Begegnungstag

„Weil Gott andere durch uns bewegen will“

Ein Tag voller lebendiger und farbenfroher Momente ist das diözesane Begegnungsfest der Cursillo-Bewegung. Die jüngste Ausgabe stand unter dem Thema: Glaube bewegt. Foto: Cursillo-Haus St. Jakobus

Dass, wie und warum Glaube bewegt, stand thematisch im Mittelpunkt des diözesanen Begegnungsfestes der Cursillo-Bewegung.

Es ist wie ein Familientreffen, wenn Cursillistas, also Cursillo-Teilnehmer, zur Ultreya kommen, also den regelmäßigen Treffen von Mitgliedern der Bewegung. Cursillo (spanisch für „kleiner Kurs“) ist der Name eines bewährten dreitägigen Glaubenskurses, in dem Teilnehmende „das Wesentliche im Christsein“ erleben. Für viele ist diese Erfahrung so prägend, dass sie einander in christlicher Freundschaft über lange Zeit verbunden bleiben. Ihrem jährlichen Begegnungsfest auf Diözesanebene hat die katholische Laienbewegung das spanische Grußwort „Ultreya“ („Vorwärts! Weiter!“) verliehen, ein mutmachendes Wort, das sich Pilger traditionell auf dem Jakobsweg zuriefen und das sozusagen „Programm“ der Bewegung ist. Im Cursillo-Haus St. Jakobus in Oberdischingen haben Pilgerinnen und Pilger, aber auch alle suchenden Menschen eine Heimstätte.

Außer für Begegnung und Gebet ist bei der Ultreya auch Zeit, um darüber nachzudenken, was es mit dem Glauben auf sich hat. Weihbischof Thomas Maria Renz, der selbst Cursillista ist, ergründete beim jüngsten Treffen mit den Teilnehmenden die „dynamischen“ Dimensionen des Glaubens. Ausgehend von den letzten Versen des Markusevangeliums, die die Himmelfahrt als „letzte irdische Bewegung Jesu“ schildern, der dann mit der Ausgießung des Heiligen Geistes seine Kirche in Bewegung setzt, formulierte Renz fünf Gedanken, wie „Glaube bewegt“.

Glaube bewegt, weil Gott sich bewegt:

Seit Jahrtausenden beschäftigten sich Menschen mit diesem Gedanken, führte der Weihbischof aus. Schon Aristoteles habe in seiner „Metaphysik“ die „Notwendigkeit eines ersten, selbst unbewegten Bewegenden“ behauptet: Gott selber sei unbewegt, bringe aber alles Leben in Bewegung. Immer wieder griffen Philosophen die Annahme eines Gottes „im Sinne eines denknotwendigen ersten Bewegers“ auf. Anders als Aristoteles wiesen aber Denker wie Thomas von Aquin darauf hin, dass Gott sich sehr wohl „bewegt“: Die Menschwerdung Gottes, die jedes Jahr an Weihnachten gefeiert wird, sei „die größte Bewegung Gottes auf uns Menschen zu“ – und wunderschön beschrieben in dem kurzen Satz: So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn in die Welt gesandt hat, damit die Welt durch ihn gerettet wird. „Die Liebe ist die Motivation, dass Gott sich auf uns Menschen zubewegt“, so Renz.

Glaube bewegt, weil Gott uns bewegt:

„Wo Menschen in Kontakt mit Gott treten, bleiben sie nicht dort, wo sie sind, sondern sie werden in Gang gesetzt“, sagte Renz und verwies auf die Jünger, die alles stehen und liegen ließen, als Jesus sie berief. Über Maria werde berichtet, sie „eilte zu ihrer Base Elisabeth“, als sie davon erfahren hatte, dass sie Jesus unter ihrem Herzen trug. „Die Liebe hat es eilig.“ Auch wenn Pilger gewiss sehr unterschiedliche Gründe haben, warum sie sich aufmachen, und nicht jeder spiritueller Natur sei, übe Gott auf viele eine Anziehungskraft aus, der man sich kaum mehr entziehen könne. „Gott bewegt uns, wenn wir ihm begegnen.“

Glaube bewegt, weil Gott sich um uns herum bewegt:

In der Zusage Jesu, „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“ drücke sich die Gegenwart Gottes mit den Menschen aus, ansprechend formuliert in einer der Präfationen: „In ihm bewegen wir uns und sind wir“. „Sehr angenehm“ und mit Blick auf vielfach leere Kirche beruhigend sei, dass Jesu Zusage bereits für die kleinstmögliche Gemeinschaft gilt, die mit zwei beginnt (weil „allein bin ich keine Gemeinschaft“), und nicht etwa bei zweitausend, sagte Renz.

Glaube bewegt, weil Gott sich mit uns bewegt:

„Gott ist alles andere als der unbewegte Beweger“ (wie von Aristoteles formuliert) – „er geht mit uns“. Am schönsten drücke sich dies in der Emmaus-Erzählung aus. „Wir dürfen darauf vertrauen, dass Jesus mitgeht“, sagte der Weihbischof.

