Veranstaltung

Gemeindefest – aber nachhaltig!

Symbolbild: Pixabay

Mit den wärmeren Temperaturen startet auch die Festsaison in vielen Kirchengemeinden. Doch wie lassen sich solche Feste umweltfreundlich organisieren?

Sylvia Hank, in der Diözese Rottenburg-Stuttgart für die Faire Gemeinde und die Öko-faire Beschaffung zuständig, gibt im Interview Tipps, die sich vor Ort leicht umsetzen lassen.  

Frau Hank, teilweise laufen die Vorbereitungen für die Feste in den Kirchengemeinden und auch für Vereinsfesten schon auf Hochtouren. Wer selbst schon mal ein solches Event organisiert hat, weiß, dass das ein umfangreiches Aufgabenpaket umfasst. Dieses reicht von der Werbung fürs Fest über Geschirr und Deko bis hin zur Auswahl von Speisen und Getränken. Wo lässt sich hier ansetzen, wenn die Verantwortlichen ein öko-faires Fest veranstalten wollen? Und was zeichnet diese Öko-Fairness überhaupt aus?

Genau, die Aufgaben und die Möglichkeiten für ein schöpfungsfreundliches Pfarrfest sind ja ganz vielfältig. Und ansetzen kann man fast in allen Bereichen. Deshalb fängt der Festausschuss am besten gleich am Anfang damit an: Wenn Umwelt und Nachhaltigkeit angesprochen werden und das Team gemeinsam hinter dem Ziel steht, kommt die Aufgabe nicht zusätzlich zu allem oben drauf, sondern ist schon zu Beginn mitgedacht.

Was zeichnet das Engagement aus? Bei Festen sind es viele Aspekte – von weniger Müll über faire Produkte bis hin zur Lebensmittelverschwendung. Gerade Kirchengemeinden haben allen Grund, die Bedürfnisse der Natur und die der Menschen – auch in Ländern des Südens – beim Pfarrfest oben an zu setzen. In der Enzyklika „Laudato si“ schreibt Papst Franziskus von ganz konkretem Tun und ergänzt: „All das gehört zu einer großherzigen und würdigen Kreativität, die das Beste des Menschen an den Tag legt.“ (LS, 211)

Leckeres Essen und eine vielfältige Auswahl an Getränken sind ein wichtiger Baustein für ein erfolgreiches Fest. Ein Steak vom argentinischen Rind oder Flugmango aus Peru würden bei Ihnen aber nicht auf der Speisekarte stehen, vermute ich. Was können Kirchengemeinden bei der Auswahl des kulinarischen Angebots beachten? Auch, wenn es am Ende nicht zu teuer werden soll, damit sich alle das leckere Essen und die Getränke leisten können.

Als Faustregel können sich Gemeinden am Vierklang aus regional, saisonal, bio und fair orientieren, dann sind die schlimmsten Fettnäpfe schon außen vor. Wer in der Region einkauft und seine Auswahl daran orientiert, was gerade Saison hat, kommt mit der Flugmango sicher nicht in Versuchung. Durch diese Brille kann man übrigens auch Neues entdecken, das bei der Planung „wie immer“ gar nicht aufgefallen wäre.

Es ist übrigens ein Irrtum, dass ökologisch und fair immer viel, viel teurer wird: Kartoffelwedges, Gemüsekuchen, Falaffel oder Bruschetta mit Tomate kommen ohne Fleisch aus und sind günstig zuzubereiten. Nachhaltig ist es außerdem, halbe oder kleinere Portionen anzubieten. So bleibt weniger übrig, was dann weggeworfen werden müsste.

Für die Getränke darf das Vorbereitungsteam gern ebenfalls kreativ werden: Kostenloses Leitungswasser in Karaffen oder ein selbst angesetzter Eistee aus Fairem Handel für kleines Geld wären Vorschläge, damit alle mitfeiern können. Das günstigste Getränk auf der Karte sollte außerdem immer ein alkoholfreies sein.

Warum sollten Kirchengemeinden überhaupt Wert darauflegen, ihre Feste auch im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz zu organisieren?

Pfarrfeste sind Begegnung und Gemeinschaft, sie laden ein und sie sind auch eine Visitenkarte der Kirche. Ein Pfarrfest, das schöpfungsfreundlich und fair stattfindet, unterstreicht so die christliche Verantwortung für unsere Mitgeschöpfe und für die Erde. Kirchengemeinden können Vorbild sein zur ökologischen Umkehr, wenn sie ein „großherziges und von Zärtlichkeit erfülltes Umweltengagement“ (LS 220) auch beim Pfarrfest zeigen.

Dann also nochmal kurz und bündig: Wie lauten Ihre fünf wichtigsten Tipps für mehr Nachhaltigkeit und Umweltschutz bei Festen?

  • Sprechen Sie darüber: Schöpfungsfreundlich feiern, beginnt im Kopf und schon bei der Planung.
  • Essen und Getränke: Bitte fair, bio, aus der Region und passend zur Jahreszeit.
  • Nicht die Mülltonne füttern: Kleine Portionen anbieten, plastikfrei einkaufen und Mehrweg verwenden, reduzieren auch den Müllberg.
  • Autofrei ankommen: Erleichtern Sie den Gästen, mit dem Rad, zu Fuß oder per ÖPNV zum Fest zu kommen.
  • Mutig beginnen: Kein Fest ist auf Anhieb perfekt ökofair. Lassen Sie sich nicht entmutigen und fangen Sie auch mit kleinen Maßnahmen an.

Für alle, die sich intensiver mit der umweltfreundlichen Organisation von Festen auseinandersetzen möchten, haben Sie, Frau Hank, auch einen Lesetipp parat?

Hier https://kirche-und-gesellschaft.drs.de/umwelt-klimaschutz-nachhaltigkeit/nachhaltiges-pfarrfest.html gibt es eine ausführlichere Liste mit praktischen Ideen zum nachhaltigen Pfarrfest und weitere Lesetipps zu diesem Thema. Im Rahmen der Kampagne zur ökofairen Beschaffung freuen wir uns auch über praktische Erfahrungen aus Kirchengemeinden, die andere inspirieren können.

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