Kirche am Ort

Dekanatstag in Wernau

Zukunft gestalten: Das Dekanat Esslingen-Nürtingen feiert den Abschluss des vierjährigen Prozesses "Kirche am Ort".

„Wir unternehmen Kirche – weil Kirche mehr ist.“ Unter diesem Motto haben die Katholiken im Dekanat Esslingen-Nürtingen am Samstag in Wernau am Neckar erstmals einen Dekanatstag gefeiert, der den Abschluss des vierjährigen Prozesses „Kirche am Ort“ markierte und Wege in eine positive Zukunft aufzeigte. „Wir sind sicher an vielen Orten noch nicht überall in den Herzen der Menschen angekommen“, zog Weihbischof Matthäus Karrer ein durchaus selbstkritisches Fazit, „aber Kirche ist mehr als nur die Gemeinde – dazu gehören die Caritas, die Malteser, Altenhilfe, Besuchsdienste im Krankenhaus, Flüchtlingshilfe, der BDKJ und vieles, vieles mehr“.   

Brigitte Nann (Esslingen), Gewählte Vorsitzende des Dekanatsrates, eröffnete den Nachmittag im Wernauer Quadrium gemeinsam mit Dekan Paul Magino und legte den Finger in offene Wunden. Das Haus der katholischen Kirche sei schadhaft geworden, sagte sie, und die Schäden innen seien größer als die außen. Für den notwendigen Prozess der Erneuerung „benötigen wir jede helfende Hand und speziell die der Frauen – das ist es wert!“ Auch der Wernauer Bürgermeister Armin Elbl ermunterte die katholische Kirche, den eingeschlagenen Weg der Reformen mutig weiter zu gehen. „Wir brauchen Sie“, wandte er sich an die zahlreichen haupt- und ehrenamtlich Engagierten in den verschiedenen Verästelungen der Diözese, „weil die Kirche Lebensqualität und Würde schafft“. Für einen erfolgreichen Weg in den nächsten Jahren benötige sie aber dringend „Zukunftsgestalter statt Untergangsverwalter“.

In einer von den beiden Dekanatsreferentinnen Barbara Strifler und Simone Jäger moderierten Gesprächsrunde wagten mehrere Teilnehmer/innen trotz der gegenwärtigen Probleme rings um das Thema sexueller Missbrauch und steigende Austrittszahlen einen durchaus hoffnungsvollen Ausblick. Das Denken in Wir-Dimensionen sei durch den KiamO-Prozess gewachsen, hieß es, das starke soziale Engagement der katholischen Kirche und ihr Kampf gegen die Ausgrenzung von Minderheiten müsse ebenso weiter geführt werden wie der Abbau klerikaler Machtstrukturen. Susanne Geyer, Kirchengemeinderätin aus Wendlingen und dort Vorsitzende des Katholischen Deutschen Frauenbundes, sprach Klartext: „Ich hoffe, dass in fünf Jahren Frauen zu allen Weiheämtern in unserer Kirche zugelassen sind und diese endlich die Gleichberechtigung lebt, die in der heutigen Gesellschaft selbstverständlich ist.“

Auf einer Kirchenmeile, die sich über mehrere Ebenen quer durch das Quadrium und hinaus in die Stadt zum Seniorenzentrum St. Lukas, zum Hof der Schlossgartenschule und den beiden Kirchen St. Erasmus und St. Magnus zog, präsentierten verschiedenste katholische Einrichtungen und Seelsorgeeinheiten die Schwerpunkte ihrer Arbeit – von der Caritas, der Ehe- und Familienpastoral, der Klinikseelsorge und dem Weltladenverein über die Kinderstiftung und die Erwachsenenbildung bis hin zum Jugendreferat und zum Workshop in der ältesten slawischen Schrift Glagolijca, die von der kroatischen Gemeinde angeboten wurde. Den Ausklang des Dekanatstages bildete – nach einem Gottesdienst in St. Magnus – ein Kabarettabend mit den „Maulflaschen“ im Gemeindesaal von St. Erasmus. Motto „Wer’s glaubt“. 

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