Glaube bewegt, weil Gott andere durch uns bewegt:

„Wir sollen uns bewegen lassen auf die Menschen zu, um Zeugnis zu geben von dem, was Gott in unserem Leben in Bewegung gesetzt hat“, sagte Renz. „Uns bewegt, was uns innerlich berührt.“ Trotz (oder gerade wegen) der „multiplen Kirchenkrise“ bleibe dieser Auftrag, eine missionarische, evangelisierende Kirche zu sein – durch Taten und durch Zeugnis mithilfe des Heiligen Geistes.

Auf verschiedene Weise „bewegt“

Vertiefung erfuhren die Impulse in vier Themenangeboten: im Gespräch mit dem Weihbischof zum Leitvortrag; im „hagiorhythmischen Geh-Beten“, bei dem, so Heide Adams, „ich in Bewegung bin, ein inneres Wort bete – du in mir und ich in dir – und immer beschwingter werde“ und eine wohltuende Wirkung verspüren darf; im „Tanzen einer Bibelstelle“, das „Schritt für Schritt“ eine Annäherung an den Text bedeutet, „ohne Richtig und Falsch“, wie Gisela Buck betonte; und im gemeinsamen Singen mit David Langer, der außer Hausleiter und Bildungsreferent auch ein leidenschaftlicher Musiker ist – Motto: Singen bewegt das Herz.

Was die Cursillistas in ihren Herzen bewegt, teilten sie dann auch beim Gottesdienst miteinander, dessen biblischer Mittelpunkt die Sturmstillung war. So wie das Boot zur Zeit Jesu befinde sich auch die Kirche in höchst unruhigem Gewässer und Menschen heute teilten die Erfahrung der Jünger, sagte Weihbischof Renz. Die Frage Jesu, „Warum habt ihr Angst“, könne auch – wie es eine wörtliche Bibelübersetzung nahelegt – heißen: Warum seid ihr so feige? Freimütig bekannten sich Teilnehmende zu den kleinen Feigheiten des Alltags: etwa, nicht für die eigenen Überzeugungen oder den Glauben einzustehen; Mitmenschen nicht auch mal nach ihrer Beziehung zu Jesus Christus zu fragen; sich nicht zu trauen, den guten Bekannten danach zu fragen, warum er sein Kind nicht taufen lässt.

Das Bekenntnis mündete in Fürbitten: um mehr Mut und mehr Vertrauen in einer Welt, „in der wir oft Schisser sind“; um Kraft, „den Menschen, die für ihre Überzeugung eintreten, auf anständige Weise zu begegnen“, denn das werde in einer zunehmend rabiaten Gesellschaft immer schwerer; um Mitsorge und Gebet für die Menschen in einem der letzten christlichen palästinensischen Dörfer in Galiläa, unweit der libanesischen Grenze, die wegen ihrer Nähe zu einem Militärstützpunkt in großer Gefahr sind. Diese und viele andere Sorgen, Bitten und Sehnsüchte legten die Cursillistas sodann in Gedanken auf den Altar, wo sich Gott in der Eucharistie immer wieder auf die Menschen zubewegt – gleichsam als Höhepunkt dieses von vielen lebendigen und farbenfrohen Momenten durchwirkten Tages, inspirierend moderiert und begleitet von Cursillo-Diözesanleiterin Heidi Fieser und dem geistlichen Begleiter des Diözesanteams, Pfarrer i. R. Dr. Wolfgang Gramer.

Abend- und Tagesveranstaltungen im Cursillo-Haus St. Jakobus

Mittwoch, 4. September 2024, 19.30 Uhr: Bruder Klaus und Dorothea von der Flüe. MitCäcilia Braun-Müller, Katholische Landbewegung/Landvolkbewegung Freiburg. Anmeldung nicht erforderlich.

Sonntag, 8. September 2024, 14–15 Uhr: Vernissage: Engel malen in Acryl auf Leinwand. Mit Erne Schäfer. Anmeldung nicht erforderlich.

Mittwoch, 11. September 2024, 19.30 Uhr: Taizé Gebet. Mit Susanne und Sigi Fieder und David Langer in der Hauskapelle. Anmeldung nicht erforderlich.

Montag, 16. September 2024, 19.30 Uhr: Männerimpulse zum Thema „Quo vadis, Männerimpulse?" Zukunftswerkstatt zur Fokussierung auf das Wesentliche. Mit David Langer. Um 18.30 Uhr offenes Abendessen. Anmeldung nicht erforderlich.

Mittwoch, 18. September 2024, 19.30 Uhr: Pilgerstammtisch mit geistlichem Impuls von David Langer. Anmeldung nicht erforderlich.

Mittwoch, 25. September 2024, 19.30 Uhr: Kraft der Stille. Mit Monika Friess-Teuchert und Albert Rau. Anmeldung nicht erforderlich.

Mehr Info und weitere Angebote unter www.haus-st-jakobus.de.

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