Jubiläum

„Der Himmel ist dort, wo Gott ist“

Die Schwarze Madonna von Stetten feiert 300. Geburtstag: Hierher kommen Menschen, um ihre kleinen und großen Sorgen des Alltags abzuladen. Foto: drs/Jerabek

Abt Urban Federer beim 300. Wallfahrtsjubiläum: Die Schwarze Madonna von Stetten zeigt Gläubigen ihren Sohn Jesus und weist den Weg aus Ängstlichkeit.

Die Frage, was es eigentlich bedeutet, den Himmel zu suchen, und wie eine historische Mariendarstellung auch heute Anlaufstelle für Menschen mit Nöten und Bitten sein kann, stand im Mittelpunkt eines festlichen Gottesdienstes in der Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt. Gläubige und Gäste aus nah und fern kamen zum 300-Jahr-Jubiläum der Schwarzen Madonna von Stetten o.L.  Das Gnadenbild ist eine Kopie der berühmten Schwarzen Madonna von Einsiedeln (Schweiz) und gilt als das einzige seiner Art in der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Viele Menschen bringen hier ihre kleinen und großen Sorgen des Alltags ins Gebet und zünden eine Kerze an.

Er sei gereist, um Neues zu entdecken und um ein Freudenfest zu feiern, sagte Pater Urban Federer, Abt des Benediktinerklosters in Einsiedeln, der auf Einladung von Pfarrer Vitus von Waldburg-Zeil als Festprediger nach Stetten gekommen war. Schon bei der stimmungsvollen Lichterprozession zum Auftakt zeigte sich der Abt beeindruckt von den zahlreichen Familien und jungen Leuten, darunter 21 Ministrantinnen und Ministranten, die an dem Jubiläum mitwirkten. Auch in musikalischer Hinsicht gelang die Balance zwischen den Generationen und Geschmäckern: Kirchenlieder, geistliche Chorliteratur wie „Schäfers Sonntagslied“ sowie das Wallfahrtslied von der Schwarzen Madonna, dargebracht vom Gesangverein Frohsinn Stetten o.L. unter Leitung von Ingrid Ruf erklangen ebenso wie neuere Lobpreismusik einer jugendlichen Band.

„Gott ist vielleicht näher als ich mir denken kann“

Die Neigung, den Himmel irgendwie „oben“ oder „im Jenseits“ zu verorten und „viel zu weit“ zu suchen, nahm Abt Urban Federer in seiner Predigt unter die Lupe. „Der Himmel ist dort, wo Gott ist“, sagte er mit Verweis auf das Vaterunser-Gebet. „Das heißt aber auch: Er könnte auch in uns sein, der Himmel - ruft uns doch der heilige Paulus im ersten Brief an die Gemeinde in Korinth zu: Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?“ Gott sei „vielleicht näher als ich mir denken kann“, gab Abt Urban zu bedenken. „Das Himmelreich ist also nicht nur eine Verheißung für die Ewigkeit, sondern immer auch schon dort, wo Gott, wo Jesus Christus ist, auch in uns, auch unter uns hier in dieser übervollen Kirche, wo wir zusammen diesen Gott feiern.“

Der Prediger erinnerte an die jeweils unterschiedliche Botschaft der vielen Gnadenbilder der Muttergottes weltweit: Während sich Maria in Lourdes oder Fatima als betende Frau zeige, „die uns beten lehrt und die für uns Fürbitte einlegt, so zeigt die Schwarze Madonna von Stetten und Einsiedeln jedem und jeder, der kommt, ihr Kind: Jesus Christus.“ Auf diese Weise strecke sie den Menschen gleichsam den Himmel entgegen. „Sie ermöglicht uns bei jedem Gebet vor ihr, unser Inneres zu öffnen für den Himmel, der Jesus Christus ist, ihr Sohn. Dieser will in uns einziehen. Dieser Himmel soll in uns einziehen in unseren oft hektischen Alltag. Die Gegenwart Christi möchte dort sein, wo wir überfordert sind“, sagte Abt Urban.

Mit Ängsten und Sorgen zur Muttergottes von Stetten gehen

Wenn Menschen überfordert seien und der ihnen übertragenen Verantwortung im Leben bisweilen nicht gerecht werden könnten, geschehe dies oft aus Ängstlichkeit, sagte der Benediktinerpater mit Blick auf das berühmte Gleichnis von den anvertrauten Talenten in der Bibel. Federer rief die Gläubigen dazu auf, „mit unseren Ängsten immer wieder zur Muttergottes von Stetten“ zu gehen. „Sie lehrt uns dort in der kleinen Kapelle, Christus in unsere eigenen Ängste einzulassen. Sie streckt ihn uns entgegen, damit wir uns nicht ängstlich zurückziehen“, sondern „unsere Verantwortung dort, wo Gott uns hingestellt hat“, leben und für andere einsetzen – in Familie, Geschäft und Gesellschaft. Denn die Verheißung für jene, die ihre Verantwortung im Alltag leben, sei groß: „Komm, nimm teil am Freudenfest deines Herrn!“ (Mt 25,21)

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