Kunst

Den Schätzen aus dem Nachlass Sieger Köders auf der Spur

Ehrenamtliche im Sieger-Köder-Zentrum Rosenberg bereiten den Nachlass des Malerpfarrers für die Öffentlichkeit auf: (von links) Thomas Stier, Uwe Debler, Hermann Sorg, Hannes Rebele und Gerhard Gaugler. Auf dem Foto fehlen Meinolf Roeren und Georg Schopf. Foto: Schwenk

Viele Schätze schlummern noch im Nachlass von Sieger Köder. Im Sieger-Köder-Zentrum Rosenberg werden diese Schätze für die Öffentlichkeit aufbereitet.

Jede Woche treffen sich sieben Männer für einige Stunden im Sieger-Köder-Zentrum Rosenberg, um diesen Schätzen aus dem Nachlass des berühmten Malers und Pfarrers auf die Spur zu kommen, sie zu sortieren, zu digitalisieren und zu editieren: Skizzen im typischen Stil von Sieger Köder (1925-2015), Notizen, kleinere und größere Malereien, persönliche Dinge. „Damit werden wir nicht mehr fertig, bis zu meinem Tod“, schmunzelt Gerhard Gaugler, einer der Sieben.

Sieger Köder war ein unglaublich fleißiger Künstler. So viele wertvolle Kunstwerke hat er in seinem Leben geschaffen. Nahezu sein kompletter Nachlass, alles, was sich in seiner Wohnung und in seinem Atelier in der Ellwanger Ulrichstraße angesammelt hatte, bevor er aus gesundheitlichen Gründen zu den Anna-Schwestern zog, hat nun seinen Platz in Rosenberg gefunden. „Was mach i denn jetzt mit dem ganza Gruscht?“, fragte sich damals Sieger Köder.  „Deshalb haben wir bereits zu Lebzeiten mit Sieger geklärt, wo was hinkommen soll“, erinnert sich Hermann Sorg, ein enger Vertrauter des Malerpfarrers.

Werke werden gescannt, gespeichert und verschlagwortet

Nun also sehen sich Hermann Sorg, Uwe Debler, Gerhard Gaugler, Thomas Stier, Hannes Rebele, Meinolf Roeren und Georg Schopf mit der Aufgabe betraut, diesen wertvollen Nachlass und die vielen Kleinode des Köderschen Schaffens für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. „Wir wussten anfangs gar nicht, wie wir das hinbekommen sollen“, blickt Uwe Debler zurück. Schließlich haben sich die Männer für eine Software entschieden, die den Ansprüchen gerecht wird. Alle wurden dann in dem Programm geschult, die Indizes wurden angepasst. Nun können die Werke SK’s gescannt, gespeichert und verschlagwortet werden, damit alle, die sich damit beschäftigen wollen, zurechtkommen. „Es gibt immer wieder Student:innen, die über das Werk Sieger Köders schreiben und sogar darüber promovieren“, weiß Hermann Sorg. Und auch für das Sieger-Köder-Zentrum selbst tun sich für die Präsentation der Werke und deren Zusammenhänge ganz neue Möglichkeiten auf.

Werk und Bibelgarten

„Erhalten, dokumentieren und verbreiten“, das sind die Schlagworte, unter denen das Sieger-Köder-Zentrum im Herzen Rosenbergs und an der jahrelangen Wirkungsstätte Sieger Köders (1975-1995) im Jahr 2011 eingeweiht wurde. Ein wunderbar angelegter Bibelgarten empfängt die Besucher:innen. Es sind circa 60 (von 120) Pflanzen, die allesamt in der Bibel erwähnt werden, überwiegend mediterran, zu sehen. Ein großes Kreuz dominiert den Garten. In mehreren Stationen wird das Leben Sieger Köders im Schauraum des Zentrums dargestellt: der Maler, die Glasfenster, der Pilger, die Plastiken, der Architekt und die Kapellen. Einen großen Raum nimmt die „Tübinger Bibel in Bildern“ ein, das theologische Fundamant Köders, wo im Sieger-Köder-Zentrum noch die Original-Druckplatten zu finden sind.

Einfach begeisternde Sachen hat Sieger Köder gemacht. Unter anderem den eher weniger bekannten „Osterweg“. Weil ihm die Passion zu schwermütig und zu traurig schien und das zentrale Geschehen des Glaubens, die Auferstehung, nicht zu sehen ist, wollte Sieger Köder einmal ein hoffnungsvolles Werk schaffen. Über den Landtagsabgeordneten Winfried Mack und Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat es das Büchle bis zu Papst Franziskus gebracht, wo der kleine Schatz auf große Anerkennung gestoßen ist.

„Das kann ich auch!“

Sieger Köder war ein zutiefst bescheidener Mensch. Er hat nichts aus sich gemacht und sagte auch immer: „Ich bin Pfarrer und Maler“. Dennoch wissen die Männer im SK-Zentrum, dass Sieger Köder bereits als kleiner Junge über ein gesundes Selbstbewusstsein verfügt haben muss. Denn netterweise haben sie nun eine Skizze gefunden, die Sieger Köder als Schulbub gezeichnet hat. Sie zeigt einen Maler vor seiner Staffelei. Darüber steht in altdeutscher Schrift: „Das kann ich auch“. 

95 Jahre lang hat Sieger Köder bewiesen, dass er „es auch kann“. Noch viel Zeit wird vergehen, bis sein großer Nachlass sortiert, digitalisiert und editiert ist. Doch als Wertschätzung für das große Können des Pfarrers und Malers Sieger Köder ist diese Arbeit eine Freude.

Sieger Köder Zentrum - Werk und Bibelgarten

Das Sieger-Köder-Zentrum befindet sich in der Ortsmitte von Rosenberg im Ostalbkreis, zwischen Ellwangen und Schwäbisch Hall gelegen. Das Zentrum ist jeden Sonntag von 11 bis 17 Uhr geöffnet.

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