im Gemeindehaus St. Martin die Angebote der Telefonseelsorge vor, die in vielen Fällen ein erster niederschwelliger Kontakt für Betroffene oder Angehörige in suizidalen Krisen ist.

Der ökumenische Gottesdienst zum Thema „Ich will euch tragen“ am 13. März um 18 Uhr in der evangelischen Wittwaiskirche richtet sich an Menschen, die es gerade im Leben nicht leicht haben oder von Suizid betroffen sind. Im Anschluss besteht die Möglichkeit zu Gespräch und Begegnung.

Podcast

Sehr persönlich sprechen Schuldekanin Birgit Rathgeb-Schmitt und Dekanatsreferentin Karin Berhalter über Suizide in ihrer Familie. Sie erklären Markus Waggershauser, Regionalredakteur der Diözese Rottenburg-Stuttgart, weshalb sie die Ausstellung nach Wangen geholt haben.

Ausstellung und Rahmenprogramm in Kürze

Donnerstag, 5. März, 19.30 Uhr

„Suizid – das doppelte Tabu“ - Vortrag zur Eröffnung der Ausstellung
mit Freya von Stülpnagel, Suizidhinterbliebene, Trauerbegleiterin und Autorin
Musikalische Gestaltung: Markus und Theresa Schmitz
Stadtbücherei Wangen im Kornhaus, Postplatz 1
Eintritt: 5 Euro

Freitag, 6. März, bis Donnerstag, 19. März

Ausstellung „Suizid – Keine Trauer wie jede andere. Gegen die Mauer des Schweigens.“
Städtische Galerie Wangen, Giebelsaal in der Badstube, Lange Gasse 9
Di bis Fr 14-17 Uhr, Sa 11-17 Uhr, So 14-17 Uhr, montags geschlossen
Eintritt frei

Dienstag, 10. März, 19.30 Uhr

„Leben schützen. Menschen begleiten. Suizide verhindern.“ - Vortrag
mit Dr. Gabriela Piber, Leiterin der TelefonSeelsorge Oberschwaben-Allgäu-Bodensee
Gemeindehaus St. Martin Wangen, Marktplatz 4
Eintritt: 5 Euro

Mittwoch, 11. März, 14.30 - 17.15 Uhr

„Suizid“ - theologisch-ethische und didaktische Überlegungen - Vortrag und Unterrichtspraktisches
mit Professor i.R. Dr. Bruno Schmid, Weingarten und Ulrike Kern, Fortbildungsbeauftragte für Religionslehrkräfte
Gemeindehaus St. Martin Wangen, Marktplatz 4
Eintritt frei

Freitag, 13. März, 18 Uhr

„Ich will Euch tragen“ - Gottesdienst und Begegnung
Evangelische Wittwaiskirche Wangen, Siebenbürgenstraße 40
Eintritt frei

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