Herr Langer, in einer für Beherbergungsbetriebe schwierigen Zeit haben Sie Ihren Job als Realschulrektor an den Nagel gehängt, um Herbergsvater zu werden. Was bedeutet es eigentlich, ein Pilger- und Bildungshaus zu leiten?
Das Wichtigste und Spannendste an dieser Aufgabe ist das Unterwegssein: dass ich Reisende als einen Schatz erlebe – Menschen, die hier einkehren wollen und auch wieder aufbrechen. Die innere Dynamik, die dabei entsteht, habe ich sehr zu schätzen gelernt. Wir begegnen den Menschen hier auf Augenhöhe – unabhängig von Konfession, Parteibuch, Status – unter Pilgern zählt ausschließlich das Menschsein.
Das Haus St. Jakobus will anders sein als „normale“ Tagungs- oder Bildungshäuser. Wie anders?
Markenzeichen des Hauses sind Offenheit, Einfachheit, Spiritualität und Gastfreundschaft. Die Einfachheit war ja schon gewollt, als dieses Haus vor 200 Jahren als Franziskanerhospiz gegründet wurde. Diese Einfachheit einer Klosteranlage ist bis heute, auch bei der umfassenden Sanierung, erhalten geblieben: Wir machen die Buchungsabfolge so einfach wie möglich, erheben keine Stornierungskosten, sondern wollen, dass die Leute kommen können, wenn sie wollen. Wir haben keine Knopfdruck-Kaffeemaschine und keinen täglichen Zimmerservice, sondern beziehen die Menschen mit ein – durch Mithilfe beim Tisch decken und Bettbeziehen, als Dienst am Nächsten. Wir gehen somit gar nicht in Konkurrenz zu Bildungshäusern oder gar Hotels, sparen Kosten, sind dadurch aber auch deutlich günstiger.
Soweit zu dem, was Sie nicht haben. Was bieten Sie denn Ihren Gästen?
Zunächst einmal eine sehr ruhige Atmosphäre in sehr schöner Natur. Wir haben einen schönen Garten mit Nischen, wo man sich zurückziehen kann. Man findet hier also Ruhe, aber auch Gesprächspartner. Man findet hier eine offene Tür, offene Herzen und offene Ohren. Wir haben im Haus, wo auch Menschen ehrenamtlich dienen, seelsorgerliche Qualitäten. Man findet immer Zuhörende. Unsere ehrenamtlichen Gastgeber, die Hospitaleros, wissen, dass sie erstmal hören sollen. Wir haben einen überschaubaren Betrieb, der so einfach wie möglich organisiert ist. Und niemand muss wegen der Kosten draußen bleiben.