Kirchenmusik

Der Orgelbau läuft

Eine Hauptorgel für die Wiblinger Basilika: Ein Kran hebt die Teile für die neue Orgel auf die Empore. Foto: DRS/Jerabek

Schon das Hämmern und Bohren der Handwerker ist „Musik“ in den Ohren von Orgelfreunden: Der Orgelbau in der Basilika in Wiblingen hat begonnen.

Über 2500 Pfeifen, das sind 45 klingende Register, die auf drei Manualwerke und das Pedalwerk verteilt sind, wird die neue Orgel verfügen. Klanglich soll sie sich an den berühmten Instrumenten von Johann Nepomuk Holzhey orientieren, der einst die Chororgel der Basilika gebaut hat; diese Orgel ist jedoch nicht mehr erhalten. Mit der neuen Orgel soll endlich das Lob Gottes in einer Weise erklingen, das den Raum der frühklassizistischen Basilika in seiner Gänze beschallen und die hervorragende Akustik optimal nutzen kann – 238 Jahre nach der Weihe der ehemaligen Klosterkirche. Denn die Säkularisation 1806 hatte den Bau der Orgel, für die Ende des 18. Jahrhunderts das Geld fehlte, verhindert.

Jetzt wird die klangliche und auch die optische Lücke auf der Westempore endlich geschlossen. Handwerker und ehrenamtliche Helfer hieven die zahlreichen Einzelteile der neuen Orgel auf die acht Meter hohe Empore; das leise Surren eines Elektrokrans markiert den Baufortschritt. Damit die mehr als zehn Tonnen schwere Orgel auf der Westempore überhaupt aufgestellt werden kann, musste die ganze Empore statisch verstärkt und „ertüchtigt“ werden: Stahlträger und ein Holzpodest wurden eingebaut.

Ein denkwürdiger Tag

Claudius Winterhalter aus Oberharmersbach im Schwarzwald wurde mit dem Bau beauftragt. Seine Orgelbauwerkstatt zählt zu den renommiertesten Betrieben in Deutschland und hat zum Beispiel die Chororgel in St. Eberhard in Stuttgart und die neue Orgel in der Wieskirche in Steingaden geschaffen.

Groß ist die Freude bei den Mitgliedern des Orgelfördervereins Basilika Ulm-Wiblingen e.V. „Wer hätte das gedacht, im März 2016, als wir mit dem Spendensammeln angefangen haben“, erinnert sich Dekan Ulrich Kloos, Pfarrer der Basilika St. Martin und Vorsitzender des Vereins. Der Baubeginn sei „ein denkwürdiger Tag, ein Freudentag“. Mehr als 830.000 Euro sind inzwischen zusammengekommen. Insgesamt belaufen sich die Kosten auf 1,3 Millionen Euro. Die sollen unter anderem durch (weitere) Pfeifen- und Registerpatenschaften aufgebracht werden; etwa 400 gibt es schon. Oberbürgermeister Gunter Czisch wirbt als Schirmherr dafür, „Bleibendes zu stiften“.

Segensfeier zum Baubeginn

Eine kleine Segensfeier markierte den offiziellen Start des Orgelbaus. Dekan Kloos segnete die Arbeiter mit der Heilig-Kreuz-Reliquie und nahm im Fürbittgebet auch schon die künftigen Organisten und Musiker in den Blick. Passend zum Anlass betete er auch Psalm 150, das „große Halleluja“: „Lobt Gott in seinem Heiligtum (…) Lobt ihn mit dem Schall des Widderhorns, lobt ihn mit Harfe und Leier! Lobt ihn mit Trommel und Reigentanz, lobt ihn mit Saiten und Flöte! Lobt ihn mit tönenden Zimbeln, lobt ihn mit schallenden Zimbeln!“

Auch wenn mit jedem Tag der Bau des Orgelgehäuses mehr und mehr Gestalt annimmt, soll es vier bis fünf Wochen dauern, bis die ersten Pfeifen eingesetzt werden können. Das Instrument soll sich so perfekt wie möglich in den Raum einfügen, seine Proportionen aufgreifen und seine Klarheit und Größe widerspiegeln. Die Orgel wird zwar auf die Stilistik der Zeit Bezug nehmen, aber eigenständig bleiben und als zeitgenössisches Instrument zu erkennen sein. Darum hätten sich alle Beteiligten von vornherein gegen einen historisierenden – barocken – Prospekt entschieden, heißt es beim Orgelförderverein.

Auf Bildern und einem großen Transparent ist schon zu sehen, wie die neue Orgel einmal aussehen wird. Bis die Wiblinger Basilika aber durch ihre Hauptorgel zum Klingen kommt, „um Menschen mit der Musik, die darin erklingt, wieder innerlich zum Klingen zu bringen“, wie Dekan Kloos formuliert, wird es noch etwas dauern: An Pfingstsonntag 2021 ist die Orgelweihe geplant.

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