Der Chorraum der kleinen Kirche auf dem Michaelsberg ist in stimmungsvolles Licht getaucht. Vor dem Altar ist ein Stuhlhalbkreis aufgestellt. Für die jungen Erwachsenen, die sich in dieser sehr persönlichen Konstellation zum Abendgottesdienst versammelt haben, ist es noch einmal eine Gelegenheit zur Besinnung und Vorbereitung. Denn am nächsten Tag, am Pfingstmontag, wollen sie einen wichtigen Schritt auf ihrem persönlichen Glaubensweg gehen.
Sie wollen ihre Firmung nachholen. Dafür haben sich die acht jungen Erwachsenen im Alter zwischen 17 und 33 Jahren für eine spezielle Firmvorbereitung auf dem Michaelsberg angemeldet. „Es war eine bewusste Entscheidung, es jetzt zu tun“, sagt Isabell Hoffart. Sie habe seit einiger Zeit wieder einen intensiveren Draht zum Glauben und zur Kirche gefunden, erklärt die 24-Jährige.
Versäumnis aus der Jugendzeit
Normalerweise empfängt man die Firmung als Jugendlicher. „In der Pubertät sind einem viele andere Dinge wichtig“, antwortet sie auf die Frage, weshalb sie die Firmung verpasst hat. Der 26-jährige Jan Schwalb stimmt ihr zu: „Ich fand es damals nicht cool.“
„Ich habe es versäumt – oder mich gedrückt“, meint ein anderer Kursteilnehmer. Ein weiterer berichtet, dass er die Firmvorbereitung seinerzeit abgebrochen habe, weil er der einzige Katholik in seiner Klasse gewesen sei und daher mit Jugendlichen aus anderen Klassen zusammengesteckt wurde.
Jetzt, im Erwachsenenalter, ist bei ihnen allen die Auseinandersetzung mit dem Glauben wieder aktuell geworden. Die persönliche Lebenssituation oder das Nachdenken über den weiteren Lebensweg spielen eine Rolle.
Wiederanbindung an den Glauben
So wollen einige der Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer zum Beispiel Verantwortung als Pate oder Patin übernehmen. Andere wiederum haben die Beziehung und Gedanken über eine künftige Heirat wieder stärker an ein religiös geprägtes Umfeld gebunden.
Die Idee zu dem Firmkurs für junge Erwachsene im Alter von 18 bis 35 Jahren stammt von Claudia Weiler, der geistlichen Leiterin des jugendspirituellen Zentrums auf dem Michaelsberg. Sie entwickelte sie vor wenigen Jahren zusammen mit der damaligen Ludwigsburger Dekanatsjugendseelsorgerin. Insbesondere wegen Corona konnte Weiler den Kurs aber erst für das diesjährige Pfingstwochenende zum ersten Mal stattfinden lassen.
Nachdenken über den Lebensweg
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind dazu am Freitagabend aus verschiedenen Gegenden der Diözese Rottenburg-Stuttgart auf dem Michaelsberg zusammengekommen. Im Gegensatz zu einer Firmvorbereitung bei Jugendlichen bringen sie schon „einiges an Lebenserfahrung“ mit, wie Thomas Kley sagt. Der Vikar aus Göppingen und geistliche Leiter der KjG begleitet die jungen Erwachsenen während der vier Tage zusammen mit Claudia Weiler und Marian Antoni aus dem Team des jugendspirituellen Zentrums sowie Pastoralassistentin Ruth Schiebel aus Albstadt. Thomas Kley spendet den Kursteilnehmerinnen und -teilnehmern am Pfingstmontag dann auch die Firmung.
Bis dahin setzen sie sich in der Gemeinschaft zum Beispiel mit ihrer Kindheit und der Frage auseinander, was sie geprägt hat. Sie suchen sich einen Heiligen oder eine Heilige aus, die für sie persönlich als Vorbild dient, und gestalten dazu ein Bild im Stil einer Ikone.
Beeindruckt spricht Marian Antoni, der den Workshop ehrenamtlich unterstützt, von der starken Motivation der Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer und den Diskussionen mit ihnen. Die Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer dagegen sagen, wie wertvoll es jetzt für sie sei, über sich und den Glauben nachzudenken.