Im Mittelpunkt der Betrachtung steht der Glas-Fenster-Zyklus in der Heilig-Geist-Kirche in Ellwangen, das zu den herausragenden und theologisch kohärentesten Werken im Schaffen des Pfarrers und Malers Sieger Köder (1925-2015) zählt. Das pfingstliche Leuchten führt hier in einem großen Bogen von der Schöpfung durch den Alten und Neuen Bund und die Kirchengeschichte bis zur Vollendung. Jenes letzte Bild zählt überhaupt zu den bekanntesten und beliebtesten: eine Rose aus lauter Rosen. Die Rose ist alles und nichts, die Rose ist die ganze Welt, ist ein Zeichen im Kosmos und der Kosmos selbst. In der Rose von Sieger Köder fliegen gar Planeten herum!
„Die Ros‘ blüht ohn‘ Warum“ (Angelus Silesius): Selbstgenügsamkeit, ohne nach Gründen zu fragen, ohne zu erklären, ohne verstehen zu müssen oder zu wollen; Ent-Haltung, die eine Bedingung für eine echte Überraschung ist, während die Vorstellungen, die wir uns im Voraus machen, etwas vor uns hinstellen, wie eine vor uns hingestellte Mauer, durch die wir nichts mehr sehen – und wir können nur noch mit dem Kopf durch die Wand. Das wäre nicht nach der Art des Heiligen Geistes!
Im ganzen Fensterzyklus Sieger Köders geht es um Wachsenlassen und Geschehenlassen, um die Überwindung der bloßen Gesetzlichkeit, darum, sich von Gott den Kopf verdrehen lassen: eine besondere Einsicht im Beten um den Geist erwarten. Aber auch sich durchkreuzen lassen, denn das Kreuz schafft Raum. Das Fenster des Herzens weit aufmachen, Luft hereinlassen, um im inneren Verspüren mit Teilhard de Chardin das Antlitz Christi mehr und mehr zu enthüllen – im Credo, das bleibt in Ewigkeit. Und dann eben jene Geborgenheit im Letzten der Vollendung, die uns Gelassenheit gibt im Vorletzten unseres Stückwerks: Geborgenheit in Gottes Hand, Gelassenheit im Lebensland!