Veranstaltung

Der Großinquisitor in der Wiblinger Basilika

Der Ulmer Theater-Intendant liest Weltliteratur in der Wiblinger Basilika. Foto: DRS/Jerabek

Zu einer musikalisch-literarischen Zwiesprache zwischen der neuen Hauptorgel und einem Stück Weltliteratur kommt es am Samstag, 26. Juni in der Wiblinger Basilika.

„Du bist aber gekommen, uns zu stören. Morgen werde ich Dich verbrennen.“So rechnet der Großinquisitor in Dostojewskijs Roman „Die Brüder Karamasow“ mit dem auferstandenen Christus ab. Ein unerhörter Text, den Kay Metzger, Intendant am Theater Ulm, in musikalisch-literarischer Zwiesprache mit dem Organisten und Chordirektor DCV Wolfgang Treß am Samstag, 26. Juni, 19 Uhr, in der Wiblinger Basilika anlässlich der Einweihungsfeierlichkeiten der neuen Hauptorgel liest. Im Zentrum der außergewöhnlichen Zwiesprache zwischen Text und Orgelmusik steht die mit „Eine Phantasie“ überschriebene Binnenerzählung aus Dostojewskijs 1880 erschienenem Roman, einem der bedeutenden Werke der Weltliteratur.                                                                           

Die berühmte Passage führt ins Sevilla des 16. Jahrhunderts und beschreibt eine fiktive Begegnung des spanischen Großinquisitors mit dem Heiland. Dieser kam erneut unter die Menschen, wurde aber als Aufrührer verhaftet. Im Verhör erkennt der Großinquisitor zwar die Identität des Angeklagten an, doch weist er dessen Ansinnen zurück: die Menschheit sei für die ihr zugedachte Entscheidungsfreiheit nicht geschaffen. Das von der Kirche etablierte jahrtausendealte System der Regeln und Normen verheiße Glück und Beständigkeit jenseits von Freiheit. Der Gottessohn habe kein Recht, diese Ordnung zu stören.

Dostojewskijs Frage nach dem menschlichen Freiheitsbegriff weist über theologische Aspekte hinaus und hat eine politische Dimension. Seine Ansichten regten in ihrem ideologiekritischen Gehalt zahlreiche Philosophen von Nietzsche über Camus bis Sloterdijk sowie namhafte Theologen von Guardini bis Barth zum Nachdenken über das Freiheitsrecht des Einzelnen und totalitäre Bevormundung an, ein auch in zeitgenössischen Diskursen angesichts der Pandemiebekämpfung virulentes Thema.

Der Lesung aus Dostojewskijs Text fügt Wolfgang Treß, langjähriger Organist der Basilika, mit Kompositionen von Juan Cabanilles, Jaromir Weinberger, Joseph Rheinberger und Max Drischner eindrückliche musikalische Akzente hinzu.

INFO

Der Eintritt beträgt 10 Euro. Der Reinerlös der Veranstaltung kommt dem Orgelförderverein der Basilika Ulm-Wiblingen e.V. zugute.

Für die Lesung ist eine Anmeldung nicht erforderlich. Die Besucher müssen vor Beginn der Veranstaltung vor Ort ein Anmeldeformular ausfüllen.

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