In Biberach nutzen Christinnen und Christen der beiden großen Konfessionen die Stadtpfarrkirche am Marktplatz schon seit August 1548 gemeinsam. Etwa einmal im Monat predigt dort auch der evangelische Dekan Matthias Krack. Im Interview nimmt der 53-Jährige den gemeinsamen Kirchenpatron Martin von Tours und das Zusammenspiel mit der katholischen Kirchengemeinde in den Blick.
Herr Dekan Krack, wie feiern evangelische Christinnen und Christen in Biberach das Patrozinium am 11. November?
Wir denken natürlich in den Sonntagsgottesdiensten um den 11. November an den heiligen Martin, der ja der Namensgeber unserer Kirche ist. Es gibt viele Mitglieder unserer Kirchengemeinde, die an den Martinsfeiern der katholischen Kirchengemeinde teilnehmen. Einen eigenen Gottesdienst zum Patrozinium am 11. November oder ein spezielles Gemeindefest haben wir jedoch nicht.
„Heiligenverehrung“ klingt erst mal typisch katholisch. Welche Bedeutung haben für Sie Gestalten wie der heilige Martin aus einer Zeit, als es noch keine unterschiedlichen christlichen Konfessionen gab?
Die Heiligen sind sehr große Vorbilder im Glauben. Martinus hat beispielhaft seinen Glauben gelebt. Und man kann von ihm auch lernen und Anregungen für seinen eigenen Glauben bekommen. Wir verehren ihn nicht im eigentlichen Sinne, aber wir schätzen ihn sehr.
Das Teilen des Mantels, von sich abzusehen und zu merken, dass, auch wenn ich teile, immer noch genug für mich da ist, das ist ein prägendes Beispiel für gelebtes Christentum.