Der Geschichtsverein der Diözese Rottenburg-Stuttgart und das Haus der Geschichte in Stuttgart führten anlässlich des 100. Jahrestags der Ermordung Matthias Erzbergers im März 2021 eine Tagung durch, die deutschlandweit große Beachtung erfuhr und von Christopher Dowe und Maria E. Gründig geleitet wurde. Die Ergebnisse dieser Tagung liegen nun in gedruckter Form vor.
Der von Maria E. Gründig redigierte Band „Matthias Erzberger. Für Demokratie und gegen den Obrigkeitsstaat“ umfasst Forschungen von Gabriele Clemens, Christopher Dowe, Maria E. Gründig, Anna Karla, Jörn Leonhardt, Stefanie Middendorf und Jörg Zedler. Die Autorinnen und Autoren gehen der Frage nach, wie und aus welchen Gründen der Katholik Erzberger in seiner unruhigen Zeit agierte. Sie zeigen auf, wie weit sein Netzwerk gespannt war und mit welchen Persönlichkeiten und Institutionen er in engem Kontakt stand, heißt es in einer Mitteilung des Geschichtsvereins der Diözese Rottenburg-Stuttgart, der Herausgeber des Sammelbands ist.
Gründig erinnert an den 31. August 1921 und an einen Tag, an dem Deutschland nach Oberschwaben und Biberach an der Riss blickte: An diesem Tag wurde der ehemalige Vizekanzler Matthias Erzberger auf dem katholischen Friedhof beigesetzt. Der katholische Wegbereiter deutscher Demokratie war wenige Tage zuvor im badischen Bad Griesbach während eines Spaziergangs ermordet worden. Dieses politische Attentat hatte nicht nur Menschen in Südwestdeutschland, sondern die ganze Weimarer Republik erschüttert und gespalten.
Matthias Erzberger hatte über Jahre immer wieder Verantwortung übernommen – als Katholik, als Zentrumspolitiker, als Minister und Vizekanzler ebenso wie auf diplomatischem Parkett. Der katholische Wegbereiter deutscher Demokratie setzte sich vehement für die Entstehung der Weimarer Republik ein und stieß auf massive Widerstände der nationalen Rechten.
Der Geschichtsverein der Diözese Rottenburg-Stuttgart und das Haus der Geschichte Baden-Württemberg fühlen sich dem Erinnern an Matthias Erzberger als wichtigem katholischen Wegbereiter deutscher Demokratie verpflichtet. „Die vorliegende Publikation ist nicht zuletzt als ein weiterer Beitrag gedacht, um neue Forschungen zu Erzberger zu präsentieren und damit auch in Zukunft ein Erinnern auf aktueller wissenschaftlicher Grundlage zu ermöglichen“, teilt Gründig mit.