Vor der Weihnachtskrippe in der Konkathedrale St. Eberhard stehen Ingeborg Kistner und Mesner Marcel Bierwagen und sprechen letzte Details für die Restaurierung ab. Die alte Landschaft, die Jesu Geburtsort Betlehem mit allen wichtigen Akteuren der Weihnachtszeit zeigen soll, hat Pfarrer Hermes nicht mehr gefallen. Deshalb bat er den Mesner, sich um eine Restaurierung der alten Krippe zu kümmern. Und dieser ging auf Ingeborg Kistner zu, um sie um Hilfe zu bitten.
Eine sehr treue Seele
So ist es immer. Wenn Not am Mann oder an der Frau ist und Hilfe gebraucht wird, wird die Rentnerin angefragt – das war schon ihr ganzes Leben so. Seit über 50 Jahren ist die ehemalige Religionslehrerin ehrenamtlich für die Kirche unterwegs. Zuerst in Liebfrauen in Cannstatt, wo Kistner groß geworden ist, dann in St. Georg in der Heilbronner Straße in Stuttgart. Es folgten St. Laurentius in Freiberg, die Dreifaltigkeitskirche in Roth, St. Augustinus in Neugereut und schließlich St. Eberhard in Stuttgart. Überall hatte sie zahlreiche Ehrenämter inne: „Sie ist eine sehr treue Seele, immer zuverlässig und immer gut drauf!“ sagt Marcel Bierwagen über sie.
Mitten in der Krippenszene steht ein Pirat mit Schwert
Nun also die Krippe. Und die Kleider für die Sternsinger auch. „An die Weihnachtskrippe habe ich zuerst gar nicht gedacht. Die hat immer der Blumenladen aufgebaut. Und ich war ja gut beschäftigt mit den Sternsingerkleidern, in denen mindestens 50 bis 60 Stunden Arbeit stecken. Ich habe mir also die Krippe angesehen und entdeckt, dass da mitten in der Szene ein Pirat steht, mit Schwert. Und eine schwangere Frau im Dirndl, die ein leeres Kissen trägt. Und ein Hirte, mit einem Babybettchen auf dem Rücken. Und keiner wusste, woher die Krippe eigentlich kam.“ Aufgrund der sonderbaren Figuren schloss man, es könne eine wertvolle Neapolitanische Krippe sein. Also entschloss sich Ingeborg Kistner, die verschlissenen Kleider neu zu nähen und zuerst einmal das Schwert des Piraten unter seinen Kleidern zu verstecken.