Dekanekonferenz

„Geh hin“-Kirche als Ziel

Zum zweiten Male haben sich heute die Dekane unserer Diözese per Videokonferenz mit der Leitung des Bischöflichen Ordinariates ausgetauscht.

Corona-Pandemie, Aufarbeitung sexueller Missbrauch, Auswirkungen der Krise um Kardinal Woelki in Köln, hohe Austrittszahlen, Synodaler Weg und Katholikentag 2022 in Stuttgart – an brennenden Themen für die Frühjahrskonferenz der Dekane mit der BO-Leitung hat es wahrlich nicht gefehlt.

Neue kreative digitale Formate sind entstanden

Breiten Raum nahmen die Berichte aus den 25 Dekanaten zur Corona-Pandemie und ihren Folgen für die Kirche vor Ort ein. Viele Vertreter der mittleren Leitungsebene der Diözese zeigten sich sehr beeindruckt, mit wie viel Kreativität an der Basis während der vergangenen zwölf Monate das kirchliche Leben unter sehr erschwerten Bedingungen aufrechterhalten worden ist. „Die Digitalisierung hat in den Gemeinden viele neue Formate entstehen lassen, die wir auch künftig nutzen sollten“, sagte der Ludwigsburger Dekan Alexander König. Sein Biberacher Kollege Sigmund Schänzle berichtete von Gottesdienst-Livestreams, „bei denen wir mehr Clicks als jemals Besucher direkt in der Kirche hatten“. Der Stuttgarter Stadtdekan Christian Hermes blies ins selbe Horn – rief aber gleichzeitig alle auf, nach der Corona-Krise ganz dringend wieder mehr direkten Kontakt zu den Gläubigen zu suchen: „Was wir brauchen, ist eine ‚Geh hin‘-Kirche, die sich der Menschen draußen ganz persönlich annimmt.“  

Die Leute draußen wollen Transparenz sehen – und keine Kirche, die durch Machtworte regiert wird.

Große Sorge bereitet den Geistlichen vor Ort, dass viele Strukturen vor allem im Bereich der Jugendarbeit und Chöre in der Corona-Pandemie gelitten haben – und wie sehr das allgemeine Erscheinungsbild der katholischen Kirche in Deutschland ihre Arbeit vor Ort negativ beeinflusst. Dekan Holger Winterholer (Calw) meinte, „die Vorgänge in Köln oder der an der Caritas gescheiterte Tarifvertrag für den Pflegedienst“ wirkten sich an der Basis aus. „Das haut leider bei uns richtig rein!“ assistierte der Kollege Bernd Herbinger aus Friedrichshafen. Roland Rossnagel (Heilbronn-Neckarsulm) beklagte die anhaltend hohe Zahl von Kirchenaustritten bei jungen Menschen und bislang aktiven Gemeindemitgliedern: „Die Leute draußen wollen Transparenz sehen – und keine Kirche, die durch Machtworte regiert wird.“ 

Hausgottesdienste stark nachgefragt

Not macht bekanntlich erfinderisch: Mehrere Dekane berichteten davon, dass Corona-bedingt in Kleingruppen stattgefundene Erstkommunion- und Firmvorbereitungen samt oft mehrfach verschobener Gottesdienste mit dem örtlichen Pfarrer als Sakramentenspender sehr gut bei den Kindern und Jugendlichen samt ihrer Familien angekommen seien. Das selbe gelte für die stark nachgefragten Hausgottesdienste.

Persönliche Begegnungen und Beziehungen neu justieren

Auch Bischof Gebhard Fürst lobte den „enormen Digitalisierungsschub“, den die Pandemie quer durch die ganze Diözese ausgelöst habe, mahnte aber, sich bereits jetzt auf die „neue Normalität nach Corona vorzubereiten“, wenn man wieder freier werde in der Gestaltung des kirchlichen Lebens. „Ein Gemeindefest“, so der Bischof, „geht halt nicht als Videokonferenz – wir müssen jetzt die persönlichen Begegnungen und Beziehungen neu justieren, um nach dieser tiefgreifenden Krise wieder voran zu kommen.“      

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