Seit rund vier Jahren lebt und wirkt Schwester Martina Küting in Waldachtal-Heiligenbronn, einem Wallfahrtsort, der in die Region ausstrahlt und auch wegen seiner Wasserquelle geschätzt wird. Besonderer Anziehungspunkt in diesen Tagen im Frühjahr ist allerdings der Kräuter- und Blumengarten vor der Kirche. In den achtziger Jahren von der inzwischen verstorbenen Ordensschwester Reinholda angelegt, gedeihen hier über 60 verschiedene Kräutersorten.
Gleich ob Kamille, Ringelblume, Kapuzinerkresse, Ysop, Estragon oder Frauenmantel – über Wirkung und Verwendung informiert eine Mappe mit laminierten Infoblättern, in der auch noch Aufzeichnungen von Schwester Reinholda zu finden sind. „Viele unserer Besucher:innen nutzen auch eine App, um mehr über die Kräuter zu erfahren oder sie fragen mich“, berichtet Schwester Martina. „Es liegen auch Kräuterbücher aus und mehrere Sitzgruppen rund um die Kirche laden zum Verweilen und zur Rast ein.“
"Gottes Garten"
Riechen, probieren, miteinander ins Gespräch kommen oder auch selbst ein paar Blätter für einen Tee mitnehmen: „Ja, natürlich, auch das geht. Das ist Gottes Garten, hier kann sich jeder bedienen“, sagt die Schwester mit einem Lachen. „Viele Besucherinnen und Besucher kennen sich gut mit Kräutern aus und teilen ihre Erfahrungen“, fährt sie fort und setzt hinzu: „Und wer will, kann auch mitmachen. Bei uns sind alle sehr willkommen.“
Auf viele Schultern verteilt
Dass diese Einladung gerne angenommen wird, davon zeugt in Heiligenbronn nicht nur der schöne Kräutergarten: „Es sind rund 50 Ehrenamtliche, die sich für unseren Wallfahrtsort engagieren und ich empfinde das als etwas sehr Besonderes, für das ich auch sehr dankbar bin“, berichtet die Schwester. Die Aufgaben könnten so auf viele Schultern verteilt werden und dadurch werde die Arbeit für alle überschaubar und nicht zur Belastung. „Es gibt hier keinerlei Verpflichtungen“, betont sie.
Barrierefreier Zugang
Maria Halder beispielsweise hilft, Besuchergruppen mit Kuchen und Kaffee zu bewirten, engagiert sich im „Kloster auf Zeit“ und schmückte vertretungsweise für eine andere Helferin, die derzeit erkrankt ist, den Maialtar in der Kirche. Wolfgang Dettling übernahm für viele Monate die ehrenamtliche Leitung beim Umbau des Schwesternhauses, das heute dank eines Lifts auch über einen barrierefreien Zugang verfügt, und überwacht das Jahr über die hinter der Kirche in der dortigen Brunnenanlage sprudelnde Quelle, von der der Ort seinen Namen hat. Es gibt die ehrenamtliche Kirchenpflegerin Christine Weiß und Ronie Kempeneers mäht seit Jahren den Rasen und pflegt die Hecken ringsherum. Um den Blumen- und Kräutergarten kümmern sich mit Christina Peschke, Angelika Stickel, Ursula Schaper, Zita Saier und Dieter Axt gleich mehrere, die regelmäßig gießen, jähten, pflanzen und die Anlage pflegen. Und neben den freiwillig Engagierten aus den umliegenden Gemeinden gibt es auch Zuspruch von weiter her, sagt Schwester Martina und berichtet von einem Ehepaar aus der Nähe von Böblingen, das bei seinem Besuch kurzerhand eine Holzstuhlgarnitur samt Tisch zum Richten mitnahm.
Der "ruhende Pol"
Christine Weiß beschreibt das Miteinander auf Augenhöhe in Heiligenbronn so: „Es ist ein Geben und Nehmen“ und Maria Halder sagt: „Es gibt keinen inneren Verpflichtungszwang.“ Wolfgang Dettling schätzt Schwester Martina als den „ruhenden Pol“ im Zentrum. „Sie motiviert und schafft eine Gemeinschaft. Man hilft gerne und dadurch läuft alles optimal.“ Die Ruhe und Idylle des Gartens, belebt durch die Anwesenheit der Schwester, ziehe viele Menschen an.
Bei so viel Lob bleibt Schwester Martina bescheiden. „Ich habe das Gefühl, das bin ich gar nicht, sondern es ist der Ort“, sagt sie. Im Juli lade sie alle ehrenamtlichen Freiwilligen zu einem netten Nachmittag ein. Jede und jeder könne aus drei Sonntagsterminen auswählen, wann es passend ist. „Das ist mir ganz wichtig, als ein Dankeschön“, sagt die Schwester.