Diakonat

Wie den Menschen dienen?

Interview Thomas Nixdorf

Thomas Nixdorf arbeitet in der Hauptabteilung Pastorales Personal in Rottenburg, u.a. als Bischöflicher Beauftragter für die Personalführung der Diakone, und ist seit 2018 Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Ständiger Diakonat in Deutschland. Foto: Diözese Rottenburg-Stuttgart / Jochen Wiedemann

Wohin entwickelt sich das Diakonat? Diese Frage steht Mitte Januar bei der Jahrestagung der Diakone aus ganz Deutschland im Mittelpunkt.

Rund 60 Verantwortliche für den Diakonat in ganz Deutschland treffen sich vom 10. bis 12. Januar in der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart in Hohenheim. Hauptthema: Wie geht die Berufsgruppe der Diakone mit den Veränderungen in der Katholischen Kirche um? Für die Tagung organisatorisch verantwortlich ist Thomas Nixdorf. Selbst Diakon, ist er Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Ständiger Diakonat in Deutschland. Im Interview berichtet er über das geplante Treffen und die Bedeutung des Diakonats in der heutigen Zeit.

Herr Nixdorf, warum kommen die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Ständiger Diakonat in Hohenheim zusammen?

Es treffen sich einmal im Jahr die Diözesanverantwortlichen für Ausbildung, Personaleinsatz  und -entwicklung  der Diakone aus allen 27 Diözesen zu einer gemeinsamen Tagung mit den gewählten Diözesansprechern, um die Weiterentwicklung des Diakonats zu reflektieren und den Informationsaustausch und die Meinungsbildung der Diakonatsverantwortlichen in den deutschen Diözesen zu unterstützen. Nach zwei Jahren Pandemie im digitalen Format können wir uns endlich wieder persönlich treffen. Gastgeberin ist diesmal unsere Diözese, die eine der ersten weltweit war, die 1968 verheiratete Männer zu Ständigen Diakonen geweiht hat. Unser Bischof, Dr. Gebhard Fürst, ist dem Diakonat sehr verbunden und unterstützt es auch in der Weltkirche u.a. durch die Schirmherrschaft für das Internationale Diakonatszentrum mit Sitz in Rottenburg.

„Wenn nichts bliebt, wie es war“ – so lautet der Titel einer der Vorträge. Auf welche Veränderungen in der Katholischen Kirche müssen sich die Diakone einstellen?

Unsere Gesellschaft steht vor großen Herausforderungen und Veränderungen und die Lage der Kirche hat sich dramatisch verändert. Stichworte sind etwa: nicht mehr selbstverständliche Kirchenbindung, Plausibilitäts- und Relevanzverlust und eine brüchig gewordene Weitergabe des Glaubens an die nächste Generation. Wir ringen innerkirchlich um Themen (z.B. in der Frauenfrage), die in der Zivilgesellschaft schlichte Selbstverständlichkeiten sind.

Wie können wir anschlussfähig für die Menschen sein und das Evangelium in Wort und Tat verkünden, so dass es als lebensdienlich bei den Menschen ankommt? Wir haben dazu den Pastoraltheologen Professor Rainer Bucher eingeladen. Wir müssen uns auf ein „weniger und anders“ einstellen. In nur wenigen Jahren werden die finanziellen Ressourcen spürbar zurückgehen und auch die Zahl der ehrenamtlich Engagierten wie auch des hauptberuflichen Personals (in allen Berufsgruppen, nicht nur bei den Priestern und Diakonen). Und das in einer Situation, wo es im Einzelfall „mehr“ braucht, mehr Einzelseelsorge und individuelle Antwort auf Situation und Fragen der Menschen. Wir beschäftigen uns in der Tagung auch ganz konkret mit der „Dynamik des Wandels“ und wie man Transformationsprozesse begleiten und gestalten kann – eine wichtige Aufgabe  für alle pastoralen Dienste in den nächsten Jahren und setzen uns mit neuen Ansätzen in der pastoralen Arbeit auseinander. Immer mit der Frage: Was heißt das für meine Praxis als Diakon, als Ausbilder oder Personalverantwortlicher?

Warum ist es wichtig, gerade den Diakonat besonders zu stärken? Und was ist dafür notwendig – strukturell und ganz individuell?

Der Diakonat gehört zum Weiheamt und ist unverzichtbar für die Kirche. Die Diakone stehen in besonderer Weise  für eine Kirche ein, die nah bei den Menschen sein will. Not tut eine dienend besorgte Kirche! „Eine Kirche, der es um die Menschen, um alle Menschen geht.“ (Karl Rahner)

Wenn die Menschen das glaubwürdig erfahren, mache ich mir keine Sorgen um die Zukunft der Kirche, auch „wenn nichts bleibt, wie es war“. Ein besonderes „Alleinstellungsmerkmal“ sind die „Diakone im Zivilberuf“, die quasi ehrenamtlich tätig sind und „bezahlbar“ bleiben. Das sind  bei uns etwa die Hälfte der Diakone. Hier liegt ein besonderes Potential für die Zukunft. Während die Priester in der Regel als Pfarrer, also mit Schwerpunkt auf den binnenkirchlichen Bereich der Kirchengemeinden, tätig sind, können Diakone flexibler eingesetzt werden, wo die Menschen sind, quasi am „Rand“, „an vielen Orten“ wirken z.B. gerade auch im eigenen Zivilberuf. Strukturell ist dafür die Weiterentwicklung der Einsatzprofile notwendig und sinnvoll. Langfristig bleibt für mich die Klärung einer Zulassung von Frauen zum Diakonat eine wichtige Frage. Es ist eine „offene Wunde“ für viele, die nicht ohne Rückwirkung auf die Entwicklung des Diakonat „der Männer“ bleiben wird.

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