Michael Kashi aus dem Vorstand der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg, Ernst-Wilhelm Gohl, Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, und Dr. Gebhard Fürst, Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, hielten Grußworte. Vor der Hauptveranstaltung gab es um 14 Uhr bereits ein Stilles Gedenken mit Rabbiner Yehuda Puschkin am Gedenkstein auf dem Killesberg.
Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl sagte in seinem Grußwort: „An diesen Orten begegnen wir den Namen von realen Menschen. Ihre Namen regen unsere Fähigkeit zum Mitgefühl an. Mitgefühl mit den Opfern des Hasses auf Jüdinnen und Juden, Sinti und Roma. Und Mitgefühl mit Menschen, die getötet wurden, weil sie krank oder behindert waren.“ Weiterhin appellierte Landesbischof Gohl: „Zu dieser Gewissheit sollen uns Orte und Veranstaltungen wie heute führen: Nicht wegschauen, sondern die Stimme nutzen, die mir mein Schöpfer gegeben hat, um den Hasspredigern und den Lügnern entschlossen zu widersprechen; die Stimme nutzen, um die zu stärken, die eingeschüchtert und gedemütigt werden, und die vielen Stillen zu ermutigen, sich für Recht und Gerechtigkeit, Menschenwürde und Menschlichkeit auszusprechen.“
Vergessen kommt dem Ungeschehen-Machen gleich.
Bischof Gebhard Fürst
Bischof Dr. Gebhard Fürst hielt anlässlich der Gedenkveranstaltung fest: „Wir erinnern heute hier an Menschen, die vom Stuttgarter Nordbahnhof aus in den Tod geschickt wurden. Erinnern ist der Schlüssel und die einzige Chance, um nicht zu vergessen. Denn Vergessen kommt dem Ungeschehen-Machen gleich. Nur die Erinnerung stoppt den Wahnsinn.“ Mehr denn je müssten wir heute innehalten und fragen, wie es mit der Mitmenschlichkeit in unserer Gesellschaft aussieht. „Was tun wir, damit sich solche Taten nicht wiederholen?“, sagte Bischof Fürst und hielt fest: „In Zukunft können wir uns nicht mehr herausreden. Denn im Erinnern wissen wir, wohin unser Wegsehen führen kann, aber auch, was wir durch unser Hinsehen verhindern können.“