Bauprojekt

Baubeginn für Reuter Klosterbergprojekt

„Jetzt geht's los": Generaloberin Sr. Maria Hanna Löhlein und Sr. Tobia Hartmann versenkten eine Zeitkapsel im Fundament der künftigen Aussegnungshalle. Der umrahmende Festakt bildete den Start der Umsetzung des Klosterbergprojekts der Franziskanerinnen von Reute bei Bad Waldsee. Foto: drs/Jerabek

Mit einem Festakt zum Baubeginn der Aussegnungshalle starten die Franziskanerinnen von Reute ihr Klosterbergprojekt.

Das Einlegen einer Zeitkapsel in das Fundament der neuen Aussegnungshalle und die Bitte um Gottes Segen für das große Vorhaben markierten den offiziellen Start der Umsetzung des Klosterbergprojekts, mit dem die Franziskanerinnen von Reute ihre Vision von der Zukunft der Gemeinschaft und des Klosters formen und gestalten wollen. Unter dem Leitwort „einfach offen und nah" entstehen auf dem Areal des Mutterhauses neue Orte der Begegnung und Möglichkeiten eines „klosternahen Wohnens" und auf den früheren Ökonomieflächen des Klosters ein Wohnquartier, das erschwinglichen Wohnraum vor allem für Familien anbieten soll. Hierbei streben die Schwestern ein genossenschaftliches Modell an, um das gemeinschaftliche Leben und die Mitverantwortung der Bewohnerinnen und Bewohner zu fördern. „Wir wollen uns und unser Kloster öffnen, Räume zum Ankommen und Dasein schaffen, Begegnung ermöglichen und Suchenden Raum für Antworten geben", so fasst Generaloberin Schwester Maria Hanna Löhlein das Vorhaben zusammen.

Mutiger Schritt

Bischof Dr. Gebhard Fürst beglückwünschte die Schwestern zu diesem „mutigen Schritt" in einer Zeit der Sparzwänge und zu Ende gehender Ressourcen sowie angesichts rückläufiger Mitgliederzahlen in der Kirche und auch in den Ordensgemeinschaften. „Mit der Neugestaltung des Klosterberges schaffen Sie eine neue Mitte, eine Keimzelle, aus der klösterliches Leben neu und anders wachsen kann", sagte Fürst bei dem Festakt und zeigte sich überzeugt, dass das Projekt eine Strahlkraft entwickeln werde durch Menschen, die vom geistlichen Leben geprägt sind, „hinein in die Umgebung, zu den Menschen und ihre Lebenssituationen, die wir brauchen in dieser Zeit". Es sei ein „Leben in allen Facetten, das hier neu gedeihen soll: geistliches Leben, das geprägt ist von der Spiritualität des heiligen Franziskus und der großen Liebe der seligen Elisabeth von Reute, der guten Beth, ein Leben der Einkehr, aber auch des Miteinanders der Schwestern, die hier leben, und der Gastfreundschaft", die die Franziskanerinnen ihren Gästen und künftigen Mitbewohnern entgegenbringen.

Beispielhaft für andere Projekte

Der Tübinger Regierungspräsident Klaus Tappeser würdigte in seinem Grußwort die besonderere Verbindung von Gemeinschaft und individueller Verantwortung, die in dem Konzept des Wohnbauprojekts zum Tragen komme und deshalb beispielhaft für andere Projekte sein könne. Das Quartiersprojekt soll nach dem Willen der Franziskanerinnen  eine „Blaupause“ für den Umgang mit kirchlichen Immobilien sein. Nach den Worten von Matthias Henne, Oberbürgermeister von Bad Waldsee, machen die Franziskanerinnen von Reute mit ihrem Vorhaben „nach außen hin deutlich sichtbar, dass ihr Kloster zu einem offenen Ort für die Zukunft werden soll".

Die Diözese Rottenburg-Stuttgart unterstützt das Projekt mit 2,09 Millionen Euro aus dem Haushalt der Diözese und mit weiteren 500.000 Euro aus dem Vermögen des Bistums. Das Land Baden-Württemberg fördert das Klosternahe Wohnen und die Quartiersentwicklung im Rahmen der Wohnraumoffensive mit 720.000 Euro. Das Bauprojekt am Klosterberg soll bis 2027 dauern.

Ökologische Naturbauweise

Der Neubau der Aussegnungshalle ist nötig, da der vorhandene Raum zukünftig als Zugang zum Klosternahen Wohnen dient. Die Wände der Aussegnungshalle werden in Stampflehmbauweise erstellt, wie sie bereits bei der Neugestaltung der Grablege der Bischöfe unterhalb der Sülchenkirche in Rottenburg zum Einsatz kam. Bei dieser uralten und wiederentdeckten ökologischen Naturbauweise wird Erde und Ton verarbeitet und schichtweise in die Schalungen für die Wände eingefüllt und festgestampft.

Gestalterisch haben sich die Architekten von einer Franziskusstatue auf dem Klosterareal inspirieren lassen: Die Form der „aufstrebenden, nach oben gerichteten Arme stehen Pate für die Form der Wände, die die Aussegnung haben wird", sagte die Generaloberin. „Wer sich so öffnet, streckt sich aus und streckt sich einem Gott entgegen und erwartet von ihm, dass er auch entgegen kommt. Unsere Aussegnung wird deshalb fast so etwas wie ein Auferstehungsraum werden."

Die einzelnen gestampften Erdschichten werden auch Erde aufnehmen, die von den Wirkungsorten der Reuter Schwestern stammen. Auf diese Weise soll eine stetige Verbindung zwischen den betreffenden Kirchengemeinden und den Franziskanerinnen von Reute entstehen. Der gesamte Klosterfriedhof soll im Zuge der Veränderungen zu einem Hoffnungsort umgestaltet werden, der allen Menschen Raum für die Auseinandersetzung mit den Fragen um Leben und Tod gibt.

Friedhof als Hoffnungsort

In der Mitte des neugestalteten Schwesternfriedhofs soll ein Steinlabyrinth entstehen. Auf jedem Stein wird der Name einer der Schwestern eingraviert, die seit 1848 zur Gemeinschaft gehörten und gehören. „Ein Labyrinth ist ein Wandlungssymbol vom Todesweg zum Lebensweg", sagte Schwester Maria Hanna Löhlein. Der Friedhof, die Endstation der irdischen Existenz, werde so „zum Übergang in die weite Perspektive des Lebens bei Gott und so zum Hoffnungsort".

Der Förderverein Klosterberg Reute e.V. hat sich dieses Labyrinth besonders zur Aufgabe gemacht. Der Verein will mit seinem Engagement die Verbundenheit seiner inzwischen über 100 Mitglieder mit den Reuter Schwestern unterstreichen und beim Klosterbauprojekt „unbedingt dabei sein", wie die 1. Vorsitzende Elles Kärcher sagte. Mit ihrem Engagement wollten die Mitglieder „die Faszination, die vom Klosterberg, von den Franziskanerinnen von Reute und ihrer hier gelebten Spiritualität ausgeht, spüren und weitertragen".

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