Katholikentag

"Spiegel des Zustands von Gesellschaft und Kirche"

Bilanz-Pressekonferenz des 102. Deutschen Katholikentags in Stuttgart am Samstag, 28. Mai 2022 im Haus der Wirtschaft Stuttgart. Mit (v.l.): ZdK-Pressesprecherin Britta Baas, ZdK-Präsidentin Dr. Irme Stetter-Karp, Bischof Dr. Gebhard Fürst, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz Bischof Dr. Georg Bätzing, ZdK-Generalsekretär Marc Frings und Katholikentag-Geschäftsführer Roland Vilsmaier. Foto: Diözese Rottenburg-Stuttgart / Tobias Döpker

Bei der Abschluss-Pressekonferenz des 102. Katholikentags in Stuttgart zogen die Veranstalter eine vorläufige Bilanz.

Der 102. Deutsche Katholikentag in Stuttgart geht am Sonntag mit einem Abschlussgottesdienst zu Ende. Bereits Samstagmittag zogen die Veranstalter eine vorläufige Bilanz, bei der sie sich angesichts der Ausgangssituation sehr zufrieden zeigen.

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) als Veranstalter und die gastgebende Diözese Rottenburg-Stuttgart haben am Samstagmittag eine positive Bilanz des 102. Deutschen Katholikentags in Stuttgart gezogen. Das Großereignis sei ein „Herantasten an Wiederbegegnung und ein Befreiungsgefühl nach langer Zeit des beeinträchtigten Lebens“ gewesen, vor allem aber ein „Spiegel des Ist-Zustandes der Gesellschaft und der Kirche“, sagte ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp.
Man habe es mit einer Gesellschaft auf der Suche nach ihrem gemeinsamen Zentrum zu tun und mit einer Kirche, die herausgefordert sei durch ihre eigene Krise in einer Zeitwende.

Stetter-Karp verwies darauf, dass dieser Katholikentag nicht mit vorangegangen zu vergleichen sei. Es habe lange die Sicherheit gefehlt, ob er wirklich analog stattfinden könne. Anders als 2018 in Münster, wo an die 80.000 Besucherinnen und Besucher gezählt worden seien, habe in Stuttgart – mit 27.000 Besucherinnen und Besuchern - die Möglichkeit gefehlt, eine ganze Diözese und ein großes katholisches Umfeld intensiv zwei Jahre lang und analog darauf vorzubereiten. Dennoch fehle dem Stuttgarter Katholikentag nicht seine Daseinsgrund. Er beziehe seine ganze Kraft daraus, „dass er ist und existiert“. Er sei ein Ort, an dem die notwendigen Reformen in der Kirche und gleichzeitig gesellschaftliche Botschaften ins Wort gebracht würden. Diese fünftägige Großveranstaltung setzte gleichzeitig auf Inhalt, Tiefe und Nähe setzt. „Das gibt es aktuell nur einmal, nämlich hier“, betonte die ZdK-Präsidentin.
 

Wir stehen für eine solidarische Gesellschaft, in der die großen Gräben überwunden werden müssen, die die Pandemie aufgerissen hat.
ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp


Dieser Katholikentag habe sich im doppelten Blick geübt, fügte Stetter-Karp weiter hinzu. Er schreie nach Reformen in der Kirche und weise hin auf die tickende Uhr. Zugleich sende er eine klarte Botschaft in die Welt mit den beiden Schwerpunkten: „Wir stehen für eine solidarische Gesellschaft, in der die großen Gräben überwunden werden müssen, die die Pandemie aufgerissen hat.“ Zugleich stehe man für die Verteidigung von Freiheit, Demokratie und Menschenwürde innerhalb der Kirche, gesellschaftspolitisch und weltweit: „Das tun wir bei diesem Katholikentag in Solidarität mit der Ukraine.“

Gelungenes Fest dank vieler Gäste und Unterstützer

Der Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, sagte, das Treffen sei mit Hilfe vieler Gäste und Unterstützer wirklich „sehr gut gelungen“. An die Katholikinnen und Katholiken richtete er die Bitte, „in dieser, unserer gemeinsamen Kirche zu bleiben und sich für diese einzusetzen“. Er selbst versprach, sich für eine dialogische Kirche einzusetzen, die Platz habe für unterschiedliche Meinungen und Überzeugungen. Er freue sich über eine „streitbare Kirche“, wo die Mitglieder respektvoll miteinander umgingen.

Weltpolitische Probleme und innerkirchliche Fragen wurden behandelt

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, sagte, alle Themen, die die Katholikinnen und Katholiken in diesen Tagen beschäftigten, seien in Stuttgart präsent gewesen. Neben den weltpolitischen Problemen seien auch die innerkirchlichen Fragen wie Missbrauch diskutiert worden. Dabei fügte Bätzing hinzu: „Ich selber habe ja auch nochmal unfreiwillig, einen Beitrag geleistet, dass diese Thematik sehr diskutiert worden ist.“ Dem Bischof war in einem Zeitungsbericht vorgeworfen worden, einen Priester in seinem Bistum befördert zu haben, obwohl er Frauen körperlich oder verbal belästigt habe.

Zukunft des Katholikentags soll debattiert werden

Bezüglich notwendiger Reformen in der Kirche sagte der Vorsitzende, für die im Synodalen Weg geforderten Veränderungen müsse mit Vertretern der Weltkirche noch mehr gesprochen werden, um das Verständnis zu vergrößern. Die Kirche in Deutschland sei aber keine Insel, die Fragen habe, die es sonst in der Weltkirche nicht gebe. Als Beispiel führte er die Rolle der Frauen an, die auf der kommenden Weltsynode eine erhebliche Rolle spielen werde.
In welcher Form der Katholikentag in die Zukunft geführt wird, soll schon bald weiter debattiert werden, kündigte ZdK-Generalsekretär Marc Frings an. Nur noch gemeinsame Treffen mit der evangelischen Kirche zu veranstalten, sei aufgrund eines komplett unterschiedlichen Zeitspektrums in der Vorbereitung nicht so einfach. Überlegungen gebe es aber für einen 4. Ökumenischen Kirchentag, nachdem 2003 der erste in Berlin, 2010 der zweite in München und 2021 der dritte in Frankfurt stattgefunden haben.

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