Oft erst, wenn’s „fünf vor zwölf“ ist, suchen Paare in Krisensituationen die Unterstützung einer Beratungsstelle; vielfach sind die Wartelisten lang. „Diejenigen Paare, die nur hie und da Schwierigkeiten haben, oder die einfach auf der Suche nach Anregungen sind, um ihren Paaralltag wieder bewusst und lebendig zu gestalten, rutschen in der Beratungsarbeit immer mehr in den Hintergrund“, berichtet Albert Weissinger von Psychologischen Familien- und Lebensberatung der Caritas Ulm-Alb-Donau. Mit dem neuen Angebot „PaarTage – ein Seminar für Paare“ will die Caritas mehr Raum für solche Paare schaffen: „Wir möchten Menschen ansprechen, die ihren Blick schärfen wollen für die Qualitäten und Ressourcen ihrer Beziehung, um weitere Schritte der gemeinsamen Entwicklung zu gehen“, ergänzt seine Kollegin Silvia Armbruster. Im Interview sprechen die Paartherapeuten über das Angebot und die Zielgruppe, über (Vor)Urteile und Chancen, die die „Arbeit“ an der Beziehung mit sich bringt – damit auch der Paaralltag mehr „Valentinstags-Feeling“ bekommt.
Frau Armbruster, Herr Weissinger, bei dem Wort „Paar-Seminar“ denken manche vielleicht an Psycho-Gedöns und Seelenstriptease…
Weissinger: (lacht) Bei uns zieht sich niemand aus, weder tatsächlich noch sprichwörtlich, sondern das ist ein Seminar, bei dem Frauen und Männer herzlich eingeladen sind, sich mit den vielfältigen Anforderungen, die ihnen als Paar begegnen, inhaltlich zu beschäftigen und sich mit anderen Paaren mit Freude und Gelassenheit auszutauschen.
Armbruster: Ich frage mich, was ist eigentlich schlimm an „Psycho-Gedöns“? Sich Gedanken zu machen über zwischenmenschliche Beziehungen, also die Dynamiken, die zwischen Menschen wirken – in der Beziehung, in der Arbeit, im Alltag überall – ist doch spannend und interessant!