Während der Pandemie ist die Zahl der langzeitarbeitslosen Menschen auch in Baden-Württemberg stark angestiegen (Januar 2020: 51.640 Personen; Januar 2022: 77.740). Inzwischen ist die Zahl wieder etwas zurückgegangen (Mai 2022: 70.451), der Anteil an allen Arbeitslosen liegt mit 34,5 Prozent allerdings weiterhin sehr hoch, heißt es in einer Pressemitteilung des Caritasverbands Rottenburg-Stuttgart.
Eine maßgeschneiderte Unterstützung ermöglicht vielen Betroffenen, wieder in Arbeit zu kommen. Dies bietet das Projekt NIL (nachhaltige Integration langzeitarbeitsloser Menschen) der Caritas Baden-Württemberg. Nach neunjähriger Laufzeit des Projekts legt die Caritas Baden-Württemberg nun das Anschlussprojekt NIL 4.0 auf.
Europäischer Sozialfonds und das Land finanzieren das Projekt
Gefördert wird es mit rund 840.000 Euro durch Mittel des Europäischen Sozialfonds (ESF) und des Landes Baden-Württemberg. An sechs Standorten im Land werden künftig Langzeitarbeitslose am neuen Arbeitsplatz begleitet, vor allem während der kritischen Phase nach der Arbeitsaufnahme. Seit 2013 konnten bisher zirka 1.500 Menschen bei der Integration in Arbeit durch NIL unterstützt werden.
Das Ministerium für Gesundheit, Soziales und Integration Baden-Württemberg hat dieses Projekt unter vielen als förderungswürdig ausgewählt. Die Besonderheit an NIL liegt darin, dass die Teilnehmenden nicht nur für eine Arbeitsstelle qualifiziert und dorthin vermittelt werden. Auch die Arbeitgeber erhalten Beratung, damit sie Probleme im Betrieb möglichst früh erkennen und einem Abbruch der Beschäftigung entgegenwirken können.
Jeder Standort wird für ein Thema zum Kompetenzzentrum
Das Projekt ist langfristig angelegt und begleitet die Menschen auch nach erfolgreicher Arbeitsaufnahme. Neu ist, dass sich die langzeitarbeitslosen Menschen im Projekt künftig untereinander austauschen und vernetzen können. Paten sollen zur Seite stehen, um sie beim Übernehmen von Eigenverantwortung zu unterstützen. Auch sollen Gesundheitsthemen mehr Beachtung bekommen.
Neu ist auch, dass jeder Standort ein Kompetenzzentrum für ein Themen- bzw. Handlungsfeld übernimmt. Hier werden Spezialgebiete vertieft und den anderen wieder zur Verfügung gestellt. Eine intensive Vernetzung soll den Best-Practice-Austausch fördern und eine gemeinsame Suche nach Lösungen unterstützen.
Die Caritasdirektorinnen Dr. Annette Holuscha-Uhlenbrock (Rottenburg-Stuttgart) und Birgit Schaer (Freiburg) begrüßen die Neuauflage von NIL, da eine Vielzahl an förderlicher Unterstützung ineinandergreift und die Eingliederungschancen daher gut stünden: "Angesichts des zunehmenden Personal- und Fachkräftemangels brauchen wir Projekte wie NIL, die wertvolle Ressourcen und Fähigkeiten der Menschen heben, die ansonsten verloren gehen." Einer Arbeit nachzugehen sei nicht nur unter finanziellen Aspekten wichtig, ein dauerhaftes Arbeitsverhältnis gebe den Menschen auch Würde.
Das Projekt NIL 4.0 läuft über drei Jahre
Die Laufzeit des NIL-Projekts 4.0 ist auf drei Jahre angelegt. Es richtet sich beispielsweise an ältere Langzeitarbeitslose, die aufgrund ihres Alters erschwerte Bedingungen bei der Arbeitssuche vorfinden. Auch langzeitarbeitslose Frauen, die wegen der Erziehung der Kinder oder der Pflege von Angehörigen nicht gearbeitet haben, sind angesprochen. Da Langzeitarbeitslosigkeit überproportional oft Personen mit Migrationshintergrund betrifft, sollen sie besonders berücksichtigt werden.
Je nach Standort werden die Langzeitarbeitslosen im städtischen oder ländlichen Umfeld und in Regionen mit unterschiedlicher Infrastruktur beraten und die dabei erlangten Erfahrungen und Best-Practice-Ansätze analysiert und ausgetauscht. Die Caritas stellt die landesweite Vernetzung der Teilprojekte sicher.
Das Projekt läuft an folgenden Standorten weiter
• 48° Süd gGmbH, Herbolzheim
•Caritas Ulm-Alb-Donau, Ulm
•Caritas Schwarzwald-Alb-Donau, Albstadt
• Caritasverband Bruchsal
• Caritasverband für Stuttgart
• Neue Arbeit Lahr GmbH