Die Stuttgarterin Hildegard Bläsi hat schon an mehreren Katholikentagen teilgenommen, unter anderem 1964 in Stuttgart. „Ich fand es toll, dass ich zur katholischen Kirche dazugehöre. Was mir auch heute noch so geht. Trotz aller Anfechtungen gehöre ich gerne dazu“, sagt die 86-Jährige. Sie ist deshalb auch beim 102. Deutschen Katholikentag in Stuttgart wieder mit dabei.
Die eindrücklichste Erinnerung von Hildegard Bläsi an den Katholikentag 1964 in Stuttgart ist die Rede des Jesuiten Mario von Galli. Er war bekannt für seine Rhetorik, verbunden mit Gestik und Mimik. Für viele verkörperte er die Aufbruchstimmung des Zweiten Vatikanischen Konzils. „Ich erinnere mich noch gut an ihn, er ist hoch aufgestanden, hat sich plötzlich ganz klein gemacht, dann reckte er sich wieder hoch“, erzählt Hildegard Bläsi. Sie saß damals auf einer langen Holzbank vor dem Neuen Schloss. Den Katholikentag besuchte sie mit ihrem Mann, den sie kurz zuvor geheiratet hatte. „Mein Mann war auch katholisch, sonst hätte ich ihn nicht geheiratet, das war die erste Bedingung“, berichtet sie und lacht dabei.
1964: „Wandelt Euch durch ein neues Denken“
Das Motto des 80. Deutschen Katholikentags war „Wandelt Euch durch ein neues Denken“. 25.000 Dauergäste waren vor 58 Jahren in Stuttgart dabei. Die Hauptkundgebungen auf dem Cannstatter Wasen und dem Killesberg besuchten insgesamt 250.000 Menschen. Bei der Schlusskundgebung am Sonntag, 6. September 1964, sprach Papst Paul VI: „Möge das Erlebnis des Katholikentages euch allen Ansporn sein, das Ungute zum Guten zu wenden, und das Gute noch besser zu machen! Als Unterpfand dieses eures Wollens und Vollbringens erteilen Wir euch, insbesondere euren hochverdienten Oberhirten, euren Seelsorgern, euren Familien, euren Gemeinden und Organisationen, nicht zuletzt auch den Tausenden von Gastarbeitern wie den ausländischen Studenten, aus der Fülle des Herzens den Apostolischen Segen.“