„Du glaubst, dass Kirche alt und langweilig ist? Du denkst, dass sowieso keine jungen Menschen mehr an Gott glauben? Du bist dir selbst nicht ganz sicher, ob es Gott gibt? – Challenge accepted!“ schreiben die Organisatoren des Ulmer Pfingstfestivals in einem Flugblatt. „Wir möchten dir zeigen, wie jung, lebendig und relevant Kirche noch heute ist. Gott gibt es wirklich. Du kannst ihm begegnen, ihn erfahren - wirklich.“ In Vorträgen, Workshops und Eucharistiefeiern, bei Anbetung und modernem Lobpreis soll der Funke überspringen; auch eine Party und gutes Essen sollen nicht fehlen.
In Ulm und Stuttgart - und in 30 Orten in vier Ländern
Zum dritten Mal findet das Loretto-Pfingstfestival, das von Salzburg seinen Ursprung nahm und bei der dortigen Loretto-Gemeinschaft beheimatet ist, dezentral an ganz unterschiedlichen Orten statt. In diesem Jahr sind 30 Orte in vier europäischen Ländern zeitgleich am Start. In der Diözese Rottenburg-Stuttgart wird in der Ulmer Georgskirche als der womöglich teilnehmerstärksten Location und erstmals auch in Stuttgart gefeiert. Allein in Ulm seien schon rund 600 Leute angemeldet, berichtet Michael Keck aus dem Leitungsteam. Zusammen mit spontanen Gästen bei den Gottesdiensten werde man die letztjährige Teilnehmerzahl nochmals übertreffen. Der Verkauf noch verfügbarer Tickets für das Gesamtprogramm endet am Freitag; Gottesdienste sind frei zugänglich.
In Stuttgart ist die Kapazitätsgrenze mit 350 Plätzen nahezu ausgeschöpft, sagt Diakon Martin Fischer, Leiter der homebase in Neugereut, die als katholisch-charismatische Gemeinde die dortige Pfingstkonferenz ausrichtet. Den Pfingstgottesdienst feiern und das Festival als einer von mehreren namhaften „Speakern“ begleiten wird Weihbischof Thomas Maria Renz. Er freue sich, dass sich durch dieses Angebot „eine erstaunliche Zahl von bisher kaum gläubigen Menschen für den Glauben an Jesus Christus begeistern“ lassen.
Predigt, die das Herz berührt
Was in der klassischen Seelsorge immer seltener gelinge, sei in der Pfingstkirche des Anfangs noch das ganz „Normale“ gewesen, nämlich „dass zum Beispiel die Pfingstpredigt des Petrus seine Zuhörer ‘mitten ins Herz’ getroffen hat, dass also durch seine feurige Rede nicht nur der Intellekt der Menschen, sondern auch ihre Emotionen, das ‘Herz’ vom Feuer des Heiligen Geistes ergriffen und berührt worden sind“, sagt Renz mit Blick auf eine gewisse Skepsis, die es gegenüber solchen Phänomenen wie einer neuen Glaubensbegeisterung gelegentlich gebe. Wenn man den Geist Gottes wirklich ernst nehme, „braucht man sich nicht wundern, dass ER es auch heute immer wieder schafft, Menschen wirklich zutiefst zu be-GEIST-ern, zu bekehren, zu verändern, zu erneuern, zu entzünden“, sagt der Weihbischof.
Das Pfingstfestival richtet sich in erster Linie an jüngere Menschen, also Teenager ab 14 und die „GenZ“ und „Millennials“ bis 35 Jahre. In Stuttgart gibt es einen besonderen Schwerpunkt für Familien. Mit einem schön ausgearbeiteten Programm sollen auch Kinder erleben, dass Pfingsten – die Ausgießung des Heiligen Geistes, auch als „Geburtstag der Kirche“ bezeichnet – kein einmaliges Ereignis war, sondern „dass wir den Heiligen Geist erfahren können“, so Diakon Fischer. Pfingsten neu erfahrbar zu machen, Impulse zu geben für die Nachfolge Jesu im Alltag, sich selbst und damit auch die Kirche zu erneuern – darum geht es beim Pfingstfestival. „Gott meint es wirklich gut mit Dir."
Dass „Pfingsten“ Kreise zieht, zeigt sich für Michael Keck aus dem Ulmer Leitungsteam daran, dass sich auf den Festivals Freundschaften bilden und Gebetskreise entstehen – und dass junge Leute immer wieder die „Challenge“ mit Gottes Geist eingehen.