„Das Leben ist so echt hier.“ Pater Dr. Martin Leitgöb schaut aus dem Fenster des Besprechungsraums im Kloster auf dem Ellwanger Schönenberg. Wehmut schwingt in seiner Stimme. Er war gerne hier. Den Blick ins Weite werde er vermissen, die Nähe zur Natur und natürlich „seine“ Gemeinde. Mitte Januar wurde Pater Leitgöb beim Provinzkapitel der Redemptoristen in oberösterreichischen Puchheim zum Provinzial gewählt.
Zugegeben: Ganz überraschend war die Wahl nicht. Pater Leitgöb war bereits stellvertretender Leiter der Ordensprovinz. Insofern konnte man schon damit rechnen. „Es hat mich sehr berührt, dass ich so eindeutig gewählt wurde“, sagt er. Für vier Jahre zunächst wird er künftig der „CEO“ für 71 Mitbrüder in vier österreichischen und fünf süddeutschen Niederlassungen sein. Führen, organisieren, motivieren, begleiten, zuhören und gemeinsame Visionen entwickeln. Das steht künftig auf der Agenda des 50-jährigen Paters.
„Eine große Verantwortung"
„Es ist schon eine große Verantwortung“, blickt Leitgöb in die Zukunft. Aber er nimmt die Aufgabe und die Arbeit, die damit verbunden ist, sehr gerne an. Er betrachtet sie als seinen Auftrag. Oberste Priorität wird für ihn sein, die Provinz Wien-München personell neu aufzusetzen und zu klären, in welchen Klöstern die Redemptoristen künftig bleiben können. Das erfordert viel Sensibilität in Gesprächen mit Mitbrüdern und mit den Diözesen. Dabei will er für alle da sein und ein offenes Ohr haben. „Mir ist es wichtig, zu meinen Mitbrüdern eine gute Vertrauensbasis zu schaffen.“
Gegenseitiges Vertrauen und zu einem Gleichklang finden. Das prägte Pater Leitgöbs Arbeit als Schönenberg-Pfarrer. Im September 2020 fand seine Investitur statt und damit mitten in den Pandemie-Beschränkungen. Anderthalb Jahre lang konnten nur mit „angezogener Handbremse“ Kontakte geknüpft werden. Dennoch spürte er im Laufe der Zeit, dass ein vertrauensvolles Miteinander mit der „lebendigen Schönenberg-Gemeinde und ihren hingebungsvollen, ehrenamtlichen Mitarbeitenden“ wächst. „Das hätte ich gerne noch länger weitergeführt“, gibt Leitgöb zu. Besonders die Lebendigkeit in der Kinderkirche und die schönen Gottesdienste in der imposanten Schönenberg-Kirche nimmt er mit in sein neues Leben. „Daraus habe ich viel Kraft geschöpft“.
Aufbruch in „die Mitte der Provinz“
Aufbruch. Das steht Pater Dr. Martin Leitgöb nun wieder bevor. Der letzte Aufbruch vor seiner Ellwanger Zeit ist dem gebürtigen Niederösterreicher sehr schwer gefallen. Damals verließ er nach acht Jahren Prag, seine zweite Heimat, wie er selbst sagt. Jetzt bricht er auf, geografisch vermutlich in „die Mitte der Provinz“ und verlässt Ellwangen, den Schönenberg, die ihm so lieb gewordene Gemeinde, die Natur, den Blick ins Weite.
Das Leben war echt hier. Aber das wird es für ihn auch an jedem anderen Ort sein. Weil er als Mensch und Theologe, als Hobbykoch und Kulturinteressierter er selbst ist. Egal, ob das nun im Amt des Ordensmannes, des Pfarrers oder des CEO’s einer Ordensprovinz sein wird.