Zeitlebens war der selige Pater Philipp Jeningen hin- und hergerissen zwischen der Sehnsucht nach mehr Innerlichkeit und seinem apostolischen Eifer, sich für die Verkündigung des Glaubens und die Linderung der Menschennöte einzusetzen. In dieser Spannung stand er auch im Oktober 1687, als er nach den Quellen mehrere Tage zur Mission in Dalkingen, Buch und Schwabsberg weilte. Eigentlich hatte er sich nach anstrengendem Dienst beim Rosenkranzfest in Bühlerzell einige Tage ausruhen wollen. „Ich nahm mir vor,“ – so schreibt er in einem Brief an seinen Freund Peutingen aus diesen Tagen – „längere Zeit hindurch in der Zurückgezogenheit alle meine Kräfte zu sammeln, um mein eigenes Inneres zu erobern.“
Aber ein innerer Antrieb ließ ihn sofort nach Rainau aufbrechen. Er schwankt in der Beurteilung, ob er zu schwach für wirkliche Ruhe und innere Sammlung sei oder ob ihn Gott genau jetzt habe senden wollen. In den späteren Lebensjahren gibt es Anzeichen, dass sich Jeningen bewusster und ausgedehnter der Einkehr und Reflexion widmete, um sich geistlich zu erneuern. Denn er schien zu wissen, was bis heute gilt: Wer sich selbst wirklich hingeben will, muss sich auch genügend Zeit für sich selbst und für Gott nehmen. Selbstlosigkeit setzt ein Selbst voraus, das sich kennt, selbst annimmt und sich Zeiten der Ruhe und Muße gönnt.